Abzweigbahnen

Abzweigbahnen

Auf dieser Seite sollen komprimiert alle weiteren, kurzen Stichbahnen erwähnt werden, die wir bei unseren Erkundungen an der auf den Seiten Bahnstrecke und Stichbahn unerwartet noch entdeckt haben oder ggf. noch entdecken werden. Um diesen ehemaligen Bahnlinien jeweils eine eigene Seite zu widmen, wie wir es auf der Seite Stichbahn für eine davon getan hatten, das würde sich für die hier genannten Abzweiglinien nicht lohnen, da sie alle gemeinsam hatten, dass sie sehr kurz waren. Voller Erstaunen stellten wir bei den bisherigen Exkursionen am Gleis oder an den bereits gleislosen Trassen fest, dass hier in der Gegend früher bahnmässig wesentlich mehr los gewesen sein muss, als man es beim heutigen Anblick der eher spärlichen Überreste vermuten würde.

1) die Abzweigbahn, die vom zweiten Bahnhof der Hauptlinie nach links abzweigt.

Nachdem wir den Ausgangspunkt dieser Linie erneut aufgesucht hatten (siehe Seite Bahnstrecke ganz unten, das vorletzte Foto von dem Abzweig nebst Dampflok), war uns anfangs noch nicht klar, ob wir es hier wirklich mit einer weiteren Stichbahnlinie zu tun haben oder ob sich am Ende nur ein stillgelegtes Anschlußgleis dahinter verbirgt, welches früher mal ein Unternehmen oder einen Lagerplatz an die Schienenwelt angebunden hatte. Schon nach knapp 30 Minuten der Begehung des Gleises wurde uns schnell klar, dass es sich hier doch um die Überreste einer weiteren echten Bahnlinie handeln muss. Stellenweise war das Gleis noch in einem erstaunlich guten Zustand, an anderen Stellen hatte man bereits Abschnitte heraus getrennt. Rund 4 km von der Abzweigstelle entfernt tat sich östlich von dieser der erste, sehr gut erhaltene Bahnhof dieser Bahn auf. Nicht nur der Bahnhof selbst war sehr gut erhalten, auch die Strecke machte einen sehr

der erste,  gut erhaltene Bahnhof der Abzweigbahn

guten, fast schon gepflegten Eindruck. Vom Streckengleis zweigte noch ein Abstellgleis ab, welches früher mal in Höhe des Güterschuppens an einem Prellbock endete. Heute endet es kurz vorher an der Rampe vor dem Güterschuppen einfach so im Unkraut. Das Bahnhofsgebäude mitsamt sehr geräumigem Güterschuppen und diversen Anbauten befindet sich schon lange in Privateigentum. Das Gebäude ist in einem völlig anderen, wesentlich niedrigeren Baustil gebaut, als die anderen Bahnhöfe, die wir bislang aufgesucht hatten. Es gibt nur ein Obergeschoß in Vollhöhe, während es bei den meisten anderen Bahnhöfen zwei waren. Dafür ist das

Gebäude sehr breit gebaut, was für viel Platz im Erd- und Obergeschoß sorgt. Das Dachgeschoß dürfte unterdessen in weiten Bereichen unter den Dachschrägen verlaufen und eher wenig Platz bieten. Vermutlich ist es nur Dachboden. Alles ist adrett renoviert und in sehr gutem Zustand. Im Obergeschoß wohnt der heutige Eigentümer, im Erdgeschoß, der Güterhalle sowie den beiden Anbauten auf der Westseite (rechts) befinden sich irgendwelche Werkstätten für Geräte oder sowas ähnliches. Von außen sah man durch die stellenweise großzügigen Fenster mehrere Leute an Werktischen arbeiten, die offensichtlich Kästen mit Armaturen und Meßgeräten bestückten. Der alte Bahnsteig ist auch noch vorhanden und heute dicht mit Gras bewachsen. Das Dorf liegt links außen südöstlich von dem Bahnhof und beginnt gleich links, quasi neben dem Foto mit zunächst einigen wenigen, weit verstreut liegenden Häusern, während es weiter nach links dann größer wird. Wir schätzen, dass es etwa um die 500 - 700 Einwohner stark sein dürfte. Die landschaftliche Lage von allem ist aber durchaus sehr schön und hat etwas gemütliches, schön eingebettet in eher sanft anschwellende Hügel, die aber für sich genommen doch schon eine stattliche Höhe haben. Leider spielte an dem Tag morgens das Wetter nicht so recht mit, es war recht diesig und klamm, wodurch die Schönheit der Landschaft auf dem Bild nicht so rüber kommt.

So ging unsere Reise weiter zum nächsten Bahnhof dieser Abzweigbahn. Auch hier überall ein recht sauberes, wenn auch stellenweise leicht verworfenes Gleis, welches den Eindruck erweckte, als wären erst vor kurzem noch regelmässig Züge gefahren. Im Bereich des nächsten Bahnhofes konnten wir kein Gebäude mehr ausmachen, aber eine noch sehr große, gepflasterte Ladestraße, die von ortsansässigen Speditionen schon zum Abstellen ihrer Laster in Beschlag genommen worden war. Es hatte dort

Bereich eines früheren Bahnhofs

mal ein Bahnhofsgebäude gegeben, dass soll ungefähr links in Bildmitte gestanden haben, wo der dichte Ginsterbewuchs ist. Leider wurde es bereits vor rund 20 Jahren wegen starker Baufälligkeit aus Sicherheitsgründen abgerissen, wie uns ein Man von der Spedition sagte, der dort herum lief. Er wusste auch zu berichten, dass der Personenverkehr auf dieser Bahn bereits 1967 eingestellt wurde, der Güterverkehr sei sehr sporadisch noch bis vor etwa 3 Jahren gelaufen, nachdem er zuvor zwischenzeitlich schon über ein Jahrzehnt geruht hatte, als ihn die DB etwa um 2000 herum einstellte und ein Privatunternehmen ihn von 2011 bis 2014 noch mal kurz aufleben ließ. Nur knapp

am dritten Bahnhof standen Bauzugwagen

2 km weiter folgte schon der nächste Bahnhof. Dort kam Erstaunen auf, denn erstens gab es noch recht weit reichende Gleisanlagen und zweitens standen auf einem Abstellgleis zwei Bauzugwaggons, ähnlich wie wir einen bereits weiter oben hinter einer abgestellten Lok gesehen hatten (siehe Seite Bahnstrecke unten). Neben dem alten Streckengleis gab es hier noch eine Umfahrung und 2 Abstellgleise, wovon sich aber Teile im Abbruch befanden, wie man gut an dem links - mittigen Gleis erkennt, welches

schon teils herausgerissen wurde. Es gab auch noch ein Bahnhofsgebäude, das lag quasi 500 m im Rücken des Fotografen, war aber erstens sehr stark von Baumbewuchs zugewachsen und zweitens sehr weiträumig umzäunt. Ein schimpfender Mann betitelte uns von weitem schon als Fotoschmarotzer und Drecksäcke und warnte uns, näher an das Bahnhofsgebäude heran zu kommen, dann würden wir Bekanntschaft mit einem Hammer machen. Der Mann war sehr zornig und aufgebracht und schien eine tiefe Abneigung gegen Fotografen zu haben. So sei auf ein Foto seines ohnehin hinter Bäumen versteckten Bahnhofs verzichtet. Das Gebäude unterdessen war eher wieder in ähnlichem Baustil errichtet, wie wir ihn schon auf der Seite Bahnstrecke an einigen Gebäuden vorfanden. Es machte aber leider einen sehr heruntergekommenen und fast baufälligen Eindruck. Neben dem Gebäude liefen einige Ziegen herum, es türmten sich Berge von Unrat und mindestens 50 alte Waschmaschinen lagen auf einem Haufen. Alles sehr unappetitlich. Ein paar

km weiter folgte der nächste Bahnhof in einem  größeren Ort, wo auch der Bahnhof deutlich größer war. Verwunderlich schien, dass am Bahnsteig zwei ältere Damen standen, gerade so, als würden sie auf den nächsten Zug warten, obwohl auf der Strecke ja keine Züge mehr fahren. Der Grund war einfach, hier hatte man die Not zur Tugend gemacht. Der Bahnhof wurde von der Gemeinde gekauft und seitlich daneben fahren heute Linienbusse ab, in die verschiedensten Himmelsrichtungen. So wurde aus dem normalen Bahnhof so eine Art Busbahnhof und der Warteraum im Bahnhofsgebäude blieb Warteraum, jetzt für die

der vierte Bahnhof der Strecke

Busreisenden, während in etlichen anderen Räumen eine Außenstelle des Rathauses einzog, also heute Verwaltungsbüros sind. Auch hier liegt das alte Streckengleis noch. Das Bahnhofsgebäude ist in einem völlig anderen Baustil gebaut, der etwas Norddeutsches hat. Im gleichen Klinker - Baustil ist seitlich noch ein riesengroßes, altes Lagerhaus angebaut. Vermutlich wurde alles auch früher gebaut, als oben das Gebäude vom ersten Bahnhof, da dieser Baustil älter wirkt. Wir fuhren

auch hier gabs ein Bahnhöfchen

weiter und kamen nach etwa 6 km zum nächsten Bahnhof, er entpuppte sich als Bahnhöfchen, ein sehr kleines Gebäude, welches vom neuen Eigentümer zu einer Art Werkstattschuppen umgebaut wurde. Früher gab es dort die Seltenheit eines Fahrkartenschalters nach außen, das war dort, wo heute die weisse Abdeckplatte eingebaut ist. An der linken Tür war mal ein Warteraum, die mittlere führte zum Dienstraum.

Hier weiter vor lag nur das Streckengleis, weitere Gleisanlagen gab es dort nicht. Das Dorf liegt etwa 70 m weiter rechts oben daneben. Das kleine Gebäude wurde sichtlich mal renoviert und befindet sich in gutem Zustand. Die heutigen Stahltüren sind sicherlich nicht original und wurden erst kürzlich eingebaut, weil noch die Herstellerschildchen drauf pappten. Auch die Gitter an den Fenstern sind wohl neueren Datums. Ob die etwas seltsame türkisgrüne Farbgebung früher schon so war, ist eher unwahrscheinlich. Kurz vor Mittag hellte das Wetter deutlich auf, die Sonne kam raus und da machte das Erkunden gleich doppelt soviel Spaß. Nur 2 km weiter folgte das Gelände

des nächsten Bahnhofs, von dem nur noch ein üppiger, schöner alter Güterschuppen übrig war. Das eigentliche Bahnhofsgebäude existierte offensichtlich nicht mehr. Ein älterer Herr, der dort herumlief, erzählte uns wutentbrannt, dass das Bahnhofsgebäude ungefähr 1990 abgerissen worden sei, obwohl es noch in einem sehr guten Zustand gewesen wäre. Sein Sohn habe damals das Gebäude kaufen wollen, aber noch bevor alles in die Gänge gekommen wäre, sei alles in

Güterschuppen als einziger Rest eines ehemaligen Bahnhofs

einer Art “Nacht und Nebel - Aktion” dem Erdboden gleich gemacht worden. Er meinte, später habe er mitbekommen, dass man damit irgendwelche unterirdischen Anlagen vertuschen und verbergen wollte, die vom Kellergewölbe des Bahnhofs ihren Ausgang nahmen und von denen keiner etwas wissen sollte. Deswegen habe man dort auch im großen Umfeld hinter hohen Absperrzäunen wochenlang das ganze Bahnhofsumfeld regelrecht umgepflügt und keinen Stein auf dem anderen gelassen. Diese Arbeiten führten nach seinen Ausführungen zugleich dazu, dass ab dort keine Gleise mehr lagen, weil die weg mussten, da man ansonsten nicht an die verborgenen Anlagen gekommen wäre. Fakt ist, dass bei dieser Abzweiglinie das Gleis rund 300 m vor diesem ehemaligen Bahnhof endet und ab dort alle Gleise damals abgerissen wurden. Das sieht man auch auf dem Güterschuppenfoto, seitlich liegen noch ein paar breit verteilte Reste von Schotter, am Güterschuppen selbst führt heute anstelle des Gleises ein unbefestigter Matschweg vorbei. Die Ladekante zeugt noch davon, dass dort früher ein Gleis lag, wo dann Waggons zum Beladen in einer Ebene mit dem Güterschuppen lagen. Ab diesem Bahnhof nahm die Bahnstrecke einen fast knickähnlichen Verlauf, in dem sie plötzlich stark nach Norden verschwenkte. Von Bahnstrecke kann man allerdings nicht mehr wirklich reden, weil ab diesem Bahnhofsbereich dort auf dem gesamten Rest der ehemaligen Trasse keine Gleise mehr liegen. Da nach Auskunft des älteren Herrn der nächste Bahnhof dieser Strecke zugleich der alte, ehemalige Endbahnhof dieses Bähnleins sein sollte und nur noch 3 km entfernt läge, beschlossen wir, das Auto im Bereich des Güterschuppens stehen zu lassen und den Rest zufuss auf der alten Trasse zu wandern. Das bot sich an, weil trotz des seit Jahrzehnten abgebauten Gleises nur wenig zugewuchert war. Überall prägte noch eine gut sichtbare Schotteroberfläche das Erscheinungsbild. Alsbald wurde der alte

größerer Endbahnhof dieser Abzweigbahn

Endbahnhof erreicht. Er gehört zu einem schon deutlich größeren Dorf, welches rund 4500 Einwohner haben soll. Das Bahnhofsgebäude war schon ein stattliches Bauwerk und machte einen gut erhaltenen Eindruck. Mit großer Güterhalle aus Bruchsteinmauerwerk. Am Bahnhof waren gerade umfangreiche Bauarbeiten im Gang, die interessante Einblicke boten. Wo früher mal das Gleis lag, hatte man sehr tief ausgebaggert und dadurch wurde eine aus Beton gemauerte, alte Bahnsteigunterführung wieder freigelegt, die man

auf dem Foto sehr gut am nördlichen (rechten) Ende des Bahnhofsgebäudes unten sieht. Deren Eingänge waren bereits vor Jahrzehnten einfach verschlossen und zugeschüttet worden, wobei die Unterführung selbst unverfüllt erhalten blieb. Damit aber nicht genug, wer etwas genauer hinsieht, erkennt im Kellergeschoss des Güterschuppens mehrere alte, bogenförmige Durchbrüche, die wohl auch mal in eine unterirdische Anlage oder vielleicht eine frühere, noch ältere Unterführung führten. Am eigentlichen Bahnhofsgebäude gibt es ebenfalls noch so einen einzelnen Durchbruch, der gleich vorne, oberhalb des unten quer laufenden Rohres ist. Kayla meinte schon, dass sich die ehemalige Betonunterführung gut dazu anbieten würde, sie zu einer Tiefgarage umzufunktionieren. Der Baustil dieses Bahnhofs war wieder etwas anders, als bei allen bisherigen Bahnhöfen. Im ersten Moment erinnert er mehr an den Baustil eines normalen Mehrfamilienhauses, an welches man eine Güterhalle angebaut hat. In dem Bahnhof müssen früher zahlreiche Gleise gelegen haben, was man heute noch an der enormen Breite des ehemaligen Gleisbetts erkennt. Etwa 100 Meter gegenüber des ehemaligen Bahnhofs befindet sich, quasi am anderen Ende des früheren Gleisbetts, eine größere Fabrikhalle, die früher wohl mal zu einem Werk für Keramikprodukte gehörte. Diese Fabrik scheint geschlossen zu sein, wirkt aber gut erhalten. In den nächsten Jahren wird sich das Aussehen dieses alten Gleisbettbereichs vermutlich drastisch verändern, da dort jetzt schon alles abgebbaggert und planiert war, ähnlich wie hier am rechten Bildrand die ebene Fläche. Man kann davon ausgehen, dass dort ein großes Neubaugebiet entsteht, welches dann die freie Lücke zwischen Bahnhof und der Fabrikhalle dicht schließt, womit nach einer neuen Bebauung dann optisch fast nichts mehr daran erinnern wird, dass es hier überhaupt mal eine Bahnstrecke gegeben hat. Nur das Bahnhofsgebäude bleibt dann als einziges Relikt dieser Zeit noch übrig.

Damit waren wir am Ende dieser Abzweigbahn angekommen und wanderten über die Strecke zurück zu unserem Auto an dem Lagerschuppen des ehemaligen, vorherigen Bahnhofs.


2) Abzweigbahn Nr. 2 - eine weitere Abzweigbahn tut sich auf

Einmal auf den Geschmack gekommen, haben wir uns alte Unterlagen aus den 1950er Jahren beschafft, die dazu führten, dass wir eine weitere, kurze Abzweigstrecke entdeckten, die von einem Bahnhof der unter “Bahnstrecke” beschriebenen Linie abzweigte und von der es sogar noch relativ viele Relikte gibt. Die Findung des Ausgangspunktes dieser Strecke war unterdessen rechtschwierig, da diese Bahnlinie zum großen Teil in einer Art Mittelgebirgs - Hintertal verläuft, wo es kaum Dörfer und Straßen gibt. Diese Bahn nimmt doch tatsächlich am heutigen Endbahnhof der auf der Seite “Bahnstrecke” beschriebenen Linie ihren Ausgang. Obwohl wir glaubten, diesen Bahnhofsbereich bei unserer Erkundung vor Monaten genau inspiziert zu haben, wurden wir nun eines besseren belehrt. Das war dem Umstand geschuldet, dass wir damals zu faul waren, das doch schon recht großflächige Areal wirklich komplett zu begehen. Wir hatten uns vorwiegend nur im Bereich des Bahnhofsgebäudes genauer umgesehen, doch das relativ weite Gleisfeld davor in südliche Richtung nur grob von weitem inspiziert, weil dort das Meiste ohnehin schon rausgerissen war. Genau in der Ecke nahm aber die alte, heute noch in Fragmenten erhaltene Bahnlinie ihren Anfang. Man muss sagen, welchen eigenwilligen Blödsinn man da betrieben hat, das will einem nicht einleuchten. Es gibt Streckenbereiche, die liegen noch komplett, dann fehlen wieder ein paar

Rest einer weiteren Abzweigbahn

 Kilometer, dann folgen einzelne Reste oder komplett ausgestattete Anlagen sowie Ecken, wo man mal angefangen hatte Teile raus zu reissen, aber nicht weitergemacht hat. Typisch für diese Situation ist gleich ein Bereich wo die Bahn am Ende des Ausgangsbahnhofs in einem Seitental mündet (siehe Foto). Rechts sieht man noch das Streckengleis der Hauptlinie links das Gleis eben dieser Abzweigbahn, um die es hier geht und mittig endet nach der Weiche schon

alles im Nichts. Solche und ähnlich unkomplette Stellen sind typisch für diese Strecke oder das, was von ihr noch übrig ist. Wie unschwer zu erkennen ist, gibt es in Teilbereichen viel Bewuchs auf

der Trasse, in anderen Bereichen trotz lange zurück liegender Stilllegung wirkt es fast, als wäre erst gestern der letzte Zug drüber gefahren. Nur knapp 3 km hinter der oben abgelichteten Stelle des Abzweigs tut sich das Bild rechts auf. Im Vordergrund Trassenreste ohne Gleis, mittig gibts noch alte Mauerreste des früheren Bahnhofsgebäudes und weiter hinten steht noch ein schmales Gebäude (hier so gerade am Dach zu erkennen). Es ist kein Güterschuppen, eine Art Toilettenhaus vielleicht. Warum man ausgerechnet das stehen ließ und

hier war früher mal ein Bahnhof !

alles andere nahezu blindwütig platt gemacht hat, läßt sich nicht erklären. Vor allem in dieser landschaftlich wirklich wunderschönen Lage hätte sich ein Bahnhofsgebäude locker zu einem guten Preis verkaufen lassen, davon sind wir überzeugt. Der zugehörige Ort liegt etwa 500 m vorher, von dort aus zweigt der Weg ab, den man im rechten Bildteil noch sieht. In weiteren 3 km

noch ein abgerissener Bahnhof

weiter, dort ist zufuss heute kein Durchkommen mehr, weil alles sehr dicht zugewuchert ist. Per Auto ging es dann ins nächste Dorf in dieser Richtung. Dort flachte die Gegend deutlich ab, aus Bergen wurden sanfte Hügel. Aus unserer Sicht erfreulich: hier gab es tatsächlich den alten Bahnhof noch! Sein Zustand war zwar alles andere als gut, aber immerhin, es gibt ihn noch. Im Erdgeschoss waren alle Fenstern und Türen mit Kalksandsteinen zugemauert worden, es gibt eine sehr lange Güterhalle, die sichtlich mal in mehreren Etappen verlängert wurde und die im Gegensatz zum Bahnhofsgebäude noch sehr gut

Entfernung folgt ein weiterers abgerissnes Bahnhofsgebäude, wovon aber noch etwas höhere Mauerreste übrig geblieben sind. Der gesamte Keller scheint noch weitgehend erhalten zu sein, Reste der Außenmauern sind an einigen Stellen noch relativ hoch erhalten. Im Vordergrund sieht man noch das Schotterbett der ehemaligen Trasse. Von den Resten kann man grob darauf schließen, dass das Gebäude mal so ähnlich gebaut gewesen sein müsste, wie das vom hierauf folgenden dritten Bahnhof an der Strecke. Hinter diesem Bahnhof ging die Strecke rechts zwischen den beiden Bergen

der dritte Bahnhof dieser Strecke ist noch vorhanden

erhalten ist. So, wie es aussieht, wird diese Güterhalle aktuell noch genutzt. Das alte Gleis, welches dicht an Bahnhof und Güterhalle vorbei läuft, liegt noch und wurde im vorderen Bereich einfach mal mit Asphalt überdeckt und weiter hinten sprießt das Unkraut dazwischen. Das Bahnhofsgebäude steht leer und hat viele Baumängel, aber soweit man es von außen beurteilen kann, ließe sich mit einem vertretbaren Maß an Aufwand wieder etwas schönes daraus machen. Es stand zwar ein Auto daneben, aber eine junge Frau, die damit später wegfuhr kam nicht aus dem Gebäude, sondern 50 m weiter links (hier nicht sichtbar) stand ein kleines Gebäude, woraus die kam. Das Dorf liegt gleich im Hintergrund und ist schon etwas größer, schätzungsweise um die 2000 Einwohner. Etwa 200 m vor dem Bahnhof (von links gesehen) gab es eine komische

die Bahnwildnis

Stelle, die von Kayla als Bahnwildnis bezeichnet wurde. Das alte Streckengleis führte an einer Art Türmchen vorbei, welches oben eine über Treppe begehbare Plattform aufwies, davor lagen diverse Gleisreste, dahinter lagen gleich komplette Achsen und Untergestelle von Waggons und ähnliches Zeug herum, so als habe dort früher mal einer versucht solche Bahnfahrzeuge zu reparieren oder zu zerlegen. Der frühere Sinn des sehr stabil gemauerten Türmchens mit der Treppe erschloss sich uns nicht. Kayla meinte, vielleicht hätte man davon aus an Waggons die Dächer gereinigt. Wäre

denkbar, die Höhe käme sicher hin. In die andere Richtung, also hinter obigem Bahnhof, folgt nach knapp 1 km sogar noch ein recht gut erhaltener Tunnel. Hier gibt es das Kuriosum, dass exakt bis zum Ende des Tunnels noch das Gleis liegt, danach nicht mehr. Der Tunnel war immerhin über 300 m lang, was beim zufuss durchwandern einem schon wie eine halbe Ewigkeit vorkommt, vor allem weil man da so gut wie nichts mehr sieht. Man glaubt, die Dunkelheit wolle wohl nie enden. Zum Glück hatten wir unsere LED - Taschenlampen mit, die für Aufhellung sorgten. In dem kühlen und zugigen Bauwerk herrschte ein Geruch, der einen

sogar einen Tunnel gibts noch
verfallener Bahnhof von innen

glauben ließ, dass gerade eben noch eine Dampflok durchgefahren wäre. Vermutlich hat sich dieser Geruch von zahllosen Fahrten vor Jahrzehnten ins Gestein und in jede Fuge eingebrannt. Auf der nun wieder gleislosen Trasse wanderten wir noch etwa 2 km weiter, bis wir an einen sehr verfallenen Bahnhof kamen, wo schon die meisten Zwischendecken eingestürzt waren. Den haben wir zur Abwechslung mal von innen fotografiert. Kein schöner Anblick, aber so unermüdlich arbeitet eben der Zahn der Zeit,

wenn Jahrzehnte nichts mehr investiert wird. Das Gebäude war im Baustil etwas ähnlich, wie der oben gezeigte Bahnhof, allerdings deutlich kleiner. Da wird vermutlich auch niemand mehr etwas retten, weil der Aufwand es herzurichten höher wäre, als abzureissen und neu zu bauen. Ein altes Schaltpult

altes Schaltpult im Bahnhof

gab es im gleichen Gebäude unten noch zu bestaunen, welches sich im Dreck der Jahrzehnte noch halbwegs rüber gerettet hatte und dort im Erdgeschoss noch an einer Wand montiert war. Ob das etwas zum Stellen von Weichen und Signalen war, glaube ich eher nicht, die genaue Funktion ließ sich auf die Schnelle nicht heraus kriegen. Etwa 100 m weiter längs der ehemaligen Strecke

alte Werkstatthalle

tat sich noch diese prächtige Werkstatthalle mit sehr schönen Rundbogenfenstern auf. Diese war noch relativ gut erhalten, wurde aber zunehmend vom Grün der Vegetation zurück erobert. Eine Lokhalle war es nicht, auch wenn im Baustil eine gewisse Ähnlichkeit zu solchen Objekten vorhanden ist, aber dafür war die Breite des Gebäudes zu gering (hier nicht erkennbar). Man hätte keine Loks rein bekommen und zudem gab es keine Gleisanschlüsse zu dem Gebäude. Eine alte Werkstatt halt. Da wären wir durchaus gerne mal rein gegangen, aber die Türen waren sogar noch dicht verschlossen und sowas ist uns heilig, wir brechen nichts auf, auch wenn es marode wirkt. Zu ist zu, das ist goldenes Gesetz für uns. Die ganze Gegend um diesen Bahnhof wirkte wie ausgestorben.

Weit und breit keine Ortschaft, keine Bebauung, keine Menschenseele. Die alte Zufahrtsstraße wucherte schon mit Unkraut zu und in 10 Jahren gibts hier nur noch ein grünes Dickicht, wo man von den ehemaligen Gebäuden gar nichts mehr sehen wird. Schon bald taten sich wieder die für

diese Strecke so typischen Kontraste auf. Noch nicht mal einen Kilometer weiter begann die Strecke wieder und sah fast wie neu aus. Obwohl es eine Stichbahn ist, wo eine Inselbefahrung in dem Abschnitt nicht zu erwarten ist. Kein Unkraut, kein Bewuchs und selbst der Rost auf den Schienen hielt sich in Grenzen. Sehr komisch. Wie frisch abgeschnitten begann ab dieser Stelle, die in der Nähe eines kleinen Dorfes lag, wieder die Gleiswelt. Wegen des Zustandes vermuten wir, dass dort vielleicht ein Abbautrupp mit so einem kombinierten Schienen- und Straßenbagger oder einem ähnlichen Zweiwege - Fahrzeug unterwegs ist und die abgerissenen Gleise dann per LKW auf der Straße abtransportiert werden, denn anders wäre der

Gleisende (oder - Anfang)

befahren wirkende Zustand kaum zu erklären. Eigentlich hatten wir vor, auch noch den hiernach folgenden Endbahnhof dieser kurzer Abzweigstrecke zu besuchen, jedoch verschlechterte sich das Wetter plötzlich schlagartig. Starkregen machte eine Begehung der Strecke unmöglich, überhaupt

Ehemaliges Bahnhöfchen, heute Bushaltestelle

war an einen Aufenthalt draußen nicht mehr zu denken. So fuhren wir an dem Tag nach Hause, um dann 2 Tage später morgens wieder vor Ort zu sein und den Rest noch abzuarbeiten. In dem Dorf stießen dabei auf das frühere Bahnhofsgebäude, es war ein Bahnhöfchen aus Sandstein gemauert, wo heute ein gepflasterter Parkplatz an der Stelle ist, wo früher das Gleis lag. Quer zum Gebäude ist heute ein Buswartehäuschen. Das Bahnhöfchen war hier einst eine ungewöhnliche Kombination

aus Bahnhofsgebäude und Güterschuppen in einem. Auf der Gleisseite war ein Rolltor zum Beladen von Güterwagen, während auf der Straßenseite (hier nicht sichtbar) die normale Tür für Fahrgäste war. Durch die gleiche Tür betraten und verließen sie früher den Bahnhof, wenn der Zug kam. Durch die kompakten Maße waren die Wege ja nicht weit. Das Gebäude ist in einem sehr guten Zustand und heute in Privatbesitz. Es ist nicht bewohnt, sondern eine Art Dorfladen. Weiter entlang der Strecke herrschte an dem Morgen Nebel, den es dort häufig zu geben scheint. Start der weiteren Erkundung war an obiger Stelle des Gleisendfotos. Wir liefen über das Gleis, da mit Zügen ja nicht zu rechnen war. Wir wanderten und wanderten, als nach über einer Stunde immer noch kein Bahnhof in Sichtweite war, wurden wir langsam nervös, weil wir ja nicht wussten, wie weit es wirklich bis zu der Endstation war und weil wir ja auch alles wieder zurück laufen mussten, um ans Auto zu gelangen. An einer Stelle lag 50 m vom Gleis ein Bauernhof, wir haben den Bauern gefragt, der gerade mit einem Trecker dort herum fuhr, wie weit es bis zu dem Endbahnhof noch ist. Der wunderte sich sehr, dass sich jemand für einen Bahnhof interessiert, an dem schon seit etwa 30 Jahren keine Züge mehr fahren. Mit dem Extra - Hinweis, dass wir dort aber bloß nicht auf einen Zug warten sollten, das könnte etwas länger dauern, teilte er mit, dass es noch über 2 km weit entfernt läge. Als wir wieder zurück zum Gleis gehen wollten, bot er uns an, uns mit dem Traktor dorthin zu fahren, weil er ohnehin in dem Ort 8 Säcke Kunstdünger abholen müsse. Das Angebot nahmen wir gerne an und so tuckerten wir auf seinem Fendt - Trecker innerhalb von knapp 10 Minuten mit bis direkt vors Bahnhofsgebäude. Wir bedankten uns und der Landwirt hatte Spaß, mal was anderes erlebt zu haben. Zu Haus hat der später bestimmt von den “komischen Vögeln” erzählt, die da an einen Bahnhof wollten, an dem seit 30 Jahren keine Züge mehr fahren. Das Bahnhofsgebäude machte schon was her, im Baustil wieder etwas ähnlich,

Endbahnhof der zweiten Abzweigbahn

hätte. Aus einiger Distanz wurde das Foto von der Gleislage des Endbahnhofs gemacht. Es gab sogar noch 2 Gleise, die beide im Bereich des Bahnhofs über eine Weiche verbunden waren. Auch hier machten die Gleise fast einen gepflegten Eindruck, als wäre erst kürzlich ein Zug darüber gefahren, es gab kaum Bewuchs mit Unkraut. Nur bei genauer Betrachtung sah man, dass das Gleis stellenweise verworfen war, also leicht geknickt, könnte man sagen. Am rechten Bildrand sieht man im Morgendunst den schönen Güterschuppen, der ziemlich groß und sehr gut

wie einige andere Bahnhöfe an der Haupt- und auch an der Stichbahnstrecke, aber doch etwas speziell, weil deutlich breiter. Das Treppenhaus, was bei den anderen Bahnhöfen oft wie ein Turm rundlich seitlich angeflanscht ist, war hier rechts  in einem eigenen Gebäudeteil untergebracht. Auf der Gleisseite waren in diesem Gebäudeteil weitere Zimmer im ersten und auch im zweiten Stock. Wegen eines Abwassergrabens im Rücken, war leider kein Fotostandort möglich, wo man das ganze Gebäude drauf bekommen

Gleislage vor dem Endbahnhof

erhalten war. Er ist nicht an obigem Bahnhofsgebäude angebaut, sondern steht quasi 50 m links davor als eigenständiges Gebäude. Zwischen dem Schuppen und dem eigentlichen Bahnhof war dann eine asphaltierte Zufahrt, die direkt auf dem ersten alten Bahnsteig am Gebäude endete. Das Bahnhofsgebäude stand leer, war aber in einem guten Zustand. Nichts war verwahrlost, vergammelt oder beschädigt. Im Eckfenster zum Überweg hing noch ein vergilbtes Plakat, welches mögliche Fahrgäste darauf hinwies, dass “ab sofort” keine Züge mehr dort fahren würden und Reisende sich bitte in die Ortsmitte zur Bushaltestelle “Am Kratzberg” begeben möchten, da ab dort die Ersatz - Busse verkehren. Unterstempelt mit einem Datum aus dem Jahr 1987. Ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass der Bahnhof seit 1987 ungenutzt leer steht, weil er dafür zu gepflegt aussieht. Es wirkte so, als ob in dem Eckraum früher eine Bahnhofsgasstube gewesen sei. Gleisseitig sah das Gebäude ähnlich aus, nur dass oben überall Wohnungsfenster waren, ähnlich wie auf der linken Eckseite. Beide Gleise endeten ungefähr 150 m hinter dem Bahnhof jeweils an einem Prellbock. Beide Prellböcke waren noch vorhanden. Und so endete dort im Prinzip auch unsere Erkundung dieser zweiten kleinen Abzweigbahn. Da unser Auto noch in der Nähe des vorderen Gleisendes an dem kleinen Dorf stand, mussten wir nun notgedrungen die ganze Strecke zufuss auf dem Gleis zurück watscheln, da hier keiner mit dem Traktor aufkreuzte, um uns mitzunehmen. Dadurch sahen wir dann auch noch, dass sich dieses zweite Gleis sehr weit bis vor den Bahnhofsbereich hin zog, wo es schätzungsweise 1,5 km vor dem Bahnhof im Nichts einfach so endete, also im Schotter. Man konnte im Schotter aber noch gut erkennen, dass es ursprünglich noch etwa 500 m weiter verlief und dann dort mittels einer Weiche auf das eigentliche Streckengleis stieß.


3) Abzweigbahn Nr. 3 - die gut versteckte

Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, erfuhren wir, dass es weit oben, im längst abgerissenen nördlichen Bereich der Bahnlinie, die auf der Seite “Bahnstrecke” beschrieben wird, auch noch eine weitere Abzweig - Stichbahn gegeben hatte. Nun ist es ungleich schwieriger, davon alleine schon nur den Ausgangsbahnhof heute noch zu finden, wenn a) schon lange alles abgerissen ist und b) wenn man gar nicht weiss, ab welchem früheren Ex - Bahnhof die mal ihren Ausgang nahm.

Mehr planlos suchten wir nochmal einige der alten Bahnhöfe und ehemaligen Bahngrundstücke auf, die im nördlichen, heute gleislosen Bereich der auf der Seite “Bahnstrecke” beschriebenen Linie liegen. Dabei richtete sich unser Augenmerk besonders auf die Erkennbarkeit ehemaliger Abzweiglinien, die also zusätzlich zum bereits bekannten Streckenverlauf einen zweiten Verlauf hinterlassen haben. Sowas müsste man mit etwas Geschick oder eher Glück heute doch auch noch erkennen können. Wir fanden dann durchaus einige Punkte, die Erfolg versprachen, die sich jedoch meistens wenig später als Überrest der Trasse eines ehemaligen Ladegleises oder etwas ähnlichem entpuppten. Deren Trassenreste beschränkten sich dann auf wenige hundert Meter oder in Einzelfällen auch mal auf einen Kilometer, wo sie dann spurlos abbrachen, eben weils keine Spuren mehr geben konnte, da diese Trassen niemals weiterführten. Eines Tages durchkämmten wir so das schon ansehnliche Gelände des ehemaligen Bahnhofs, wo heute noch der alte, seltsam gebaute Schuppen mit dem Ausschlackstellen - Schild existiert. Es war damals schon klar, dass es dort mal relativ umfangreiche Anlagen gegeben haben muss, somit sprach schon einiges für die These, wenn da oben irgendwo ein Abzweig existiert hatte, dann am ehesten dort. So sehr wir auch suchten, mehr als die Reste von Abstellgleisen oder irgendwelchen (vermuteten) Zufahrten zu einem möglicherweise früher dort mal vorhandenen Lokschuppen, fanden wir nicht. Unser Gewühle in dem Bereich war allerdings einem Wanderer aufgefallen, der aus dem benachbarten Ort stammt. Der gesellte sich zu uns und fragte, ob wir möglicherweise irgend einen Wertgegenstand verloren hätten. Ich erläuterte dem Mann, der etwa in meinem Alter war (also um die 70), die ganze Geschichte und was wir dort trieben. Darauf grinste er und meinte, dass wir lange suchen könnten, eine Abzweigbahn sei von dort nie ausgegangen, es habe jedoch eine gegeben, die allerdings am nächsten Bahnhof in nördlicher Richtung ihren Ausgang nahm. Das war der Bahnhof auf der Seite “Bahnstrecke”, wo noch das gut erhaltene Ladestraßenpflaster bis heute liegt und wo zudem im weiteren Verlauf noch das kleine Häuschen steht, welches vom Baustil her an ein Bahnsteig - Toilettengebäude erinnert, aber wohl mal einen technischen Zweck hatte. Der Mann kannte sich gut aus, da er sogar früher mal in dem Bereich bei der Bahn gearbeitet hatte. Er schilderte uns noch, welche Bahnhöfe die einst von dort ausgehende kleine Abzweigbahn hatte. Diese schrieben wir auf einen Zettel, damit wir wussten, an welchen Orten wir nach Relikten dieser Bahn suchen mussten. So gerüstet reisten wir in den angegebenen Bereich. An dem Tag war schönstes und relativ heisses Frühsommerwetter. Schlecht zu erkennen, aber mit etwas sachkundiger Phantasie

Anfang der dritten Abzweigbahn

Hinter dem Berg, der sich rechts anschloss, tat sich eine weite Fast - Ebene auf, die nur von sanften Hügeln am Horizont begrenzt wurde. Hier fand also ein Wechsel der Landschaftsstruktur statt. Von weitem konnte man schon die Umrisse eines großen, alten Bahnhofsgebäudes erkennen. Das prächtige Bauwerk war genau betrachtet der eigentliche Ausgangsbahnhof dieser Strecke, auch wenn der Abzweig (siehe oben) vielleicht 1,5 km vorher auf der anderen Seite des Bergrückens lag. Wie wir erfuhren, gab

so gerade doch noch deutbar, erkannte man die letzten Reste der Trasse, die ab dort früher mal abzweigte (siehe Foto). Einige zerschobene und zugewachsene Schotterstreifen, welche sich mit etwas Beobachtungsgabe noch über mehrere Kilometer verfolgen ließen. Das ist schon eine wirklich schöne Gegend hier, kam uns immer wieder in den Kopf, eigentlich fast ein Jammer, dass man da nicht mehr draus gemacht hat und diese Ecke per Bahn touristisch erschlossen hat.

tatsächlicher Ausgangsbahnhof der dritten Abzweigbahn

es früher, bis etwa 1985, einen regelmässigen Pendelverkehr zwischen diesem Bahnhof und eben dem Endbahnhof dieser kleinen Abzweigbahn, somit ist die Bezeichnung Ausgangsbahnhof hier völlig zutreffend. Genau deshalb hat man wohl damals hier auch so ein stattliches Gebäude hin gepflanzt, sozusagen als Zentrale für diese Bahn. Eine freundliche Dame, die dort an dem alten Bahnhof gerade in ihr Auto stieg und der, wie sich herausstellte, heute dieser Bahnhof gehört, erzählte uns mit einer gewissen Begeisterung, dass sie die Strecke noch gut von früher kannte. Sie meinte, dass pro Tag ungefähr 10 Züge, meist sogenannte Schienenbusse, zwischen diesem Bahnhof und dem Endbahnhof verkehrten. Nur 4 von diesen Zügen fuhren damals über den Bahnhof hinaus, um dann über obigen ex - Abzweig auf die übergeordnete Bahnstrecke zu wechseln. Güterverkehr habe es auch reichlich gegeben, vorwiegend für landwirtschaftliche Produkte, sowie von einer Maschinenfabrik und einem Ausbesserungswerk für Militär - Fahrzeuge, die sich beide einst am Endbahnhof dieser Abzweigbahn befanden. Die Dame gab noch zum Besten, dass sie das Bahnhofsgebäude zusammen mit rund 15.000 m² Areal im Jahre 1996 von der Bahn in einem desolaten Zustand erworben hatte. Über den damals miserabelen Zustand hätte der günstige Kaufpreis von gerade einmal 140.000 DM (also rund 70.000 Euro) hinweg getröstet. Und das wohlgemerkt für ein Gebäude mit über 650 m² Wohnfläche (vielleicht auch gerade deshalb, denn an solch einen Kasten traut sich der normale Einfamlienhausinteressent sicher nicht so schnell heran) ! Inzwischen wurde zwar viel gemacht und investiert, aber mit Absicht nicht zuviel, um das schöne alte Erscheinungsbild nicht zu zerstören. Das fanden wir sehr gut, denn viele gehen heute hin, und wollen aus so einem Altbau am liebsten gleich einen Neubau machen, am besten noch gekoppelt mit Niedrigenergie - Isolierungen durch Komplettverkleidungen, womit der ganze Charme dieser Bauwerke oftmals unwiederbringlich hinweg restauriert wird. Man sieht hier noch, dass das Gebäude alt ist, ohne dass es verfallen oder brüchig wirkt. An der Gleisseite, die sich rückseitig am Gebäude anschloss, gab es früher 5 Gleise, heute findet man noch den alten Bahnsteig, der sich direkt am Gebäude befindet, dahinter folgt ein kleiner, aber asphaltierter Weg und dahinter sind etliche Gemüsegärten auf der Fläche, wo früher mal Gleise lagen. Von hier aus konnte man nicht weiter über die alte Bahntrasse wandern, weil es sie nicht mehr gab. Hinter diesem Bahnhof führten noch grob erkennbare Reste der Trasse etwa 300 m weiter, bis zur nächsten Straße, ab dort war die gesamte alte Trasse mit einem Neubaugebiet überbaut und nicht mehr auffindbar; ein Phänomen, dem wir später an dieser Bahnlinie noch öfters begegnen werden. Wir gingen dann zurück über den Trassenabschnitt, über den wir auch gekommen waren, zu unserem Auto, um dann von dort aus gleich zum nächsten Dorf zu fahren, welches auf unserer Liste stand, wo mal ein Bahnhof gewesen sein soll. Der Ort war sehr klein, vielleicht 200 Einwohner und besaß nur 3

der erste normale Bahnhof hinter dem Ausgangsbahnhof

Straßen, aber trotzdem fanden wir nichts, was mal ein Bahnhof gewesen sein könnte. Weit außerhalb, nordwestlich des Dorfes wurden wir fündig (siehe Foto). Ein altes, teils verschiefertes Gebäude, etwa im Baustil des Maggi - Bahnhofs, nur etwas kleiner, ohne Treppenhausturm und halt mit der Teilverschieferung und einem anders gestalteten Güterschuppen, der ebenfalls kleiner, jedoch anstatt aus Fachwerk massiv gemauert war. Der Güterschuppen sah wesentlich jünger aus, als der Rest des Bahnhofs. Er dürfte nach dem zweiten Weltkrieg mal neu aufgebaut worden sein. Das Gebäude sah auf den ersten Blick etwas trostlos aus, war aber bewohnt und in der Grundsubstanz durchaus gut. Näher

herangehen konnte man nicht, da es sehr weiträumig von Privatgelände umgeben war. Privatgelände ist nun mal Privatgelände, daran sollte man sich halten, denn keiner hat es gerne, wenn plötzlich wildfremde Leute auf seinem Grundstück herum laufen. Der nächste Ort war viel

größer, geschätzt um die 5.000 Einwohner, der alte Bahnhof war dazu passend auch sehr groß und gut zu finden, weil fast in Ortsmitte gelegen. Das rechte Foto wurde bereits im letzten Winter bei einem anderen Besuch des Ortes geknipst. Der Bahnhof ist sehr gut erhalten, renoviert sowie bewohnt und zwar von einem Eisenbahnfan, der sogar noch alte Bahnutensilien außen an der

größerer Ort, größerer Bahnhof

früheren Gleisseite montiert hat (oder vielleicht hat er auch die Originalteile gelassen). So gibt es noch 3 alte Bahnsteiglampen, die heute den Weg in seinen Garten beleuchten, eine sogar mit einem Lautsprecher dran, die alte Bahnhofsuhr hängt noch an der Wand und zeigt sogar die korrekte Uhrzeit an. Selbst die originale Bahnsteigkante aus Beton - Formsteinen ist noch komplett in gutem Zustand erhalten. Im ehemaligen Gleisbett neben der Kante befindet sich heute ein Gartenweg, daran grenzt eine Rasenwiese, die die gesamte Grundstücksbreite einnimmt, nach dieser folgt nach einem weiteren Weg ein schöner Garten. Durch den Fortfall der Bahn entstand so mitten im Ort eine große Freifläche, die dem Bahnhofseigner als Garten dient. Das Gebäude ist wiederum in einem total anderen Baustil errichtet, der mit allen anderen Bahnhöfen nicht viel gemeinsam hat, außer vielleicht im Mittelteil ein wenig. Im rechten Anbau war früher mal eine Bahnhofsgaststätte, ein Blick durch die Seitenscheibe verriet, dass der Inhaber darin eine riesige Modellbahnanlage aufgebaut hat. So fahren heute die Züge innen im Bahnhof, während es außen keine Anzeichen der ehemaligen Strecke mehr gibt, abgesehen von dem Bahnhof selbst mit der erwähnten Ausstattung. Damit sich die Leute aus dem Ort nicht zu sehr umgewöhnen mussten, befindet sich straßenseitig in rund 100 m Abstand vor dem Bahnhof eine große Bushaltestelle, wo mehrere Buslinien aufeinander treffen. Ruhig ist die Lage somit nur auf der ehemaligen Gleisseite.

Kleiner, frisch renovierter Bahnhof

Der nächste Bahnhof der Strecke, der bereits in knapp 2 km Entfernung folgt, ist ein recht ungewöhnliches, kleines Gebäude, welches den Baustil vieler der Bahnhöfe aufnimmt, aber eben alles wesentlich kleiner. Es gibt im Prinzip nur das Erdgeschoß, darauf folgt gleich das Dach, also kein richtiges Obergeschoss, bestenfalls ein Dachboden. Das Gebäude war gerade frisch renoviert worden. Wo einst Gleise lagen, ist nun ein wunderschöner Garten mit zahlreichen Obstbäumen, an deren Größe man schon sieht, dass die Sache mit den Gleisen schon lange her ist. Die Straßenseite ist fast gleich aufgebaut

und sieht dieser hier zum Verwechseln ähnlich, nur dass der Türzugang größer ist und über eine kurze, breite Treppe führt, da das Niveau der Straße etwas niedriger liegt. Und ab jetzt wirds viel

schwieriger, denn ab dem nächsten Dorf wurde die komplette ehemalige Bahntrasse überbaut und wenn man kein Auge für Bahnhöfe hat, würde man sie in dem Wust der sonstigen Bebauung gar nicht mehr finden. Hier sieht man den Bahnhof eingepfercht und auch ziemlich stark umgebaut. Dort wo früher mal Bahnsteig und Gleise waren, verläuft nun eine breit ausgebaute Straße, an der sich dicht an dicht die Häuser reihen, die vorwiegend in den letzten 30 Jahren dort errichtet wurden. Nur das ältere Gebäude

kaum noch als Bahnhof zu erkennen, heute eingepfercht in der Bebauung

links neben dem ehemaligen Bahnhof hat es früher schon gegeben, darin war zu Bahnhofs Zeiten mal eine Pension untergebracht, weil der Ort wegen eines nahe gelegenen Sees in damaliger Zeit oft als Naherholungziel diente. Auch da sieht man, wie die Zeit sich wandelt. Den See gibt es zwar noch, er hat aber als Naherholungsobjekt heute keine große Bedeutung mehr, wird mehr nur noch von Angelsportfreunden genutzt. Früher war die Zufahrtsstraße genau auf der anderen Seite des Bahnhofs und eine Art Stichweg, der kurz hinter dem Bahnhof vor einem Güterschuppen endete, den es schon lange nicht mehr gibt. Das wurde bei einer Ortsumgestaltung vor 30 Jahren alles umgekrempelt. Der eckige Flachbau links am Bahnhof war früher mal ein Stellwerk mit größeren Fenstern, im rechten Anbau, wo heute die Haupteingangstür ist, gab es früher mal eine kleine Bahnhofskneipe. Der Baustil scheint ein Gemisch aus altem Bestand mit mehreren eingefügten Neuaufbauten zu sein. Vermutlich wurde der Bahnhof im zweiten Weltkrieg beschädigt und danach in Teilbereichen so neu aufgebaut. Wo einst der Güterschuppen in etwa 50 m Entfernung separat stand, stehen heute schlicht - langweilige Einfamilienhäuser im 0815 - Fertighausbaustil der frühen 1990er Jahre. Hier sieht man als Paradebeispiel sehr schön, wie man ein einst individuelles und schönes Ortsbild total entwerten sowie in schläfrige Langeweile verschlimmbessern kann. Etwas

vom Dorf umwachsenes ehemaliges Bahnhofsgebäude

über 4 km weiter folgt der nächste Ort mit dem selben Fehler. Auch dort ist der Bahnhof noch in einem sehr guten Zustand vorhanden, sogar in der alten Bauform, aber mittlereile entstanden rundum neue Straßen und Häuser, so dass das Gebäude nur noch eines von vielen in der Straße ist. In den Dörfern der Umgebung hat damals bei der großen Umgestaltungswelle sicher ein Dorf aufs andere geschielt und keiner wollte dem anderen in etwas nachstehen, und so hat man überall die gleichen Fehler gemacht. Natürlich ist es besser, wenn ein Bahnhof wenigstens so überlebt, aber der ganze Charme der einstigen Bahnhofsumgebung ist

doch, gelinde gesagt, im Eimer. Auch hier gilt, dort wo früher das Gleis verlief, ist heute eine neue Dorfstraße, die dicht mit 0815 - Häusern bebaut ist, im Hintergrund, wo früher mal die eigentliche Zuwegung war, haben hier in dem Ort die Häuser ihre Gärten. Immerhin, hier zwar nicht sichtbar, aber hinter dem Ex - Bahnhof steht im Garten noch eine alte Fernsprechkiste auf einem Betonstab, in der sich heute ein Stromanschluß für Gartengeräte befindet, sozusagen als eine abschließbare Außen - Steckdose für den Rasenmäher. Nach rund weiteren 2,5 km wird ein kleines Bahnhöfchen

erreicht, welches wir fast schon übersehen und unterschlagen hätten, weil es in einem Seitental liegt. Hier hat man einen völlig anderen Baustil. Es wurde damals vermutlich ohne echtes Vorbild flott so gebaut, wie man es gerade brauchte. Ein kleiner schnörkelloser Zweckbau, der heute leider verfällt. Er gehört zu einem kleinen 150 - Seelen - Dörfchen, welches rund 400 m weiter liegt. Bei genauer Betrachtung sieht man, dass rechts

auch hier gabs ein Bahnhöfchen

sogar noch ein kleiner rostiger Rest des alten Streckengleises liegt. Das erstreckt sich dort noch auf einer Länge von etwa 100 m wo es vorne und hinten im Nichts anfängt bzw. endet. Der Bahnhof stand also gewissermaßen quer zum Gleis. Man konnte ihn sogar begehen, weil die Tür offen stand. Innen roch alles nach Schimmel, Wasserpfützen standen auf dem Boden, weil Dach und Fenster undicht sind. Rechts der Raum war mal ein Dienstraum, hinter dem mittigen Fenster war der kleine ehemalige Warteraum und hinter dem linken Fenster ein Toilettenraum, also alles, was man so braucht, war mal vorhanden. Vorne stand sogar noch ein rostiger Überrest von einem alten, überdachten Fahrradständer - Unterstand, wo Fahrgäste ihre Fahrräder in solchen gebogenen Schienen einstellen konnten, bis sie wieder von der Bahnreise zurück kehrten und dann mit dem Rad vom Bahnhhof zurück nach Hause radelten. Nach nur wenigen Kilometern folgte der vorletzte

der vorletzte Bahnhof dieser Abzweigbahn

Bahnhof dieser Abzweiglinie. Ein recht großes Gebäude, in einem völlig anderen Baustil, wie alle anderen Bahnhöfe. Man kann hier sicher ebenso von einem Zweckbau sprechen, allerdings in groß. Hier ist zudem sehr erstaunlich, wie gut der alte Bahnsteig noch erhalten ist. Er verfügt sogar noch über einige Gleisreste sowie eine Bahnhofsuhr und etliche Bahnsteigleuchten. Das Gebäude war deshalb in einem völlig anderen Baustil, weil es eindeutig nach dem zweiten Weltkrieg in massiver Betonbauweise erbaut wurde. Vermutlich wurde der alte Originalbahnhof im Krieg zerstört und in den 1950er Jahren durch den Neubau ersetzt. Ein sehr

langer Güterschuppen in gleicher Betonbauweise schließt sich an das Gebäude an. Leider befindet sich der Bahnhof, trotz der neuen Bauweise, in einem eher schlechten Zustand, er steht leer und einige Scheiben sind eingeworfen. Der Ort ist viel größer, als die meisten Dörfer der Umgebung. Gleich hinter dem Bahnhof folgt ein Gewerbegebiet. Nur knapp 5 km weiter wurde dann bereits der

Endbahnhof dieser Strecke erreicht. Ein für den recht kleinen 800 - Einwohner - Ort imposantes Gebäude mit mehreren Seitentrakten. Der Baustil ist ein Gemisch aus den typischen alten Bauformen, die man hier an vielen Bahnhöfen im Umkreis von 100 km vorfindet. Immerhin hat sich an der idyllischen Lage nichts verändert. Dort wo früher die Gleise und eine endlos lange Ladestraße verliefen, wachsen heute bereits große Bäume und spenden Schatten. Man hat hier gottlob den Fehler der vorherigen Orte vermieden, daraus eine triste, neue Wohnstraße zu machen. Das Bahnhofsgebäude wurde von den neuen Eigentümern Ende der 1980er Jahre in ein Hotel umgebaut, welches vor allem von Wanderern und Kurzurlaubern sehr gerne

Üppiger Ex - Endbahnhof

genutzt wird, da die Preise recht zivil sein sollen. Wer sich nun wundert, dass man an so einem eher kleinen Ort einen derart riesigen Komplex von Bahnhof errichtet hat, dem sei gesagt, dass der Bahnhof früher eine immense militärische Bedeutung hatte. Davon zeugte früher auch 2 km weiter rechts ein Anschlußgleis zu einem einst sehr großen Reparaturwerk für Militärfahrzeuge. Ältere Anwohner berichteten, dass noch in den späten 1970er Jahren ständig mehrere Abstellgleise im Bahnhofsbereich, soweit das Auge reichte, über mehrere km dicht mit Güterwagen zugestellt waren, die diverse Militär - Lastwagen, Unimogs, Anhänger und ähnliches Zeug geladen hatten,

ehemalige Militärfahrzeugwerkstatt, heute Großgärtnerei

was hier auf seine Reparatur wartete. Es gab auch Züge, die fertig reparierte Fahrzeuge wieder zurück zu ihren Diensteinheiten brachten, aber viel weniger, weil die instandgesetzten Fahrzeuge oft auf eigener Achse den Heimweg antraten. Das Reparaturwerk ist, bis auf eine riesengroße Halle und ein Bürogebäude, bereits längst abgerissen.

Auf der Fläche ist heute eine große Gärtnerei und die Trasse des Anschlußgleises wurde zu einer Zufahrt für ebendiese umgebaut. Weiter links gab es mal eine Maschinenfabrik, ebenfalls mit Anschlussgleis, von der Fabrik sind noch ein paar eher kleine Hallen übrig, die heute u.a. zum Abstellen von Autos, Wohnmobilen und landwirtschaftlichen Maschinen genutzt werden, das Anschlußgleis wurde in dem Bereich zu einem Fahrradweg umgebaut. Dieser Fahrradweg sollte eigentlich weiter bis in einige Nachbarorte gebaut werden, jedoch als diese die Baukosten dafür selbst übernehmen sollten, soweit sich dieser Weg auf ihrem Gemeindegebiet befindet, erlahmte das Interesse schlagartig. So entstand hier das Kuriosum, dass ein nur etwa 2 km langer Fahrradweg gebaut wurde, den man beinahe als innerörtlichen Fahrradweg bezeichnen könnte, da er nur Bereiche dieser einen Gemeinde ansteuert. Innerörtlich sollte man dabei nicht zu wörtlich nehmen, da er mehr am Dorfrand verläuft. Er soll bald mit einem neuen Fahrradweg verknüpft werden, der ab dem Bahnhöfchen gebaut wird. Wie man oben sieht, gibt es links vor dem Bereich des ehemaligen Endbahnhofs, auf der alten Bahntrasse viele Gemüsegärten, wo Stangenbohnen, Erbsen und diverse Strauchobstsorten ihr Domizil haben. Dieser “Gemüsestreifen” auf der Trasse zieht sich locker noch über 1 km nach links hin. Vermutlich haben örtliche Kleingärtner die alte Trasse damals in kleinen Parzellenhäppchen von der Bahn abgekauft und darauf ihre alle fast gleich großen Gärten eingerichtet. Ich schätze, dass jeder Garten etwa 300 m² groß ist.

So endete die Erkundung dieser Abzweigbahn relativ schnell im Grünen. Nach anfänglichen Problemen mit der Suche nach den Relikten dieser Bahn, ging es nachher dann doch eigentlich ganz flott, als man einmal den roten Faden gefunden hatte. Zu der schnellen Erledigung trug auch bei, dass von der Trasse an vielen Stellen gar nichts mehr übrig ist, weil sie in den Bereichen völlig überbaut wurde. Wo nichts mehr ist, kann man auch nichts mehr erkunden und nicht mehr über die Trasse wandern. Das spart zwar Zeit, ist jedoch etwas enttäuschend, wie wir finden, denn gerade solche alten Bahnstrecken und Bahnhöfe sind doch ein wichtiges Zeugnis der eigenen Geschichte. Leider gibt es in Deutschland eine gewisse Neigung zur Abreißwut, mit der man am liebsten mit dem Tag der Aufgabe auch gleich alles platt machen würde. Das bezieht sich auf alte Bahnanlagen scheinbar genauso, wie auf alte Fabriken und vergleichbare historische Meilensteine. Bevor das auffällt, ist es oft zu spät und spätere Generationen haben das Nachsehen, weil es keine authentischen Relikte mehr gibt. Würde man mit alten Burgen und Schlössern genauso umgehen, dann wäre der Aufschrei groß, weil da jeder gleich die Würdigung als solch ein Relikt zugesteht, aber der historische Wert von alten Bahnanlagen und Fabriken ist durchaus gleich hoch anzusehen.

Nachtrag:

Ein paar Wochen später sagte uns ein Eisenbahnfreund, der diese Abzweigstrecke noch aus seiner Kindheit in den 1960er Jahren kannte, dass bei genauer Betrachtung damals das wahre Ende noch nicht an dem Endbahnhof war, auch nicht in Höhe des Anschlußgleises dieser Militärwerkstatt, sondern im Bereich genau dieser noch etwa 1,5 km weiter führte, wo dann ein kleiner Lokschuppen folgte, der so gesehen das wirkliche Ende der Linie ausmachte. Er meinte, dass er vor 5 Jahren dort

mal mit dem Fahrrad hin gefahren wäre und es zumindest zu dem Zeitpunkt noch einen kleinen Rest des Lokschuppens gegeben hätte, der im Verfall begriffen war. So war die Frage, ob von diesem Lokschuppen auch heute noch Reste übrig sind. Leider bei eher stark verregnetem Wetter statteten wir diesem Gelände mal einen Besuch ab. Tatsächlich, auch heute ist von dem Bau noch einiges übrig. Ein ehemals recht schöner, alter

Überrest eines kleinen Lokschuppens
ehemaliger Lokschuppen von innen

Lokschuppen war das mal, der ursprünglich wohl 4 Stände besessen hatte, also für maximal 4 Loks Platz bot, die allerdings nicht zu lang sein durften. Heute sind in Resten noch 3 der Stände übrig, wo der vierte mal war, hatte man wohl diesen Bereich vor längerer Zeit abgerissen und provisorisch mit verschiedenen Steinsorten, die wohl gerade irgendwo übrig waren, an der Stelle eine neue, sehr primitiv aussehende Außenwand eingezogen. Auch dieser stümperhafte Umbau muss schon mindestens 20 Jahre her sein und es war nicht ersichtlich, warum man sowas gemacht hat. Innen in den verbliebenen Schuppenteilen lagen sogar noch die Gleise und mittig waren Gruben

zwischen diesen Gleisen, wo früher die Loks von unten geprüft und repariert werden konnten. Außen war von Gleisen weit und breit nichts mehr zu sehen. Es wirkte auch so, dass das Areal aktuell verwaist ist und keiner es nutzt. Vandalismusschäden gab es trotzdem kaum, weil es sehr abgelegen liegt, wo man vom eigentlichen Ort schon locker 4 km entfernt ist und die Zuwegungen sind schlecht. Mit einem tief liegenden Auto sollte man keinesfalls bis dorthin fahren, wenn man den Wagen nicht beschädigen will. Mit unserem relativ hoch stehenden Opel - Combo - Kastenwagen war es bei langsamer Fahrt aber kein Problem.

Aktualisierung Ende Mai 2017

Kürzlich hat man endgültige Fakten geschaffen, das marode Bahnhöfchen, welches sich oben vor dem vorletzten Bahnhof befand, wurde abgerissen. Im Blick von der anderen Seite ist nur noch ein

überschaubarer Schutthaufen von dem Gebäude zu sehen, sowie (weiter vorne links im Bild etwas erkennbar) ein Rest des Kellers, der wohl noch verfüllt wird. Sogar ein ein Stück Gleis hat es noch bis in unsere Zeit geschafft, obwohl an der Strecke heute eigentlich keine Gleise mehr liegen. Durch den Regen an dem Tag und weil der Abrissbagger vermutlich öfters darüber gefahren ist, wirkt das Gleis fast, wie in seiner besten Zeit, blank und sauber. Man kann davon

das Bahnhöfchen wurde abgerissen

ausgehen, dass auch dieses kurze Gleisstück im Rahmen der Abrissarbeiten verschwinden wird. Von dem alten, überdachten Fahrradständer - Unterstand, der früher neben dem Gebäude stand, ist auch nichts mehr übrig. Obwohl bei sachlicher Betrachtung mit dem Bahnhöfchen sicherlich nicht mehr viel los war, weil die Feuchte von Jahrzehnten das Mauerwerk regelrecht zerfressen und morsch gemacht hat, so ist es doch schade darum. Dadurch verschwindet wieder ein Stück Zeitgeschichte und ich bin zudem der Meinung, dass es für einen geringen Preis, vielleicht 5000 Euro oder so, sicherlich noch einen Käufer gefunden hätte. Vielleicht eine junge Familie, die selbst noch gut anpacken kann und sich damit dann mit wenig Geld und viel eigener Muskelkraft ein kuscheliges, kleines Eigenheim daraus gebastelt hätte. Aber so denken Behörden schon lange nicht mehr oder haben wahrscheinlich auch nie so gedacht, derartige Überlegungen kommen bei denen erst gar nicht vor. Da spielen meist übergeordnete Konzepte eine wichtigere Rolle, als solche Betrachtungen. Es hieß, dass in dem Bereich nun doch in absehbarer Zeit ein Radweg gebaut werden soll, der dann in der Nähe des folgenden, vorletzten Bahnhofs vorbei verlaufen soll, bis zu dem schon bestehenden örtlichen Radweg im Bereich des Endbahnhofs (siehe oben). Dort soll er dann mit diesem verbunden werden, womit die Gesamtstrecke des Radweges dann doch schon auf immerhin 7 - 10 km Länge anwachsen würde, anstatt nur der 2 km, die heute um das Dorf des Endbahnhofs führen.

Nachtrag Juni 2017 / Tag der offenen Tür

Am weiter oben bereits beschriebenen Endbahnhof der zweiten Abzweigbahn gab es neulich eine Art Tag der offenen Tür. Eigentlich war es kein richtiger Tag der offenen Tür, sondern Handwerker

zur Erinnerung: Endbahnhof der zweiten Abzweigbahn

waren gerade dabei im Erdgeschoss einige neue Rigips - Zwischenwände einzuziehen, um einige besonders große Räume in mehrere kleinere Räume aufzuteilen. Als wir dort neugierig herumliefen, bot uns der Chef der Truppe an, dass wir zumindest in einige Räume des Bahnhofsbaus mal einen Blick werfen

könnten. Er meinte, vielleicht wären wir ja Interessenten für den Kauf des Bahnhofs, denn der soll demnächst verkauft werden. Warum man da vorher noch solche Änderungen unternimmt, erscheint mir allerdings recht fraglich, denn wer solch einen Bahnhof kauft, der hat doch lieber die großen Räume im Originalzustand, als im gedrungenen Maß, wie man es in jedem Wohnhaus findet. Egal, das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. So ging es zuerst in einen  großen, ehemaligen Dienstraum, der sicher über 30 m² Fläche aufwies und wo noch einige Reste von alten technischen Geräten

ehemaliger Bahndienstraum mit Technikresten
ex Technikraum mit alter Telefonvermittlungsstelle

installiert waren. In einem etwas kleineren Raum, der aber auch noch locker 20 m² Fläche aufwies, waren ebenfalls hinten entlang der Wand noch solche Gestelle mit alter Technik eingebaut, wo tausende Relais und andere elektrische Teile in grauen Blechkästen in Gestellrahmen eingebaut waren. Das diente früher mal der automatischen Vermittlung von Bahntelefoneinrichtungen, wie der Chef der Bautruppe zu berichten wusste. Diese Sachen verbleiben auch im Bahnhof, wenn der verkauft wird, weil sie unter Denkmalschutz stünden, wie der ganze Bahnhof. Vielleicht integriert der neue Eigentümer das ja in den Wohnbereich,

wer hat sowas schon und es wäre mal etwas anderes. Wir könnten uns jedenfalls durchaus vorstellen, dass das einen interessanten Akzent im Wohnzimmer oä. setzen könnte, so als Dauererinnerung an die früheren Aufgaben. Am Ende des Flurs folgte ein sehr geräumiges Badezimmer, welches der Ausstattung nach in den 1980er Jahren mal nachträglich dort eingebaut wurde. Auf dem Bildchen sieht man nur einen sehr kleinen Teil des Raums. Rechts in rund 3 m Entfernung

geräumiges Bad

von der Wanne, schloß sich noch eine Vollglas - Duschkabine an, die noch neuer wirkte, als wäre sie erst vor 5 Jahren nachgerüstet worden. Ansonsten habe ich in meinem Leben bislang noch nie ein solch großes Badezimmer mit soviel Leerraum vor Klo, Badewanne usw. gesehen. Der Gesamtraum hatte sicher locker 25 m² Fläche und jeder Schritt erzeugte ein tierischen Nachhall. Kayla meinte, das sei ein ideales Badezimmer für den Einbau von solchen riesigen Whirlpool - Wannen, wie man sie heute zuweilen in Badaustellungen von entsprechenden Badausstattern sieht. Der Chef der Bautruppe meinte, man sei sich noch nicht ganz einig, ob dieses Bad so drin gelassen werden soll, weil es ja doch noch relativ modern und voll funktionsfähig sei oder ob man es vor dem Verkauf heraus reissen soll. Also ich bräuchte da keine Sekunde zu überlegen. Wozu soll man sowas heraus reissen? Falls es dem künftigen Eigentümer nicht gefällt, kann der das immer noch, aber so hätte er zumindest von Anfang an schon mal ein funktionstüchtiges Bad, wo er sich nach den Renovierungsarbeiten im Bahnhof gewissermaßen erst mal selbst wieder instand bringen kann. Wir wären damals bei unserem alten Fabrikaus jedenfalls froh gewesen, wenn man sich gleich am Anfang der staubigen Renovierungen zwischendurch mal ordentlich hätte abduschen können. Bezüglich des Denkmalschutzes, den es wohl in verschiedenen Kategorien gibt, hat es diesen Bahnhof richtig fett erwischt, wie man heute so sagt, denn er hat einen Volldenkmalschutz erhalten, wo auch sämtliche noch vorhandenen Resteinrichtungen der Bahn, wie die oben erwähnten Technik - Geschichten, erhalten werden müssen. Der Chef vom Bautrupp meinte, dass es da in zwei Kellerräumen auch noch Unmengen Zeugs geben würde, was ebenfalls deswegen erhalten bleiben muss, wie z.B. hunderte alte Streckenkabel, die dort noch auf Verteilern ankämen. Noch eine kleine Kuriosität am Rande, in diesem Bahnhof hatte laut Angaben des Bautruppleiters bis zum Jahr 2015 ein unter Insidern wohl bekanntes Erotik - Fotomodell mit dem recht holprigen “Künstlernamen”

Bärbel Balkan, Foto von einem Foto im Treppenhaus abgeknipst

Bärbel Balkan ihr Fotostudio im Obergeschoss, welches sie auch an andere mehr oder weniger fotogene Damen dieses Genres für Fotoshootings vermietete. Im Treppenhaus hing von dieser “Bärbel Balkan” noch ein Foto mit dem Hinweis, dass sich das Fotostudio im ersten Stock befände. Das ist längst Geschichte und mit dem Bahnhof nicht wirklich als bedeutende Etappe verbunden, zumal diese Bärbel nie Eigentümerin des Bahnhofs war, sondern die erste Etage nur

gemietet hatte, da die großzügigen Räume für eine Nutzung als Fotostudio optimal waren. Der Bundesbahn gehört der Bahnhof aber auch schon lange nicht mehr, er gehört seit über 30 Jahren einem Privatmann aus einem Nachbarort, der ihn, wie oben erwähnt, bald zum Verkauf anbieten will. Nebenbei bemerkt, warum diese Bärbel sich ausgerechnet Bärbel Balkan nennt, ist mir ein Rätsel, denn sie schaut ja in keinster Weise irgendwie nach Balkan aus. Die hellblonde Haarfarbe will natürlich nichts heissen, dafür dürften verschiedene Färbemittel der Auslöser sein. Kayla meinte, vielleicht waren viele ihrer Kunden aus dem Balkanbereich, was aber auch eher unwahrscheinlich ist, da es bekannt ist, dass die Mehrzahl der Herren dort auf recht stämmige, um nicht zu sagen dicke Frauen steht, und diese Bärbel verkörpert das absolute Gegenteil. Wie dem auch sei, als Preistreiber beim Verkauf des Bahnhofs wird sie sicher nicht dienen können, da zählen eher sachliche Fakten und nicht ob da irgendwann mal eine Bärbel ihren zweifellos hübschen Körper in Serie abgelichtet hat oder nicht.

Nachtrag vom November 2017

Bei einer Fahrt kamen wir neulich durch das Dorf, in dem sich der weit oben gezeigte, ziemlich renovierungsbedürftig wirkende Bahnhof mit der fest angebauten Lagerhalle auf der rechten Seite und den teils zugemauerten Fenstern in dem linken Anbau befindet. Das ist oben das Bildchen aus dem Sommer, wo der weisse Kleinwagen links neben dem Bahnhof steht. Verändert hatte sich in dem halben Jahr seit unserem letzten Besuch dort nicht sehr viel, aber die Tür vorne an der Straßenseite stand weit offen. Trotz unserem Rufen meldete sich keiner und so wagten wir ein paar Schritte ins

Gebäude. Schon gleich hinter dem Eingang erblickte man den traurig - desolaten Zustand des Gebäudes. Alte Farben blätterten wie Papierfolie von den Wänden, sämtliche Scheiben in einer einst schönen, breiten Durchgangstüre waren von Vandalen zerdeppert worden. Wenn man hier vom straßenseitigen Eingang hinter die große Türe geht, folgt ganz rechts das Treppenhaus, was in die oberen Stockwerke führt, halbrechts vor der Treppe 

Bahnhof neben Lagerhalle: Innenzustand sehr schlecht

führt eine Tür in die ehemalige Bahnhofsgaststätte (die war in dem Anbau, wo heute die Fenster zugemauert sind) schräg geradeaus folgt der alte Warteraum, sogar heute noch mit vorhandenem Fahrkartenschalter, der - was schon fast kurios wirkt, nicht zerdeppert ist, an diesen schliesst sich  eine einfach zugemauerte Ausgangstür zum früheren Bahnsteig an. Weiter links folgen noch weitere ehmalige Bahndiensträume sowie gegenüber von den Diensträumen ganz links das alte Bahnhofsklo. Es ist eine Schande, wie man dort so ein eigentlich sehr schönes Gebäude einfach verkommen lässt. Gerade wegen der großzügigen Raumaufteilung ließe sich daraus gewiss wieder ein wunderschönes Wohnhaus oder Wohn- und Geschäftshaus machen. Wir wissen natürlich nicht, wem der alte Bahnhof heute gehört, aber ich kann solche Leute nicht verstehen, die ein derartiges Juwel so verkommen lassen. Man fragt sich, ob die damit vielleicht ein bestimmtes Ziel verfolgen oder ob es denen einfach nur völlig egal ist.

Nachtrag vom Dezember 2017

Im Rahmen einer Denkmal - Besichtigungsgruppe konnten wir neulich Teile des Ausgangsbahnhofs der weiter oben beschriebenen dritten Abzweigbahn besichtigen. Dabei entpuppte sich das riesige

Ausgangsbahnhof der dritten Abzweigbahn, Miniaturansicht

Dachgeschoss als ungewöhnliches Juwel früherer Baukunst. Schon damals hatte man in dem Gebäude das Dachgeschoß weitgehend ausgebaut, zu Wohnzwecken sowie zu Büroräumen einer sogenannten Bahnmeisterei. Einer der Wohnräume in südlicher Richtung hatte es uns dabei besonders angetan. Mittels eines tief reichenden Rundbogenfensters gab es einen prächtigen Blick

auf die südliche Umgebung des Bahnhofs. Darunter ein großer Heizkörper der den nach hinten sehr großen Raum auch im Winter warm hält. Eine sehr gemütliche Atmosphäre herrschte dort und die Leute von früher wussten auch schon, was Wohnqualität ist. Der Bahnhof gehört seit vielen Jahren einer Dame, die selbst stark im Denkmalschutz engagiert ist, ansonsten hätte es diese Besichtigungmöglichkeit nie gegeben. Die meisten Räume in dem Dachgeschoss stehen heute leer, weil es vor Ort schon lange keine Gleise und viele Jahrzehnte keine Bahnmeisterei mehr

Ausgangsbahnhof Dachgeschoss, Rundbogenfenster

gibt. Auch die Wohnungen in dem Gebäude sind nach heutigen Kriterien nur noch schwer vermietbar, obwohl eigentlich sehr gut erhalten, da gleich zwei heute für viele Leute wichtige Knackpunkte hier nicht erfüllt werden. Knackpunkt 1: schnelles Internet gibts hier nicht, was heute schon recht selten ist. Der Bahnhof liegt zu weit draußen, so dass die Kabel vom nächsten DSL - Anschlußpunkt 8 Kilometer weit weg liegen, was dazu führt, dass keine schnelle Verbindung möglich ist. Knackpunkt 2: auch die meisten Mobilfunknetze funktionieren hier nicht, also ein weisser Punkt auf der Landkarte der Mobilfunkanbieter. Wer guten Handyempfang möchte, muss sich ins Auto setzen und auf eine über 1 km entfernte nordöstlich gelegene Anhöhe fahren oder ins zugehörige Dorf, was nordwestlich liegt. Da nützt auch die beste Wohnqualität und Lage nichts, viele Leute können ohne diese technischen Lebensadern heute scheinbar nicht mehr auskommen.

Bahnhofsgebäude, Erdgeschoss innen

In der Mitte des Erdgeschosses gibt es die bauliche Besonderheit, dass es eine Außenwand als Innenwand gibt, die zum Teil zwei benachbarte Räume trennt, mit Fenstern dazwischen. Das war, laut der Besitzerin, dadurch gekommen, weil dass das Bahnhofsgebäude vier Jahre nach seiner Erbauung schon erheblich erweitert wurde. Früher endete es also an dieser Wand, die sich heute ziemlich genau in der Mitte des Gebäudes befindet, ungefähr in dem Bereich, ab dem es nach vorne breiter wird. Die alte Originalwand hat man damals einfach so mit ihren Fenstern gelassen. Wozu der vordere Raum, der im unteren Bereich mit weissen Kacheln

ausgerüstet ist, die noch original aus der Erbauungszeit stammen sollen, mal genutzt wurde, das hat die heutige Besitzerin bislang nicht herausfinden können. Sein Boden ist mit grauen Kacheln belegt, die alle 2 m mit Abflußdeckeln ausgestattet sind, somit dürfte klar sein, dass dort etwas gemacht wurde, wo immer etwas abfließen muss. Eigentlich kein typisches Betätigungsfeld für einen Bahnhof. Eine Theorie geht dahin, dass darin eine Lampenwerkstatt war, wo früher die Leuchten von Signalen aus der ganzen Umgebung gesammelt und gereinigt wurden. Der Raum dahinter, in den man durch diese Fenster schaut, diente als Gepäckabfertigung, soviel ist bekannt.

Bei der Gelegenheit möchte ich noch erwähnen, weil es vielleicht eher etwas ungewöhnlich ist, dass die heutige Besitzerin dieses großen, alten und prächtigen Bahnhofs eine eher junge Frau ist. Die 29jährige Frau Schröder hat jetzt das Gebäude von ihrer 60jährigen Mutter übernommen, die es zukünftig etwas ruhiger angehen wird. Die hübsche neue Bahnhofschefin machte bei der Führung

ebenfalls mit und beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der umfangreichen Geschichte des Bahnhofs. Sie selbst ist im Prinzip in dem Bahnhofsgebäude groß geworden und sie sagt, dass sie trotzdem immer wieder noch was neues dort entdeckt, was sie noch nicht kannte. So ist ein historischer Bahnhof immer für viele neue Erkenntnisse und Überraschungen gut und die geneigte Geschichtsforscherin kommt voll auf ihre Kosten, weil sie immer was neues aus der Vergangenheit entdeckt.

junge Bahnhofschefin Frau Schröder

Eigentlich sollten damit alle ehemaligen Abzweigbahnen von der unter “Bahnstrecke” beschriebenen Linie abgearbeitet sein. Dachten wir. Ganz sicher sind wir uns da nämlich inzwischen nicht mehr, denn wie wir von einem Bahnfan hörten, den wir erst kürzlich per Zufall kennen lernten, müsste es möglicherweise noch eine weitere, kurze Stichbahn gegeben haben, die zwar nicht von dieser Bahnstrecke abzweigte, dafür aber von der unter “Stichbahn” beschriebenen Trasse ihren Ausgang nahm. Das ist jedoch noch nicht ganz geklärt, da es auch sein könnte, dass dieser Bahnfan da eine der bereits erkundeten Strecken mit irgendwas verwechselt. Sollte sich da noch was ergeben, so erscheint es in Kürze hier.

Fortsetzung folgt.....

 

 

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