Motorrad-Rüpel

Motorrad - Rüpel                               Stand : 2005

Zum besseren Verständnis der Ausgangssituation: der nun folgende Bericht versetzt uns zurück ins Jahr 2005, als Egbert noch einen Suzuki - Alto - Kleinstwagen fuhr.

Manche Motorradfahrer sind ja leider recht rüpelhaft. Zweifellos gibt es das auch bei Autofahrern, aber in so extrem überzogenen Maße nach meinen Erfahrungen jedoch seltener. Vielleicht sind meine Beobachtungen zufällig auch nur einseitiger, kann sein, will ich nicht ausschließen. Ich kann ja nur von meinen eigenen Erfahrungen ausgehen. Weil viele Motorradfahrer mit ihren schweren Maschinen unendlich schnell sind, fühlen sie sich in jeder Hinsicht restlos überlegen, was vielen von ihnen wohl auch den Geist vernebelt, da sie es dann jedem auch in anderer Hinsicht zeigen wollen. Eine Art Imponiergehabe sucht sich oft seinen Weg dadurch, dass man versucht, andere bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu unterdrücken oder irgendwie zu übertrumpfen. Diese Typen wollen jedem zeigen, dass sie so was wie der örtliche Herrscher sind, wo immer sie auftauchen. So stand ich diese Tage seit langem mal wieder an der Tankstelle und betankte meinen Suzuki, das heißt, ich wollte gerade mit dem Tanken beginnen. Nun war das an einer der heute schon recht selten gewordenen Klein - Tankstellen, die nur 3 Zapfsäulen haben. Aber gerade an dieser Tankstelle tanke ich sehr gerne, weil mir deren 70iger - Jahre - Flair gut gefällt und auch weil sie hier in der Gegend oft die günstigsten Preise hat. An 2 anderen Säulen wurde bereits von anderen Leuten getankt und ich wollte gerade den Zapfhahn aus der Verankerung nehmen. Da kam so ein Motorrad - Rüpel vorgefahren, stellte seine Maschine eng hinten neben meinen Wagen, entriss mir wortlos den Zapfhahn und begann seine Maschine zu betanken. Ohne zu fragen oder was, er grinste unter seinem Helm nur dreckig, soweit man das bei hochgeklappten Visier erkennen konnte. Seine Körperhaltung nahm dabei die Gestik eines aufgeblähten Pfaus an, der die Brust rausstreckt und hochnäsig über allem thront. Im Gegensatz zum Pfau hatte dieser Eierkopf jedoch leider keine schönen bunten Federn, sondern nur eine der üblichen schwarzen 0815 - Kutten, wie sie wohl fast jeder von dieser Sorte trägt. Nun bin ich nicht jemand, der mit solchen Typen eine Schlägerei oder ähnliches riskiert, wahrscheinlich wartet so einer ja auch nur darauf. Andererseits bin ich erst recht keiner, der sich so etwas gefallen lässt. Während er so zapfte wurde die erste Säule frei und ich zog dorthin vor und tankte nun gemütlich dort und liess diesen aufgeblähten Sack zunächst links liegen. Der Zufall kam mir zur Hilfe. Auf dem Boden lag ein vielleicht 30 cm langes Stück einer abgebrochenen dicken Zierleiste, vermutlich aus der benachbarten Waschanlage, wo sie an einem klapperigen Wagen abgebrochen war. Während ich noch zapfte, war der Motorrad - Rüpel schon fertig und ging ins Kassenhäuschen zum Bezahlen. Ich tat so, als ob ich mir einen Schnürsenkel zubinde und ergriff dabei das Stück Zierleiste und schob es an dessen Motorrad zwischen die Speichen des Hinterrades. Dann war mein Tankvorgang beendet und ich ging bezahlen. Dabei kam der Wichtigtuer bereits zurück vom Kassenhäuschen. Er hockte sich jetzt cool auf seinen Bock und wollte mit quietschendem Hinterreifen abstarten. Das machte er auch, aber da tat es einen Schlag und er stand wieder. Die Folgen dieser simplen und lächerlichen Zierleiste waren weitaus schlimmer, als ich erwartet hatte. Sie hatte wohl einige Speichen am Hinterrad des Motorrades aus ihrer Verankerung gerissen und dann auch noch die Kette vom Hinterradritzel geworfen. An Fahren war für den vorerst nicht mehr zu denken. Ich hatte eigentlich nur einen Schlag, also im Sinne eines lauten Klackgeräusches erwartet, der ihn erschrecken sollte, aber keine ernsthaften Zerstörungen. Das Schöne war aber, dass von der Zierleiste selbst gar nichts mehr dort lag, die war offensichtlich bei dieser Kraftentfaltung nach dem Anschlag an Speichen und Kette weit weg katapultiert oder vielleicht auch zerlegt worden. Man sah von dem Teil weit und breit überhaupt nichts mehr. Jedenfalls stand der ach so coole Typ wie ein Ochs vorm Berge und konnte sich das alles gar nicht erklären. Sehr vergnügt und mit einem garantiert viel breiteren Lächeln, als er zuvor gezeigt hatte, fast schon eher einem Lachen, fuhr ich dann nach dem Bezahlen von der Tankstelle weg. Wissen Sie, man mag zu solchen Aktionen seinen eigenen Standpunkt haben, aber so etwas lasse ich mir einfach nicht gefallen. Mit einem Lappenkeuler macht man das nicht ungestraft. Leider hat man nicht immer das Glück, gleich etwas Brauchbares zu finden, um wie in diesem Fall sofort eine schöne Gegenreaktion einzuleiten. Aber um mangelnde Einfälle bin ich in solchen Situationen nicht verlegen, darin bin ich fix, ohne nun in Selbstbeweihräucherung zu versinken. Ich hatte anfangs schon mal kurz die Idee, ihm einfach mit einer Zange die Spritleitung abzuzwacken, weil die mir direkt ins Auge sprang, da sie bei seiner Maschine seitlich am Tank weit abstand und ich auch gerade noch eine Zange auf dem Rücksitz liegen hatte. Ein anderer Gedanke schoss mir kurz durch den Kopf, vielleicht seine Maschine anzustoßen, so dass sie zur Seite kippt, während er im Kassenhäuschen bezahlt. Aber das wäre alles viel zu grob und augenscheinlich gewesen. Hier die Sache, die mir der Zufall zuspielte, war tausendmal besser. Während ich vergnüglich nach Hause fuhr, konnte er nun vor seinen defekten Speichen den aufgeblähten Pfau geben und mit der gleichen Coolness seine Mühle reparieren oder zu einer Werkstatt schleppen lassen.

 

Diesen Artikel gibt es auch in etwas anderer Aufmachung im PDF - Format:

Hier klicken ! Lappenkeuler - Artikel  “Motorrad - Rüpel” als PDF