Kunden raus!

Kunden raus ! 

- oder wie manche Geschäfte ihre Kunden selbst vertreiben    Stand: 2018

In der letzten Zeit ist mir in manchen Geschäften ein Rückfall in die Zeiten von vor etwa 30 - 40 Jahren aufgefallen, als man versuchte, mit der Beschallung der Geschäftsräume mit diversem Musikgedudel die Kunden zu mehr Umsatz zu bewegen. Aus meiner Sicht ging dieser Schuß generell und immer gewaltig nach hinten los. Deshalb haben die meisten Läden, mal abgesehen von Modegeschäften, diese Praxis später wieder eingestellt. Was mich unterdessen am meisten wundert, ist die Tatsache, dass jetzt sogar schon Discounter versuchen, diesen Irrsinn wieder aufleben zu lassen.

Da komme ich doch neulich zwecks Einkauf in einen Penny - Markt, man kann das sicher so offen sagen, weil die sich ja offensichtlich selbst für diesen Weg entschieden haben. Ich hatte mir zuvor eine lange Liste der Dinge angefertigt, die ich dort alle kaufen wollte. Jedoch dann kam alles anders. Im Laden lief permanent lautes Gedudel von irgendwelcher nervenden Popmusik, wie man sie auch in manchen Radiosendern schon bis zum Abkotzen hört, dazwischen kamen dann freundliche Ansager, die auf irgendwelche Artikel hinwiesen, die man vermeintlich kaufen solle, weil sie gerade günstig oder gut oder beides wären. Dieses penetrante Geplärre bewirkte unterdessen nur eines, dass ich den Laden schnellstmöglich wieder verlassen wollte. Ja, man wurde von dem primitiven Gedudel geradezu aus dem Laden heraus geblasen. In der künstlichen Hektik, die durch das Bestreben entstand, möglichst schnell wieder dort raus zu kommen, habe ich rund 70 % meiner Einkaufsliste vergessen, immer dann, wenn man Artikel nicht sogleich fand, und bin dann mit den paar Artikeln, die ich auf Anhieb gefunden hatte, schleunigst zur Kasse, nur um dem nervenden Gelärme endlich zu entrinnen. Wäre dieses Berieselungsgeleier dort nicht gewesen, hätte ich in Ruhe alle Artikel, die auf der Liste standen, im Laden zusammen gesucht und gekauft, aber das war so völlig unmöglich. In dem Laden gab es durch diese äusserst unangenehme akustische Atmosphäre sogleich nur noch ein Bestreben: möglichst schnell wieder raus zu kommen. Da spielten die geplanten Einkäufe bestenfalls nur noch eine untergeordnete Rolle. Einige andere Kunden schienen das ähnlich zu sehen, eine Dame drehte sich gar, ohne weiter ihre Einkaufsziele zu verfolgen, auf dem Absatz herum und suchte das Weite.

Wenn ich vielleicht 30 Jahre zurückblicke, damals wohnte ich noch in Stuttgart, dort war am Stadtrand ein großer Supermarkt der Real - Kette, die damals noch Allkauf hies, die hatten zu dieser Zeit auch oft solch ein Gedudel in ähnlicher Machart laufen. Das führte bei mir immer dazu, dass ich mich im Laden effektiv nicht mehr auf meine Einkäufe konzentrieren konnte, sondern nur noch bemüht war, die Bude so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Natürlich habe ich, wo man einmal dort war, dann einige Teile gekauft, aber eben durch die künstliche Hast, die durch dieses eklige Geleier erzeugt wurde, habe ich über die Hälfte der Artikel vergessen, die ich kaufen wollte, sie wurden völlig egal, weil man nur noch raus wollte. Da bin ich dann lieber einen Tag später noch in einen anderen Laden gegangen und habe diese Sachen dort gekauft, selbst wenn die Artikel dort vielleicht etwas teurer waren; Hauptsache ich war aus dem blöden Lärm raus. Damals hatte ich diesen Laden dann auch mindestens drei Jahre lang nicht mehr besucht. Aus irgend einem Grund kam ich später noch mal hin und siehe da, ich war angenehm überrascht, die hatten diesen primitiven Quatsch wieder aufgegeben und es herrschte eine normale Einkaufsatmosphäre. Von da an bin ich dann auch wieder öfters dort kaufen gegangen.

Für die Beschäftigten, die in solchen Läden arbeiten müssen, ist das ja ganz furchtbar. Die werden dann zig mal pro Tag die gleiche Leier hören müssen, das grenzt meines Erachtens schon an Folter und diese armen Tröpfe tun mir wirklich sehr leid. Ich glaube, da würde ich sofort kündigen, wenn ich in so einem Laden arbeiten würde.

Es gibt ja Firmen, die solche Musikprogramme für Geschäfte, die auch als Muzak bezeichnet werden, erstellen und die versprechen den Betreibern der Geschäfte natürlich immer Umsatzgewinne dadurch, was sie auch mit angeblichen Untersuchungen beweisen wollen. Fakt ist aber, so hörte ich bereits vor Jahren, dass all diese Untersuchungen gefakt sind und einer genauen wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand halten würden. Klar, diese Firmen wollen vor allem ihr eigenes Produkt, dieses Gedudel verkaufen. Der Gerechtigkeit halber muss man sicherlich anmerken, dass Muzak nicht gleich Muzak ist, es gibt da durchaus auch Varianten, bei denen eine sehr dezente und auch durchaus angenehme Musik leise im Hintergrund mitschwingt, dass mag man noch hinnehmen und vielleicht sogar noch als halbwegs angenehm empfinden können, aber dieser aufdringliche Primitivmusik - Müll in der oben erwähnten Art, wie er bei dieser Penny - Filiale oder früher beim Allkauf / Real lief, ist zweifellos nur kontraproduktiv, denn Kunden, die man aus dem Laden treibt, die kaufen nichts, das sollte auch der “genialste” Geschäftsmann wissen.

Kayla sieht das übrigens ähnlich. Wir haben uns schon seit langem zur Gewohnheit gemacht, dass wir solche Läden generell nicht mehr aufsuchen, weil das einfach nur nervt und dem eigentlichen Ziel, eben seinen Bedarf an Waren zu decken, entgegen läuft. Es ist aus unserer Sicht somit das krasse Gegenteil von dem, was die Geschäftsbetreiber eigentlich damit erreichen wollen, die Umsätze sinken, anstatt zu steigen.

Fortsetzung folgt.......

 

Diesen Artikel gibt es auch in etwas anderer Aufmachung im PDF - Format:

Hier klicken ! Kunden raus ! Lappenkeuler - Artikel als PDF