Pechvogel

Ein Pechvogel mit ganz schön viel Glück

 

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Ab einem bestimmten Alter neigt man offensichtlich dazu, sein ganzes
bisheriges Leben in einzelnen kurzen Etappen, sozusagen stichprobenartig,
Revue passieren zu lassen. Genau in diesem Alter bin ich wohl jetzt
angekommen. Früher, in meiner eigenen Jugend, die es ja auch mal gab, so
unwahrscheinlich und fern einem das heute vorkommen mag, da habe ich oft
über ältere Leute geschmunzelt, wenn die wieder Episoden aus ihrer
Vergangenheit zum Besten gaben, heute mache ich es selbst. Wahrscheinlich
gehört das zum Leben und muss so sein, vielleicht als Zusammenfassung einiger
Erkenntnisse oder gerne als Vergleich Früher - Heute. Dabei stelle ich immer
wieder fest, das Leben ist der beste Romanautor. Da sind einem zuweilen Dinge
passiert, die würde sich kein Schriftsteller in dieser Abfolge einfallen lassen. So
fasste ich den Entschluß, jetzt hier in einer Vorab - Folge, der im Laufe der Zeit
noch weitere folgen sollen, wahllos solche kurzen Episoden aus dem Rückblick
meines bisherigen Lebens hier zusammen zu stellen. Keine Angst, das soll kein
langatmiger Lebenslauf werden und die Anordnung der Erlebnisse wird auch
nicht in einer chronologischen Reihenfolge stattfinden. Ich picke mir dabei
wahllos Dinge aus meinem Leben heraus, die mir gerade spontan im inneren
Rückblick einfallen. Die meisten Beschreibungen werde ich auf das Wesentliche
kürzen, da es sonst für solch ein Projekt zu langatmig würde.

Bei oberflächlicher Betrachtung wird man sicher sagen können, dass ich im
größten Teil meines Lebens eigentlich eher der Typ Pechvogel war, der vor
allem wegen geringem Einkommens nie große Sprünge machen konnte und nie
all die Dinge umsetzen konnte, die er gerne umgesetzt hätte. Trotzdem hatte ich
meistens letztendlich auch immer eine gewisse Portion Glück dabei, weil es am
Schluß für mich selbst fast immer auf eine erträgliche, wenn nicht sogar schöne
Situation hinaus lief, die mir im Innersten gut gefiel. Daher oben der ertwas
paradox klingende Titel dieser Beitragsreihe.
Viele Menschen verbinden mit Glück ein Mindestmaß an Reichtum. Das ist der
Sache sicherlich auch zuträglich, aber nicht wirklich Bedingung. Jetzt im Alter
bin ich seit ein paar Jahren völlig unerwartet finanziell etwas besser gestellt,
damit ist diese späte Zeitspanne meines Lebens so ziemlich der einzige
Zeitabschnitt, in dem ich finanziell gut da stand. Was ich jedoch für mich aus
den früheren Zeiten der Fast - Armut gelernt habe, ist die Erkenntnis, dass man
auch mit wenig glücklich sein kann. Es ist immer nur eine Frage der inneren
Einstellung. Ganz ohne Frage ist dabei sicher, dass sehr viele Leute meine
früheren Lebensverhältnisse als arm oder sogar sehr arm bezeichnen würden.
Andererseits gibt es sicher tausende andere Leute, die noch wesentlich ärmer
waren als ich und die in mir schon einen Vertreter der sorglos reichen
Mitmenschen sahen. Letztendlich ist es immer die Frage, wo man dabei die
Grenze zwischen arm und reich zieht und welchen Maßstab man als
Bezugsgröße nimmt. Ich selbst kann ruhigen Gewissens im Rückblick auf mein
ganzes Leben sagen, dass ich niemals Schulden gemacht habe, also immer
schuldenfrei gelebt habe. Das lag aber nie daran, dass ich ein hohes Einkommen
hatte, mit dem ich mir alles hätte problemlos leisten können, sondern es lag
immer nur daran, dass ich mir immer nur das geleistet habe, was für mich aus
real vorhandenem Geld bezahlbar war. Wenn kein Geld da war, dann wurde
eben auch nichts gekauft, so einfach ist das. Einfacher geht es eigentlich gar
nicht. Ich verstehe deshalb auch die ganzen Leute nicht, die einem immer von
einer so genannten Schuldenfalle etwas vorjammern und dass sie ja völlig ohne
eigenes Zutun da hinein geraten wären. Das ist doch meistens alles blühender
Blödsinn. Es wird wohl kaum jemand mit Waffengewalt dazu gezwungen,
Schulden zu machen, sich Dinge zu kaufen, die er sich eigentlich nicht leisten
kann u.s.w. Als halbwegs normaler Mensch weiss ich doch, welches
Einkommen pro Monat in meinem Haushalt herein kommt und wenn ich sehe,
dass in einem Monat eben nur 200 Euro herein gekommen sind, dann kann ich
nicht hin gehen, und mir Sachen für 500 Euro kaufen, sondern eben nur
maximal für 200 Euro. Gut, wenn einer geistig nicht voll auf der Höhe ist und
dadurch diesen Überblick nicht halten kann, dann mag man Ausnahmen
zubilligen, aber solchen Leuten gehört dann genau betrachtet die
Geschäftsfähigkeit entzogen. Ausklammern möchte ich in meiner Bewertung
auch solche Fälle, in denen irgendwelche dramatischen Umstände, wie
Krankheit, Todesfälle von Angehörigen, Verstrickung in Gerichtsprozesse oder
vergleichbare Ereignisse zu einer finanziellen Notsituation führen, die sich nicht
anders lösen lässt, aber ansonsten sind Kredite meines Erachtens fast
grundsätzlich überflüssig und selbst verschuldet. Aber das liegt wohl zum Teil
auch an der Mentalität vieler Leute und am heutigen Zeitgeist, wo man überall
vermittelt bekommt, sich alles leisten zu können, weil es für jeden Kram bei
Bedarf Kreditfinanzierungen gibt. Doch ich möchte hier nicht weiter auf diese
Thematik eingehen, weil es in diesem Beitrag schließlich nicht darum geht, wie
gewisse hohle Luftnummern in unserer Gesellschaft ihren scheinbar hohen
Lebensstandard auf Pump finanzieren. Dazu wird es in absehbarer Zeit einige
gesonderte Beiträge geben.

Halten wir fest, mein eigenes Leben wurde stets von den finanziellen Mitteln
und Möglichkeiten geprägt, die in Echt zur Verfügung standen. Da das meist
nicht allzuviel war, waren auch die Verhältnisse bei mir fast immer sehr
bescheiden. Einmal abgesehen von einer kurzen Epoche in den späten 70er und
frühen 80er Jahren, wo ich eine Zeit lang relativ gut verdiente, woraus man aber
nicht wirklich viel Nutzen zog, weil meine damalige, erste Frau im sinnlos Geld
verpulvern eine wahre Weltmeisterin war. Auch zu dieser Zeit des „femininen
Geldschwundes" habe ich mich stets strikt geweigert, jemals für irgendwas
einen Kredit aufzunehmen, obwohl meine damalige Gattin mir derartiges öfters
schmackhaft machen wollte, um ihren Konsumdrang zu befriedigen. Da hat es
manch heftige Diskussion mit der gegeben, wo die mir Kredite für Fernreisen,
ein teures Auto, eine schönere Wohungseinrichtung oder gar eine größere
Wohnung aufschwatzen wollte, worauf ich mich aber grundsätzlich nie
eingelassen habe. Über Dinge, die ich auf Kredit gekauft hätte, die mir also nicht
wirklich voll gehört hätten, sondern unter Vorbehalt einem
Finanzierungsinstitut, einer Bank oder wie auch immer, hätte ich mich dank
meiner inneren Einstellung auch gar nicht wirklich freuen können. Die aus
dieser Lebenspraxis entstandenen schmalen Verhältnisse führten des Öfteren bei
außenstehenden Beobachtern zu Häme und Spott, wo sich dann gerade solche
Hohlfiguren, die fast alles auf Kredit gekauft haben, über mich lustig machten,
wie kärglich doch mein Leben sei. Sie werden lachen oder es vielleicht nicht
nachvollziehen können, aber ich habe es immer geschafft, auch diesen stark
begrenzten Verhältnissen so viele positive Seiten abzugewinnen, dass ich in der
jeweiligen Situation ziemlich glücklich war. Nicht wunschlos glücklich, das
kann man nicht sagen, aber eben doch vorwiegend glücklich. Außerdem sind
wir mal ehrlich, wer keine Wünsche mehr offen hat, für den wird das Leben
grau und gleichgültig, weil es keine Ziele mehr gibt, die man anstreben kann.
Ich habe mich damals in meiner winzigen Einzimmerwohnung, in der ich nach
der Scheidung von meiner ersten Frau über ein Jahrzehnt in Stuttgart gewohnt
habe, wirklich genau so sauwohl gefühlt, wie heute in dem großen Altbau, den
ich seit einigen Jahren zusammen mit meiner Lebensgefährtin Kayla bewohne.
Hätte man mir damals in der kleinen Stuttgarter Wohnung gesagt, dass ich
irgendwann auf meine alten Tage noch mal selbst zum Hausbesitzer werden
würde, dann hätte ich  denjenigen für total verrückt erklärt und das als völlig
unmöglich von der Hand gewiesen. Ich will jetzt nicht die genauen und etwas
komplizierten Begebenheiten erläutern, die dazu führten, dass wir uns doch ein
Haus, wenngleich auch abgeschieden, in bescheidenem Zustand und weit
draußen auf dem Lande, aber ohne jeglichen Kredit und trotz geringem
Einkommens leisten konnten, denn das ergäbe einen Bericht für sich, der noch
mal doppelt so umfangreich würde, wie dieser hier. Worauf ich hinaus will ist
die Feststellung, dass ich damals in der Einzimmerwohnung niemals mit meinen
Wohn- oder Lebensverhältnisen gehadert habe, ich war sehr zufrieden dort. Man
muss es nur schaffen, die positiven Aspekte der jeweiligen Situation zu
erkennen, die gerade diese Situation gegenüber allen anderen Situationen hat
und sie für sich auswerten. Manche würden jetzt zynisch behaupten, dass man
sich das Elend nur schönreden braucht und dann klappt dass schon. Sicher, man
kann es so nennen, wenn man will und es stört mich nicht, aber fast jede
Situation hat ihre Vorteile. Um da nur ein Beispiel zu nennen, meine damalige
Einzimmerwohnung umfasste 28 m² Wohnfläche, also so gut wie nichts würden
manche lästern, ein früherer Bekannter sagte immer, da kann man sich ja gleich
auf der Spitze einer Nähnadel häuslich einrichten, aber ich habe diese winzige
Wohnung geliebt. Ruckzuck war alles blitzeblank sauber gemacht, es genügte,
wenn man im Schnitt alle 2 Wochen mal mit dem Staubsauger dadurch raste,
einmal im Monat alles feucht abwischen und Fenster putzen, fertig. Der
Arbeitsaufwand, diese Wohnung ansehnlich in Schuß zu halten war so gering,
dass man ihn gar nicht bemerkte und er einen überhaupt nicht störte. Trotzdem
sah es immer gepflegt aus. Aber machen Sie das mal in einem großen Haus mit
über 200 m² Gesamtwohnfläche, wie wir es jetzt haben, da wünschen Sie sich
wirklich manchmal die kleine Einzimmerwohnung zurück. Da hat man Wochen
mit Reinigungsarbeiten zu tun und wird eigentlich nie wirklich fertig. Will
heissen, die frühere kleine Wohnung erzeugte keinen nennenswerten
Instandhaltungs- und Reinigungsaufwand, zapfte damit also keine bemerkbare
Lebenszeit ab, die man für etwas anderes brauchen könnte. Hier im Haus kann
man viele Dinge, die man gerne mal machen möchte, oft gar nicht machen, weil
dann hier alles liegen bleiben und verkommen würde, was man ja keinesfalls
will. Auch ist immer irgendwo etwas zu reparieren, renovieren oder ändern, weil
wir noch ein großes Nebengebäude einer früheren Fabrik - Werkstatt nebst
Grundstück dazu haben, was alles viel Arbeit erfordert. Viele Leute sagen
zuweilen neidisch, ihr habts heute gut, so viel Platz und alles im Eigentum, aber
bei der Arbeit, die das macht, würden sich die meisten von denen herzlichst
bedanken und schnell abwenden. Die wollen nur den Nutzen davon, aber nicht
die Arbeit. Davon machen sich solche Leute natürlich überhaupt keine
Vorstellung und haben keine Ahnung, was das in dieser Hinsicht alles mit sich
bringt. Um diese ganzen Arbeiten von Firmen machen zu lassen, dafür fehlen
uns die finanziellen Mittel, das steht ausser Frage, also wir können uns dieses
große Eigenheim nur leisten, wenn wir über 95 % aller Arbeiten selbst
erledigen. Es gibt natürlich einige Ausnahmen, die man als Laie besser nicht
selbst macht oder für die man sich zumindest Unterstützung von Profis holen
muss, denen man dann vielleicht helfend zur Hand geht. Diese Ausnahmen
werden schon teuer genug. Damals in der kleinen Wohnung war das alles gar
kein Thema. Wenn man wollte, hatte man innerhalb von höchstens 2 Tagen die
ganze Wohnung renoviert und dann wieder für mindestens 5 Jahre Ruhe. Hier
im eigenen Haus schafft man es in 5 Jahren noch nicht mal, alle Räume zu
renovieren und kann dann schon wieder von vorne anfangen, obwohl man noch
nicht wirklich am Ende angekommen ist. Trotzdem bin ich mit der heutigen
Situation glücklich, so ist es nicht, es soll nicht bedeuten, dass ich wieder zurück
tauschen möchte. Es sind nur andere Vorteile, die mir heute das Glück bereiten,
wie z.B. dass wir endlich Platz genug haben, dass uns keiner etwas vorschreiben
kann und dass die Unkosten für uns doch niedriger sind, als früher in einer
Mietwohnung, jedenfalls wenn man es auf das gesamte Jahr hoch rechnet.
Allerdings ist das nur deshalb so, weil wir nie Kredite aufgenommen haben und
weil wir bis auf die wenigen Ausnahmen alle Arbeiten am Haus selbst machen.
Sonst wäre das für uns nicht möglich, so ein Haus zu unterhalten. Dazu kommt
das Glück, dass Kayla handwerklich überaus geschickt ist und viele Dinge sogar
exakt und zugleich sehr schnell erledigen kann. Da stockt mir manchmal der
Atem, wenn ich das sehe. Ich mache ja schon handwerklich sehr viel, weil ich in
meinem Leben durch die unterschiedlichsten Tätigkeiten auch vieles
mitbekommen habe, so hatte ich u.a. eine zeitlang bei einer Baufirma im
Innenausbau, also im so genannten Trockenbau gejobbt, aber erstaunlich ist für
mich, dass eine junge Frau, die ursprünglich vor einigen Jahren aus Thailand
hierher gekommen war, solche Handwerkerarbeiten so perfekt und schnell
erledigen kann. Sie sehen daraus schon, dass meine letzten 5 Jahre eher vom
Glück geprägt waren, jedenfalls bezogen auf meine ursprünglichen Verhältnisse,
die viele schlicht als ärmlich bezeichnen würden. Betrachtet man jedoch mein
gesamtes Leben, so machen diese 5 Jahre darin nur einen kleinen Bruchteil aus
und früher war es bei mir schon so, dass sich zuweilen das Pech hartnäckig an
meine Fersen heftete, mich aber nie wirklich untergekriegt hat. Damit wären wir
wieder beim Kern dieses Beitrages angekommen.
Sozusagen wahllos in Rückbesinnung steuere ich hier nun einige der selbst
erlebten Pech - Vorfälle aus meinem Leben bei.

Besonders im Berufsleben war ich häufig vom Pech verfolgt. Aber auch im
Privatleben, zum Beispiel innerhalb meiner ersten Ehe. Es ist schon komisch.
Eigentlich habe ich später selbst nie nachvollziehen können, wieso ich meine
erste Ehefrau überhaupt geheiratet habe. Wir passten eigentlich überhaupt nicht
zueinander und das war schon am Anfang unserer Ehe oder genau betrachtet
sogar davor bereits so. Daher kann man getrost sagen, dass meine damalige Ehe
mit meiner ersten Frau so ziemlich das größte Pecherlebnis meines Lebens war,
aber bei weitem nicht das Einzige. Meine heutige Partnerin Kayla, mit der ich
seit etwa 2005 unverheiratet zusammen lebe, sehe ich ohne jede
Ausnahme als großen Glücksfall an. Sie passt in jeder Hinsicht zu mir, und das
obwohl sie ursprünglich aus einem völlig anderen Kulturkreis stammt, da sie ein paar
Jahre davor aus Thailand nach Deutschland kam. Doch das möchte ich
hier in dem Beitrag nicht näher erläutern, weil es hier ja um Pechvorfälle gehen
soll und da passt alles was mit Kayla zu tun hat nicht rein.

Zurück zum Berufsleben und da gab es wirklich einige haarige Vorfälle, über
die ich teils heute selbst schallend lachen muss, aber damals natürlich nicht.
So hatte ich mal kurz als junger Kerl in einer Metallbaufirma gearbeitet, als
ungelernte Kraft. Das muss 1969 gewesen sein. Zu der Zeit war es in Stuttgart
eigentlich nicht sonderlich schwierig, einen halbwegs vernünftigen Job zu
bekommen, auch als ungelernte Kraft, weil viele Firmen händeringend nach
Leuten suchten. Fast an jeder Fabrik hingen Schilder neben dem Eingang mit
dem schönen Anfangsteil „Wir stellen ein...." Manche haben zig Jahre später, als
es unzähligen Firmen deutlich schlechter ging, dahinter gepinselt „....den Betrieb
!". So stieß ich auf den Job in der Metallbaufirma in Stuttgart. Die stellten
vorwiegend Regalsysteme aus Eisenträgern und ähnlichen Materialien für die
Industrie her. Meine erste Aufgabe bestand darin, nach einigen Anlernübungen
die Enden von vorgefertigten 2 m langen und 3 mm dicken Winkeleisenstangen
mit einer sogenannten Flex, also einem Winkelschleifer, vorsichtig so glatt zu
machen, dass sich keiner mehr an scharfen Kanten verletzen konnte. Wenn man
das mal eine Stunde unter fachkundiger Anleitung eines Schlossers geübt hat
und ein gewisses handwerkliches Grundgeschick an den Tag legt, dann geht das
relativ mühelos. Den ganzen Tag machte ich nichts anderes, als in einer großen
luftigen Halle die besagten Kanten von Winkeleisenstangen zu entgraten, so
nannten die das und zu glätten. Damals gab es noch 4 sehr großzügig ausgelegte
Pausen am Tag, wodurch die Arbeit nicht übermässig auf die Knochen ging. Da
sagte auch keiner was, wenn man anstatt 30 Minuten Pause 45 Minuten machte,
weil es eigentlich alle so machten. Der Chef und Inhaber der Firma kam jeden
Tag einmal an jedem Arbeitsplatz vorbei und schaute sich an, was dort gerade so
lief und vor allem, wie es lief. Das tat er aber immer zu unterschiedlichen Zeiten
und auch in unterschiedlicher Reihenfolge, so dass keiner den anderen
vorwarnen konnte. Nun hatte ich an meinem 4 oder 5 Arbeitstag in diesem
Betrieb gerade das Pech, dass der Chef an meinem Arbeitsplatz vorbei zog, als
ich noch die verlängerte Pause genoss. Der kannte natürlich unsere Pausenzeiten
und war darüber nicht gerade sehr erfreut, aber auch nicht wirklich verärgert.
Als ich kam, meinte er nur lakonisch, ob mich die Kollegen in ihrem Bestreben
nach Entspannung nicht weggelassen hätten? Da ich die nicht für meine
unpünktliche Rückkehr verantwortlich machen wollte, obwohl der Chef ja auch
sah, dass die anderen Arbeitsplätze in meiner Abteilung auch noch nicht besetzt
waren, erfand ich irgendwas, ich glaube, ich sagte, dass ich von plötzlichem
Durchfall nach der Pause geplagt worden wäre und daher noch auf der Toilette
war. Der Chef grinste und meckerte auch nicht. Er meinte, dass ich ja
inzwischen eine gewisse Übung mit dem Winkelschleifer hätte und fragte, ob
ich vielleicht auch in der Lage wäre, damit ähnliche Eisenteile sauber
abzutrennen? In jugendlichem Überschwang sagte ich gleich, ja alles kein
Problem, klar kann ich das; obwohl ich ein sauberes Komplett - Durchtrennen
bis dato noch nie probiert hatte. Der Chef höchstpersönlich wollte das dann
sehen. Er zeigte auf einen Stapel alter Eisenstangen, die hinten in einer Ecke
lagen und meinte, ich sollte davon mal eine sauber an einer Markierung
ablängen, die er selbst vorher mit einem gelben Wachsstift darauf gezeichnet
hatte. Er meinte, wenn ich das könnte, hätte er zwischendurch in einer anderen
Abteilung einen Sonderjob für mich, der besser bezahlt würde. So hastete ich
munter mit meinem Winkelschleifer zu der Eisenstange, spannte sie provisorisch
ein und begann zu trennen was das Zeug hielt, ohne auf meine Umgebung zu
achten. Nur dumm, dass der Chef selbst genau hinter mir stand, als ich los legte
und durch meinen Eifer gar keine Zeit mehr hatte, zur Seite zu gehen. Der
stiebende Funkenstrahl des Winkelschleifers spritzte genau auf das weisse
Hemd des Chefs. Nun muss man dazu sagen, dass zu dieser Zeit noch
sogenannte Nylon- oder Nyltesthemden modern waren, die so rein gar keine
Hitze vertragen konnten. Das Hemd vom Chef sah aus, als hätte man es mit
schwarzen Sprenkeln bombadiert, aber damit nicht genug, etliche Stellen waren
löchrig durchgebrannt, weil dieses Nylonmaterial extrem hitzeempfindlich war.
Das sah schon lustig aus, fast so, als habe der Chef in sein Hemd etwa 20 Löcher
mit der Schere geschnitten, nur dass die Lochränder rundlich verkokelt waren.
Dazwischen dann überall schwarze Spratzerpunkte wo die Funken noch nicht
für ein richtiges Loch gereicht hatten. Exakt 25 Minuten später stand ich mit
meinen Papieren vor dem Metallbaubetrieb und mein Arbeitsleben bei denen
war beendet. Interessant noch zu erwähnen, die Reaktion von dem Chef. Als mir
dieses Mißgeschick passierte, tippte er mir seitlich auf die Schultern, hören hätte
ich ja nichts können, wegen dem Lärm des Winkelschleifers. Er war im Gesicht
weiss wie eine frisch gekälkte Wand, die Bartstoppeln ragten silbergrau
glänzend hervor, ein Zeichen äusserster Anspannung, zeigte dann mit dem
Finger aufs Büro und sagte nur mit halb energisch - hastiger Stimme :"Sofort !",
mehr nicht. Im Büro instruierte er im Nebenraum die Personalchefin, eine
hagere, große Frau, die hatte dann das Vergnügen mir gegenüber zu erläutern,
dass das Arbeitsverhältnis hiermit beendet sei. Gewundert hat mich das damals
nicht und ich habe auch keine Versuche unternommen, den Chef umzustimmen.
Es war mir zwar nicht egal, aber andererseits als junger Kerl in der damaligen
Zeit, wo Jobs keine Mangelware waren, dachte ich mir, dass es sicher nicht
übermässig schwierig wäre, einen neuen Job zu finden. Wenn das Klima
zwischen Chef und Beschäftigtem durch diesen Vorfall schon so versaut war,
dass er einen raus geworfen hat, dann wird das auch nichts mehr, daher lohnt es
sich in aller Regel nicht, noch für das weitere Verbleiben in dem Job zu
kämpfen, weil man später in dem Betrieb dann kein Bein mehr auf die Erde
kriegt und keine wirkliche Freude mehr hat, dafür würde der Chef schon sorgen.
Kurze Zeit später hatte ich dann auch wieder einen neuen Job, der mir sogar von
der Arbeit her besser gefiel. Der wurde allerdings etwas schlechter bezahlt.

Mein Berufsleben entwickelte sich sehr unstetig, aber gerade deshalb auch sehr
vielseitig. Von teils etwas trockenen Bürojobs über diverse handwerkliche
Dinge in unterschiedlichsten Fabriken, mehrfach diverse Jobs am Bau, Arbeiten
im Handel, also in Geschäften, kurz auch mal bei einem Wachdienst, bei
kommunalen Behörden im so genannten Bauhof, bei einer Pharmafirma als
Auslieferungsfahrer für die Apothekenversorgung, ganz kurz auch mal als
Aufbauhelfer bei einer Küchenbaufirma, also man kann das hier in Kürze gar
nicht alles aufzählen, was ich in meiner beruflich aktiven Zeit mal alles gemacht
habe. Damals galt das als sehr großer Makel, wenn man oft die Arbeitsstelle
wechselte. Ich selbst habe es immer so gesehen, bevor ich mich damit auf Dauer
kaputt mache, weiterhin zu einer Arbeitsstelle zu gehen, auf der es mir nicht
mehr gefällt, da kündige ich lieber zeitig und spare mir die Magengeschwüre
und das tägliche Unwohlsein beim Gang zur Arbeit. Wenn ich zu einer
Arbeitsstelle gehe, dann geht es aus meiner Sicht um mich und nicht um den
Betrieb! Es kommt in allererster Linie darauf an, dass es mir bei der Arbeit gut
geht und nicht dem Betrieb. Das eine verbindet sich im Idealfall mit dem
anderen, so dass es beiden gut geht, aber leider versuchen viele Firmen ihr
eigenes „Gutgehen" auf dem Rücken der Arbeitnehmer zu erzielen. Oft kam es
aber auch anders, da wäre ich gerne geblieben, aber da die Firma an
Auflösungserscheinungen litt, sprich Pleite, entfiel der Job. So hätte ich z.B.
sehr gerne den Job als Pharmaauslieferer weiter gemacht, der noch gar nicht so
lange her ist, als einer der letzten Meilensteine in meinem aktiven Berufsleben,
wo ich von einer Stuttgarter Pharmafirma bzw. von deren Zentrallager in einem
bestimmten ca. 70 km - Bereich nordwestlich von Stuttgart im Schnitt
wöchentlich 1 oder 2 mal, manchmal in Ausnahmefällen auch 3 mal, diverse
Apotheken mit den Produkten dieser Pharmafirma belieferte. Das war ein Job
ganz nach meinem Geschmack. Man bekam von der Firma meistens dafür ein
gutes Kombi - Auto zur Verfügung gestellt, wie ich es mir damals selbst niemals
hätte leisten können, dann fuhr man damit im Schnitt 2 mal pro Woche, meist 
abends zu dem Zentrallager, bekam alles in den Laderaum gepfercht, was man
am Folgetag auzuliefern hatte, die Routenliste für den nächsten Tag dazu, fuhr
damit zuerst mal nach Hause und am nächsten Tag morgens sehr zeitig entlang
der vorgegebenen Route alle darauf befindlichen Vertragsapotheken ab, um sie
mit dem Zeugs zu beliefern. Das musste immer sehr früh morgens beginnen,
weil die letzte Apotheke auf der Route bis aller spätestens halb 12 ihren Kram
haben musste. Wie gesagt, das passierte dann, je nach Bedarf 1 bis 2 mal die
Woche, an allen anderen Tagen hatte ich frei, wenn man mal von dem
vorabendlichen Abholen der Produkte beim Zentrallager absieht. Das war aber
von meinem damaligen Wohnsitz in Stuttgart nicht sehr weit, nur einige
Kilometer, mehr nicht. So was nenne ich Idealjob, wo man zwar um sein Geld
zu verdienen schon was tun muss, wo man aber dennoch genügend Freizeit für
die eigenen Belange übrig behält. Ich habe immer Jobs gehasst, wo man quasi
die ganze Woche mit Arbeit vertut und dann vom Wochenende auch nichts hat,
weil man das zum Erholen von der Arbeit braucht. Wissen Sie, das eigene
Leben geht vor, nicht die Arbeit. Was habe ich davon, wenn ich frühzeitig vor
lauter Arbeitsstreß in die Kiste springe, dafür aber dann einen Haufen Geld
hinterlasse, von dem ich selbst nichts mehr habe? Sehe ich nicht ein. Aber
solche Jobs, wie dieser als Pharma - Raser, sind heute sehr rar und schwer zu
finden. Leider wurde der Pharmabetrieb irgendwann von einem größeren
schweizerisch - österreichischen Pharmakonzern geschluckt  und der hat dann
alles neu organisiert, auch den Vertrieb mit dem System des Belieferns der
Apotheken und dadurch war der Job dann schnell wieder Geschichte, was ich als
sehr großes Pech ansah, denn man kann durchaus sagen, dass man dort mit den
beiden Wochen - Arbeitstagen fast so viel Geld verdiente, wie anderswo mit
einer 40 - Stunden - Woche. Man kann es anders sagen, viele Leute bekommen
für viel mehr Arbeit viel weniger Geld, als wie das bei dem Job lief. Dort wäre
ich gerne bis zum Erreichen meiner natürlichen Altersgrenze geblieben, zumal
das schon gegen Ende meines Berufslebens, wenige Jahre vor der Rente war.


Danach folgten in den letzten Jahren noch einige Arbeitsstellen, die man aber
mehr unter dem Gesichtspunkt eines reinen Aushilfsjobs sehen muss und auch
nach dem Erreichen des Rentenalters hatte ich in den letzten Jahren sehr
gelegentlich noch zwischendurch kurzzeitige Aushilfsjobs angenommen. Der
Grund dafür war vor allem, um die Reparaturen und Renovierungsarbeiten hier
im Haus leichter bezahlen zu können, ohne gleich Reserven aufzubrauchen.
Auch diese Kurzzeitjobs, die oft nur ein paar Tage dauerten, brachten mir
manches Pecherlebnis, aber nicht nur. Zumal ich es da auch wesentlich lockerer
anging, weil mir keiner etwas konnte. Ich war nicht mehr wirklich drauf
angewiesen und wenn mir ein Chef blöd kam, dann hab ich einfach den Job
hingeschmissen, fertig. Es gab natürlich Chefs, die es mit Absicht auf solch eine
Entwicklung anlegen, um dann wenige Tage der Arbeit auszunutzen und
nachher mit einer fadenscheinigen Begründung keinen Lohn zahlen wollen, weil
man ja schließlich frühzeitig den Job geschmissen hätte. So versuchten einige,
mich um den Lohn der erbrachten Arbeit zu prellen, aber ich habe mir am
Schluß immer zu helfen gewusst und mir dann die entsprechenden Werte eben
auf andere Art und Weise von dem besorgt oder manchmal hatte man auch
andere Druckmittel, um den Chef dazu zu bewegen, ausstehenden Lohn doch
noch „freiwillig" zu zahlen. Aber man trifft heute oft auf solche Ganoven, die
sich großspurig Chef nennen, die es aber gezielt darauf anlegen, die
Beschäftigten um ihren Lohn zu prellen. Dafür wechselt dann bei denen oftmals
innerhalb von wenigen Wochen die ganze Belegschaft.
Damals hatte ich zeitweise vom Arbeitsamt, so nannte man die „Agentur für
Arbeit" da noch, einige wirklich unschöne Jobs zugewiesen bekommen, die mir
überhaupt nicht gefielen, aber danach fragten die ja nicht. Irgendwann wurde ich
dann von einer bösen Krankheit erwischt, die mir zunächst mal jegliche
berufliche Sorgen entriss, weil da auf einmal nur noch das Überleben zählte.

Damit sind wir dann schon bei einem weiteren Pech - Thema, eben der
Gesundheit. Obwohl das eigentlich ein Patt - Thema ist, wo man im Nachhinein
betrachtet sagen muss, dass der Anteil Pech in Sachen Gesundheit später mit
Glück mehrfach aufgewogen wurde. Ungefähr Anfang des neuen Jahrtausends
ereilte mich eine sehr schwere Krankheit, über die ich vielleicht später einmal
einen separaten Beitrag schreiben werde, dafür ist die Zeit aber noch nicht ganz
reif, ich kann immer noch nicht gut über diese einschneidende Krankheitsphase
reden, weil in mir dann zuviele Emotionen über das Erlebte hoch kochen.
Jedenfalls kurz gesagt, es war schon eine sehr haarige Krankheit, um es
vereinfacht zu sagen im Kopf, die ziemlich plötzlich über mich herein brach.
Lange Klinikaufenthalte folgten und der durchgehende Tenor fast aller
Fachärzte war von Anfang an, dass man mir prognostizierte, bestenfalls noch
eine Restlebenszeit im Bereich von 1 bis 2 Jahren vor mir zu haben, gerechnet
ab dem Erkennungszeitpunkt der Krankheit. Das ist inzwischen 11 Jahre her.
Bei einem einfachen Menschen, wie ich es bin, da kräht ja normalerweise kein
Hahn nach und es werden keine teuren Spitzenkräfte der Medizin eingeschaltet,
die vielleicht auf Grund ihrer überdurchschnittlichen Kenntnisse und
Fähigkeiten doch etwas machen könnten. Etwas anderes wäre es sicher, wenn
ein berühmter Politiker oder ein Star in diese Lage gerät oder jemand, der genug
Finanzmittel im Hintergrund hat, aussergewöhnliche Koryphäen zu bezahlen.
Man kann sagen, es ging bergab. Während mich diese Diagnose anfangs noch
durch und durch erschütterte, war es mir bereits nach etwa 3 weiteren Wochen
völlig egal, weil ich selbst gar nicht mehr richtig registrierte, was mit mir und
um mich herum passierte. Ich kann mich zwar heute noch gut daran erinnern,
was da alles ablief, eigentlich hole ich das heute bewusster aus der alten
Erinnerung hervor, als ich es damals in echt erlebt habe, weil mein damaliger
Zustand nur noch mehr wie ein Dahindämmern im Nebel des eigenen Kopfes
war, als wie ein bewusstes Verarbeiten von Wahrnehmungen. Der ganze
Wahrnehmungsapparat funktionierte ab da völlig anders und bezogen auf die
damalige Zeit sind meine Erinnerungen an diese Zeit auch heute noch total
verzogen. Ein schönes Beispiel, was ich damit meine ist, so weis ich heute
überhaupt nicht mehr so richtig, was die Ärtze in der Klinik über Tag alles mit
mir angestellt haben, obwohl da sehr viel gemacht wurde, aber komischer Weise
kann ich mich ganz exakt immer wieder an einen Krimi erinnern, der im
Krankenzimmer abends öfters im Fernsehen lief. Damals war im ZDF die
Krimireihe Siska gerade sehr aktuell, die meisten Leute werden diese Serie
heute schon gar nicht mehr kennen, weil sie schon nach wenigen Jahren wieder
auslief, und an eine spezielle Folge davon, die während meines
Klinikaufenthaltes lief, kann ich mich exakt an jedes Detail heute noch erinnern.
Ich glaube, ich könnte sogar die Texte der Hauptakteure auswendig
nachplappern. Aber ich könnte Ihnen nicht sagen, was zur gleichen Zeit
während des ganzen selben Monats , in dem dieses Sendung nur eine einzige
Stunde an einem einzigen Tag ausmachte, über Tag mit mir gemacht wurde und
passierte. Ich weiss es definitiv nicht mehr. Eigentlich wusste ich es damals
schon nicht, weil ich es nicht wirklich registriert habe. Das ist schon eigenartig.
Ich kann mich immerhin schemenhaft im Vergangenheitsdunst daran entsinnen,
irgendwann, nach vielleicht 3 Monaten Klinikaufenthalt, kam wohl ein Arzt auf
die Idee, mich mal einem Professor der entsprechenden Fachrichtung
vorzustellen, der gerade einige Monate in Deutschland an verschiedenen
Kliniken arbeitete. Er reiste sozusagen wie ein Tournearzt durch verschiedene
Städte, um dort entsprechenden Fachabteilungen einiger Kliniken helfende
Besuche abzustattten. Eigentlich hatte der sein Domizil in Liechtenstein, es war
aber ursprünglich ein deutscher Arzt. Dieser Professor seinerseits arbeitete
häufig mit einem sehr guten Facharzt aus Stuttgart zusammen, den ich bis dahin
auch noch nicht kannte. Man konnte die immer nur im Paket haben, also wo der
Professor auftauchte, war auch dieser Stuttgarter Facharzt nicht weit. Der
Professor untersuchte, bildete seine Diagnose und stellte die nötigen
Therapiepläne zusammen und dieser Facharzt machte dann die praktische
Ausführung, auch später, nach dem der Professor wieder zurück nach
Liechtenstein war. Selbst wenn ich den Professor und den Facharzt vorher
gekannt hätte, hätte das nichts genutzt, weil ich zu der Zeit nicht mehr in der
Lage war, überhaupt irgend etwas zu veranlassen, wie schon oben gesagt,
Dämmerzustand im Nebel. Ich wäre noch nicht mal im Stande gewesen, eine
Briefmarke auf einen Brief zu kleben, weil mein Hirn zu dem Zeitpunkt darin
keinen Sinn ausgemacht hätte und somit nichts veranlasst hätte. So geriet ich
unter die Fittiche von diesem Professor und dem Facharzt. Zu meinem Glück
hielten beide meinen Fall für hochinteressant, vermutlich um ihr eigenes Wissen
mit meinem Kopf zu erweitern. Genau das machte aber mein Glück aus. Die
taten etwas völlig anderes, als alle anderen Fachärzte bis dahin mit mir
veranstaltet hatten und genau das war das Richtige. Es ging mir bereits nach
wenigen Wochen schon bedeutend besser und ab einem bestimmten Punkt
wurde es jede Woche merklich besser. Es war ein herrliches Gefühl, plötzlich
wieder Herr seines eigenen Kopfes, seines eigenen Körpers und seiner eigenen
Gedankenwelt zu sein. Dann folgte noch eine aufwändige Reha - Maßnahme in
einer Spezialklinik in Liechtenstein, die direkt von dem Professor betrieben
wurde. In dem Zusammenhang gab es noch allergrößten Ärger mit der
Krankenkasse, die die zigtausende Euro teure Rehageschichte zunächst nicht
bezahlen wollte. Aber auch das haben diese Ärzte bzw. andere Spezialisten mit
denen die in solchen Rechts- und Kassenfragen zusammen arbeiten, irgendwie
gedeichselt bekommen. Ich meine später mal gehört zu haben, dass alleine mein
Aufenthalt in dieser Liechtensteiner Reha - Klinik 78.000 Euro gekostet hätte.
Ich weiss gar nicht, wie ich das bezeichnen soll, jedenfalls nach Liechtenstein
war ich wieder ein neuer Mensch oder soll ich sagen, ich war wieder der alte
Lappenkeuler, wie vor dem Ausbruch der Krankheit? Na, eigentlich war ich
doch mehr ein neuer Mensch. Sie mögen es nicht glauben, aber einige Sachen,
Angewohnheiten, vor allem aber manche Lebenseinstellungen waren nachher
anders, als vor der Krankheit. Aber ich kann nicht behaupten, dass diese Dinge
anders waren, weil ich selbst bewusst gesagt habe, ich will jetzt verschiedene
Dinge anders handhaben, das ergab sich irgendwie automatisch, weil einige
meiner Vorlieben und einige meiner Denkweisen sich unbeabsichtigt verändert
haben. Viele andere Sachen, auch viele Grundeinstellungen zum Leben, zu
Alltagsfragen usw. haben sich aber auch überhaupt nicht verändert. Viele Leute
sagen, dass häufig Menschen nach dem Überstehen solch heftiger Krankheiten
stark religiös werden, bei mir war es eher genau umgekehrt. Ich war zwar nie
übertrieben religiös, möchte aber behaupten, dass die Religion von mir nach der
Krankheit völlig anders betrachtet und bewertet wird und dass deren Stellenwert
im Alltag für mich heute eigentlich keine wirkliche Rolle mehr spielt. So ist es
mir auch egal, was in irgendwelchen Geboten steht, wenn es in meinem
persönlichen Fall mir sinnvoller erscheint, völlig anders zu handeln, als es
irgend ein Gebot gerne hätte, dann mache ich das und denke dabei keinen
Bruchteil einer Sekunde an das Gebot. Vor allem habe ich den Eindruck
gewonnen, dass vieles, was in der Bibel oder anderen heiligen Schriften anderer
Religionen stehen mag, in gewisser Weise den Status eines Märchens hat, was
sich vor zig tausend Jahren mal verschiedene Leute im Orient haben einfallen
lassen. Das wurde dann über hunderte Generationen weiter erzählt, jeder hat was
dazu gedichtet oder auch ihm unliebsame Dinge weg gelassen oder an seine
eigenen Vorstellungen angepasst und das Sammelsurium aus diesen tausenden
Überlieferungen haben wir heute als zum Teil fragwürdiges Extrakt in Form von
Bibel, Koran oder sonstigen „Religionsführern" vorliegen. Es ist nicht mehr
möglich, überhaupt zu klären, was sich davon wirklich so zugetragen hat oder
was eben reines Märchen eines frühen Bestsellerautors ist. Ich räume ein, dass
es natürlich sein kann, dass ich mit dieser Erkenntnis selbst völlig falsch liege,
weil ich diese Thesen ebensowenig beweisen kann, wie die strengen Hüter der
Inhalte von religiösen Grundwerken ihre Thesen beweisen können. Ich denke
nur, dass sich viel zu viele Leute viel zu viel Gedanken um die alte Welt damals
machen und sich an Dingen aus einer Zeit orientieren, die mit unserer Zeit nicht
mehr viel gemein haben. Gerade aus diesen oft in der heutigen Zeit unpassenden
Unwägbarkeiten entstehen dann große Mißverständnisse, Ärgernisse und
Glaubenskriege, wie wir auch heute noch an genügend Schauplätzen dieser Erde
täglich sehen. Warum bringen denn Leute andere Menschen um, nur um ihnen
ihrern Glauben aufzuzwingen? Das ist in sich ja schon paradox, denn dass das
nicht gehen kann, sollte jedem halbwegs logisch denkenden Menschen klar sein,
denn wenn ich jemandem einen Glauben aufzwinge, ist es automatisch in dem
Moment kein Glaube mehr, sondern nur noch ein Angstgedanke, um möglichst
schadfrei den Alltag zu überstehen und Repressalien des Glaubenswächters aus
dem Weg zu gehen. Also ist ein so erzielter Glaube völlig wertlos. In dieser
Thematik könnte man sich natürlich total verlieren, immer weiter vertiefen und
gar Millionen an Seiten dazu schreiben, ohne etwas an den wirklichen
Zuständen zu ändern. Doch eigentlich ging es hier in dem Abschnitt ja um das
Thema Gesundheit und nicht um Religion. Nach meinen Reha - Maßnahmen in
Liechtenstein war ich zwar nicht wieder 100 % gesundet, aber man kann sagen
zu 90 %, jedenfalls unter Beachtung gewisser Einschränkungen. Dann musste
ich in den ersten Jahren nach den ganzen Behandlungen recht häufig zu
Nachuntersuchungen, die zum Teil sehr zeitraubend waren. Später wurden die
Abstände zwischen den Nachuntersuchungen immer größer, inzwischen liegen
sie bei einmal jährlich und man kann sagen, dass ich im normalen Alltag
überhaupt nichts mehr von der Krankheit bzw. deren Nachwirkungen merke. In
den ersten etwa 5 Jahren nach der Genesung musste ich täglich Unmengen von
Medikamenten einnehmen, nach dieser Zeitspanne wurden die Dosierungen
immer weiter gesenkt und seit etwa 2 Jahren fallen mehrere Medikamente
komplett weg. Heute muss ich noch 4 Medikamente einnehmen.
Komischerweise ist mir noch etwas anderes aufgefallen, wo man fast schon
vermuten könnte, dass das irgendwie auch damit zusammen hängt. Früher, also
bevor ich diese große Krankheit hatte, bekam ich mindestens einmal pro Jahr,
normalerweise sogar 2 bis 3 mal einen sogenannten grippalen Infekt, also den
berühmten Erkältungsschnupfen, Husten, leichtes Fieber. Nach dieser großen
Krankheit, also nunmehr seit rund 10 Jahren, habe ich nie wieder derartige
Infekte gehabt. Selbst wenn ich mich ordentlich unterkühlt hatte, wo ich dann
befürchtete alsbald an einer Erkältung zu leiden, passierte ausser einem
vielleicht halbtägigen Schnupfen gar nichts. Natürlich soll man so was niemals
beschwören, denn Krankheiten kommen oft schneller und unerwarteter, als
einem lieb ist.

Ein anderes Indiz dafür, dass das Pech mich zuweilen gerne verfolgte war der
öffentliche Nahverkehr. Einmal davon abgesehen, dass ich ohnehin kein Freund
des öffentlichen Nahverkehrs bin und auch nie war, hatte ich meistens das Pech,
dass ausgerechnet dann, wenn ich vielleicht einmal im Jahr wegen einer
Autopanne oder wegen einer autolosen Zeit doch Bahn oder Bus nutzen musste,
diese enorme Verspätung hatten oder gleich ganz ausfielen. Es war zum Haare
raufen. Und ausgerechnet wenn man diese Verkehrsmittel am dringendsten
braucht, dann fallen sie aus, besonders gerne an kalten Wintertagen. Derartige
Vorfälle erlebte ich in meinem Leben sicherlich über 25 und jedes mal war es
wirklich so, dass ich diese Strecken normalerweise nie mit öffentlichen
Verkehrsmitteln fuhr, nur eben aus oben genannten Gründen mal zur absoluten
Ausnahme. Dieser Ausnahmetag deckte sich dann manchmal mit dem einzigen
Ausfalltag im Jahr, gerade so, als ob die Verantwortlichen der Bahn gesagt
hätten, heute will der Lappenkeuler mitfahren, da fahren wir erst gar nicht. Auch
andere unschöne Vorfälle bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel
untermauerten wirklich jedes mal, bei ausnahmslos jeder Benutzung meine sehr
negativen Vorurteile gegen den öffentlichen Nahverkehr. Ich könnte Ihnen
eigentlich keine einzige Bus- oder Bahnfahrt nennen, von der ich danach sagen
konnte, da war wirklich alles ok, das war in Ordnung so, damit war ich
zufrieden. Egal ob Unpünktlichkeit, Totalausfall, blöde nervende Mitreisende,
verdreckte Fahrzeuge, widrige Bedingungen usw., eines dieser Dinge traf immer
zu, meistens aber gleich mehrere. Man kann also sagen, stellvertretend für alle
schildere ich Ihnen hier anhand von einigen Beispielen, was mir da im Laufe der
Jahrzehnte passiert ist. Wie ich schon an anderer Stelle öfters erwähnte, stört
mich von der Grundeinstellung her am öffentlichen Nahverkehr aber noch mehr,
als die Unpünktlichkeiten und Ausfälle die Tatsache, dass man sich eben die
Mitreisenden nicht aussuchen kann. Oft habe ich das „Glück", dass ich dann
Idioten gegenüber sitze, mit denen ich sonst im Leben nie die gleiche Raumluft
atmen würde. Mancher wird sagen, dass darin doch auch Chancen für nette
Bekanntschaften schlummern, wo man z.B. die eine oder andere nette Frau
kennenlernen könnte. Demjenigen kann ich nur aus meinen Erfahrungen sagen,
dass diese Chance zwar theoretisch besteht, aber die tägliche Praxis ist die, dass
man eben nicht einer netten Frau gegenüber sitzt, sondern irgend einem
stinkenden, rülpsenden Vollpfosten, der total randvoll mit Alkohl bis zur
Oberkante seine hohlen Birne abgefüllt ist. Oder irgend so einem jugendlichen
Wichtigtuer, wissen Sie, so einem typischen drittklassigen Hilfswixer, der meint
sich aufspielen zu müssen und andere mit seiner Lebensweise und seinem
unflätigen Benehmen belästigt. Die Fälle, wo dann wirklich mal „die" nette Frau
in Echt vorkommt, die machen kein Promill von allen Fahrten aus. Diese
Theorie ist eine rein vorgeschobene Erfindung der Nahverkehrs - Enthusiasten,
die es komische Weise tatsächlich gibt, auch wenn ich das überhaupt nicht
nachempfinden kann. Man kann es drehen und wenden wie man will, die einzig
wirklich akzeptablen Verkehrsmittel sind die des Individualverkehrs, egal ob
Auto, Fahrrad oder ähnliches. Alles das, wo ich zu sehr von anderen abhängig
bin und wo ich vor allem sozusagen mit ungebetenen Gästen in einer Kiste
hocken muss, ist und bleibt kalter Kaffee. Die Amerikaner haben das schon
längst erkannt und da kommt gar keiner auf die absurde Idee, den Leuten die
Nutzung des Nahverkehrs aufzwingen zu wollen, wie man es hier von
bestimmten grünlichen Kleindiktatoren immer wieder gerne hört. Mir ist es
ohnehin ein Rätsel, wieso sich heute so viele Leute in den grünen Bann ziehen
lassen, um sich von solchen Leuten alle möglichen Dinge vorschreiben und
aufzwingen zu lassen; aber das ist ein anderes Thema.

Zurück zur Sache, zum Thema Pechvogel. Mit den Wohnungen, die ich in
meinem Leben hatte, hatte ich zuweilen auch öfters Pech, allerdings manchmal
auch Glück. Die jetzige Wohnsituation im eigenen Haus, die seit 2006 besteht,
ist natürlich die absolute Ausnahme und ein wahres Glück, welches ich mir in
meinen kühnsten Träumen niemals hätte vorstellen können. Ein Lappenkeuler
und ein eigenes Haus, das hat es zuvor noch nie gegeben. Schon seit meiner
Kindheit, also bei meiner Mutter in den späten 40er, den 50er und den frühen
60er Jahren, hatten wir immer in eher relativ kleinen Wohnungen zur Miete
gewohnt. Andere Wohnsituationen kannte ich gar nicht. Könnte man die Zeit
zurück drehen bis damals und ich würde meiner vor einigen Jahrzehnten
verstorbenen Mutter erzählen, dass ausgerechnet ich irgendwann einmal ein
eigenes Haus haben würde, dann hätte diese mich höchst persönlich in einer
Irrenanstalt abgegeben und gesagt, dass ich nun völlig phantasiere, weil das
damals für uns so etwas von unvorstellbar war, als hätte man behauptet,
irgendwann der Kaiser von Deutschland zu sein. Erst in den frühen 70er Jahren,
als ich eine relativ gut bezahlte Arbeitsstelle hatte und die Heirat mit meiner
ersten Frau in Sichtweite geriet, kam ich auf die Idee, mir mal eine etwas größere
Wohnung anzumieten. Wobei größer damals hiess, dass die Wohnung ungefähr
75 m² hatte, zuvor kannte ich nur Wohnungen bis maximal 50 m². Wohnflächen
von über 200 m², wie ich sie heute mehr unbeabsichtigt durch den Kauf des
Altbaus hier habe, hätte man zu der Zeit selbst als völlig sinnlos bezeichnet.
Doch über die derzeit aktuelle Wohnsituation werde ich in diesem Beitrag nicht
berichten, da sie ausdrücklich nicht unter der Rubrik „Pech" einzuordnen ist,
sondern ganz im Gegenteil. In Stuttgart wohnte ich viele viele Jahre in einer
relativ kleinen Wohnung in einem großen Mietshaus. Auch diese Wohnung
passt eigentlich gar nicht in diese Rubrik Pech. Obwohl die Wohnung extrem
klein war, habe ich dort immer sehr gerne gewohnt. Zum Thema Pech passt dort
nur das Ende dieser Wohnära. Das Haus wurde später an eine schweizer
Immobilienfirma verkauft und dann wurde innen und außen alles auf den Kopf
gestellt, die meisten der sehr kleinen Wohnungen in dem Haus wurden mit
benachbarten Wohnungen zusammengelegt und dadurch vergrößert. Die Mieten
explodierten entsprechend und waren für mich danach nicht mehr tragbar. Das
war aber auch nicht nötig, weil der frühere Besitzer, dem diese Mietshäuser vor
dem Verkauf an die schweizer Immobilienfirma gehörten, mir noch eine andere
preisgünstige Wohnmöglichkeit besorgt hatte. Doch dazu später in einem
anderen Bericht mehr.
Zu der Pech - Thematik passen dann die Wohnungen besser, die ich vor dieser
kleinen Stuttgarter Wohnung hatte und das waren gleich mehrere in relativ
kurzer Zeit. Aus dieser Zeit stammt auch meine bis heute anhaltende große
Abneigung gegen alte Fachwerkhäuser und ähnliche Bauten, die mehrere
hundert Jahre alt sind. Da sind mir persönlich zweckmässige Betonbauten
tausend mal lieber. Also noch mal zurück zu der etwas weiter oben erwähnten
75 m² - Wohnung, in die ich mit meiner ersten Ehefrau einzog. Diese Wohnung,
ebenfalls ziemlich mitten in Stuttgart gelegen, aber dennoch in einer eher
ruhigen, aber halt zentralen Wohngegend, war doch recht teuer. Klar, alleine die
Lage sorgte für hohe Preise und auch die für damalige Verhältnisse gute
Ausstattung. Ich persönlich hätte damals diese teure Wohnung niemals
angemietet, aber meine damalige erste Ehefrau drängte darauf und die war
ohnehin eine wahre Weltmeisterin im Geld vernichten, pardon, vor allem im
sinnlos Geld vernichten. Da mein Einkommen damals, wie angedeutet, relativ
hoch war, kümmerte mich das zu diesem Zeitpunkt wenig und um der zu diesem
Zeitpunkt noch verehrten Gattin den Gefallen zu tun, wurde diese teure
Wohnung halt gemietet. Da ich hier keine Abhandlung über meine gescheiterte
Ehe mit dieser konsumsüchtigen Frau schreiben möchte, nur soviel: Diese Ehe
ging nach wenigen Jahren, wie erwartet, in die Brüche. Die Scheidung ging für
mich damals eigentlich noch relativ kostengünstig über die Bühne, weil wir
keine Kinder hatten und Geld, was es zu verteilen galt, gab es im Prinzip nicht,
weil wir dank der endlosen Konsumsucht meiner damaligen Frau ohnehin nie
einen Pfennig übrig behielten. Die meisten Einrichtungsgegenstände und
sonstigen Wertsachen hatte sie bei der Scheidung an sich gerissen, soll sie doch,
dachte ich damals, Hauptsache ich bin diese Gewitterziege los. Was mir danach
blieb war wenig, sehr wenig, um genau zu sein, aber lieber halbwegs glücklich
mit wenig als ständig im Ärger mit viel. Zu der Zeit entstand auch so langsam
meine jahrzehntelange Philosophie, dass man ab besten mit nur sehr wenigen
Möbeln und sehr wenigem Eigentum wesentlich leichter und besser lebt, als mit
Unmengen an Kram. Eine Einstellung, die mir bei den später in bestimmten
Phasen häufig auftretenden Wohnungswechseln sehr nützlich wurde. Wenn man
keine sperrigen Möbel hat und keine Berge von Haushaltsgegenständen, Wäsche
usw., dann ist ein Wohnungswechsel mit dem eigentlich lästigen Umzug ein
Klacks, der sich notfalls in einem halben Tag komplett bewältigen lässt. Doch
zunächst zurück zur damaligen Situation. Durch den Fortfall der Arbeitsstelle
und den späteren Eintritt in eine deutlich schlechter bezahlte Arbeit, wäre keine
teure Wohnung mehr möglich gewesen und genau ab da, es muss vielleicht
Mitte der 80er Jahre gewesen sein, begann meine wechselhafte Odysse durch
zahllose miserabele Altbau - Wohnungen in Stuttgart und näherem Umkreis. Ich
kann Ihnen sagen, Sie glauben gar nicht, was es alles für Insekten gibt, die man
vorher noch nie zu Gesicht bekommen hat. Ebenfalls zu dieser Zeit entstand
mein abgrundtiefer Haß auf Insekten und ähnliches Viehzeugs, die sich
ungefragt überall breit machen, bevorzugt in Fachwerk - Altbauten, mit Lehm
verputzen Häusern und ähnlichen Bruchbuden. Eigentlich bin ich jemand, der
dafür ist, Altes zu bewahren, auch alte Bausubstanz, aber alte Lehmhäuser, alte
Fachwerkbauten und ähnlichen Müll der Baukunst sollte man nach meiner
Meinung beim Erreichen eines bestimmten Zustandes zwangsabreißen, denn das
sind extreme Insekten - Zuchtanstalten. Da holt man sich die galoppierende
Krätze und ähnliche Juckkrankheiten. Natürlich behaupte ich nicht, dass alle
alten Gebäude derartige Ungezieferzuchtburgen sind, aber meine Erfahrungen in
solchen Gebäuden zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, dort mit solchem Getier
und zahlreichen anderen Unzulänglichkeiten konfrontiert zu werden, um das
Zehnfache größer ist, als in Bauten, wie sie in etwa ab 1920 und danach
entstanden. Man kann meist sagen, je mehr Stein oder Beton an einem Bauwerk
verarbeitet wurde, um so besser, um so geringer ist der Ungezieferbefall und um
so geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich dort Ungeziefer, Mäuse und
ähnliches in einem unkontrollierbaren Ausmaß ausbreiten. So hatte ich mal eine
45 m² große Altbauwohnung in einem Vorort von Stuttgart in einem sehr alten
Fachwerkhaus, welches man von außen aber gar nicht mehr als Fachwerkhaus
erkennen konnte. Von außen war alles mit Verblendungsplatten verkleidet,
innen herrschte aber wirklich das totale Chaos. Ungeziefer in jeder Ecke,
welches nie enden wollte, weil die Tierchen sich in den Hohlräumen zwischen
dem Fachwerk und dessen Füllung überall durch schlängeln können. In Häusern
dieses Baustils gibt es soviele Hohlräume, da kann sich ein nicht sachkundiger
Laie keine Vorstellung von machen und genau diese Hohlräume und deren
baumaterialbedingte Beschaffenheit sind es, die das Ungeziefer dort praktisch
unkontrollierbar ermöglichen. Wollte man das Ungeziefer in solchen Häusern
wirklich restlos bekämpfen, dann müsste man das Haus vollständig abreissen,
weil man anders gar nicht an die vielen Hohlräume gelangt. Im betreffenden
Haus waren die Füllungen der Fachwerkrauten teils noch aus altem Lehmputz,
den lieben alle möglichen Insekten sehr, weil es für die die ideale Brutstätte ist
und sie sich reichhaltig vermehren können. Kommen dann noch heisse Sommer
dazu, dann explodiert die Insektenwelt dort regelrecht. Obwohl die von mir
angemietete Wohnung im obersten, dritten Stockwerk lag, wimmelte es dort von
Ameisen, Spinnen, Mücken, Kakerlaken und allem erdenklichen Insektenpack
sowie auch noch von Mäusen. Während die Insekten ihre Population im
Sommer ins Unermessliche trieben, waren es in der kalten Jahreszeit mehr die
Mäuse, die dann im warmen Haus Schutz suchten. Sie können sich nicht
vorstellen, was ich alles unternommen habe, um der Plage Herr zu werden, alles
ohne Erfolg, oder wenn überhaupt, dann war der Erfolg nur begrenzt und
kurzfristig. Man konnte darauf wetten, dass wenn man in einem beliebigen
Zimmer eine mit Käse gefüllte Mausefalle aufstellte, diese spätestens nach 5
Stunden zuschnappte. Ich habe es mit Widerwillen ein knappes halbes Jahr in
der Wohnung ausgehalten, bis ich ausgezogen bin und in der kurzen Zeit habe
ich dort sicherlich über 200 Mäuse gefangen. Wie schon angedeutet, im Sommer
war es weniger, aber als es auf den Winter zuging wurde es ganz schlimm. Im
Sommer waren derart viele Ungeziefersorten dort, dass man es nicht
beschreiben konnte, was da alles herum fleuchte. Alleine über das
Insektenvorkommen und die „Artenvielfalt" in diesem einen Haus, hätten 5
Biologen 5 verschiedene Doktorarbeiten schreiben können, ohne sich eine
Plagiatsaffäre zu liefern und ohne mehrfach die gleichen Krabbeltiere zu
erwähnen. Damals glaubte ich noch, das sei ein spezielles Problem dieser einen
Wohnung und habe nichts mit der alten Bauweise zu tun. Die danach folgende
Wohnung war wieder in einem ähnlich alten Haus, aber in äusserlich
gepflegterem Zustand. Preiswerte Wohnungen in der Nähe von Stuttgart waren
zu der Zeit fast nur in solchen Uraltbauten zu bekommen. Im Wesentlichen gab
es auf längere Sicht in der neuen Wohnung die gleichen Probleme, wenn auch
nicht ganz so ausgeprägt, wie in der erstgenannten. Ein Baufachmann, der nicht
von diesem heute modischen Ökowahn befallen ist, hat mir auch damals lange
und ausführlich erklärt, warum man solchen Befall mit Ungeziefer, Mäusen und
ähnlichen Zeugs in Bauwerken solch alter Bauweisen eigentlich nie in den Griff
kriegt, eben weil das Viehzeugs sich in den ganzen Hohlräumen optimal und
unerreichbar verkriechen und vermehren kann. Er sagte, professionelle
Restauratoren solch alter Häuser gehen hin, und lassen, wenn alles ausgeräumt
ist und bevor mit der eigentlichen Renovierung begonnen wird, mit
Spezialheizungen alle Etagen, alle Räume und jeden Winkel für einen ganzen
Tag oder manchmal auch für bis zu 5 Tage auf etwa 75 Grad Innentemperatur
aufheizen, dann würden die meisten eingenisteten Schädlinge wirklich kaputt
gehen. Das kann man aber logischerweise nur machen, wenn das komplette
Haus leer steht und entkernt ist, also nach der ersten Grobrenovierung und vor
der endgültigen Renovierung und vor dem ersten Neubezug. Und selbst dann
wirkt diese aufwändige und sehr teure Methode bestenfalls für 5 bis 7 Jahre,
dann geht der Spuk meistens wieder los.
Da ich mir damals wirklich nur allerbilligste Wohnungen leisten konnte, aber
andererseits nicht bereit war, in solchen Mottenbuden wohnen zu bleiben, blieb
mir nichts anderes übrig, als immer, wenn ich solche eine Wohnung erwischt
hatte, nach kurzer Zeit wieder aus zu ziehen und mir eine neue Bleibe zu suchen.
Ich habe das dann damals auch so lange konsequent durchgezogen, bis ich am
Ende eine zwar sehr kleine, aber absolut ungezieferfreie Wohnung gefunden
hatte. Das war dann eine Wohnung in einem 50er / 60er Jahre - Mietswohnhaus,
wo alles aus Beton war. Seit dem habe ich Betonbauten sehr schätzen gelernt,
denn diese ganzen Probleme gibt es dort nicht und auch sonstige Reparaturen
sind in den oftmals als Betonburgen verschrieenen Gebäuden viel seltener. Das
war auch die Wohnung, in der ich in meinem ganzen Leben am längsten drin
gewohnt habe. Es waren sicher über 10 Jahre und wahrscheinlich würde ich
heute noch dort wohnen, wenn diese Gebäude nicht von der oben erwähnten
schweizer Immobilienfirma aufgekauft und teuersaniert worden wären.
Andererseits muss ich, im Rückblick betrachtet, denen dankbar sein, denn sonst
wäre ich in meinem Leben niemals hier an das eigene Haus gekommen, in dem
ich natürlich noch lieber wohne. Die von mir im Leben gemachten Erfahrungen
lassen mich nur den Kopf schütteln, wenn ich im Fernsehen beispielsweise sehe,
wie junge, lebensunerfahrende Architekten heute wieder die alten Bauweisen
hervorkramen und Lehmbauten propagieren, als sei es der Weisheit letzter
Schluß, uralte Bauweisen wieder anzuwenden. Dort werden dann vor allem
energetische Vorteile durch die gute Wärmeisolation und sogenannte
baubiologische Vorteile angeführt, die diese Baustoffe als besonders gut
bewerten lassen. Da kann ich wirklich nur den Kopf schütteln, über soviel
Dummheit. Diese Leute haben nichts, rein gar nichts aus der Vergangenheit
gelernt. Warum glauben die eigentlich, wäre man später zusehends immer mehr
auf Stein- und Betonbauweisen umgeschwenkt? Warum waren die Leute später
froh, stabile Stein- oder Betonbauten zu haben und endlich aus den
Gammelkisten raus zu kommen? Waren die alle blöd? Nicht nur weil sich damit
industrieller, genormter und stabiler bauen lässt, auch weil die Leute die alten
Ungezieferbuden satt hatten. Spätestens wenn die von denen angepriesene
Baubiologie nach etlichen Jahren „zu leben" beginnt und sich in Form von
tausenden Insekten selbstständig macht, dann werden diesen grünen
Rotzbübchen noch die Augen auf gehen. Also mich kriegen keine 10 Pferde
mehr in solche Wohnungen rein. Damit hier an der Stelle genug zum Thema
wohnen.

Ist Reichtum gleichzusetzen mit Glück? Wenn ja, dann war ich im größten Teil
meines Lebens in jedem Fall ein großer Pechvogel. Nun mag die Frage darin
liegen, wo Reichtum anfängt und Armut aufhört, das definiert sicher jeder
anders. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich vor Jahren in großen
Zeitbereichen meines Lebens teils auch von Sozialkassen gelebt habe. Seit
nunmehr etwa 6 - 7 Jahren ist diese Zeit für mich vorbei, weil wir sozusagen das
Glück hatten, auf eine etwas verstrickte Weise zu einem bescheidenen
Guthaben und dem eigenen Altbau - Haus hier zu kommen. Mit dazu bei trägt
auch die Tatsache, dass ich, anfangs aus gesundheitlichen Gründen, inzwischen
auch aus Altersgründen aus dem aktiven Arbeitsleben ausgeschieden bin und
eine Rente beziehe. Da bei vielen Behörden die Rechte nicht weiss, was die
Linke tut, wurde ich sogar eine zeitlang widerrechtlich dazu verdonnert, in den
damals beliebten ABM - Maßnahmen zwangsweise vorübergehend in einem
städtischen Bauhof arbeiten zu müssen. Wie sich erst viel später herausstellte,
durften die mich auf Grund meiner großen Vorerkrankung dazu gar nicht heran
ziehen. Trotzdem muss ich sagen, wenn mir das auch teils anfangs zuwider lief,
habe ich auch aus dieser Arbeit etwas Nutzen gezogen und manche Jobs davon
sogar relativ gerne gemacht. Zudem ermöglichte mir damals diese Arbeit
eigentlich erst, sich wenigstens wieder ein kleines Auto zu leisten, da unter dem
Strich am Monatsende doch etwas mehr Einkommen zusammen kam, als ohne
diese Jobs.
Mein Einkommenssituation war im Verlauf meines Lebens recht uneinheitlich.
Wie schon an anderer Stelle angedeutet, hatte ich in den 70er Jahren für eine
Zeit sogar mal eine sehr hoch bezahlte Stelle gefunden. Durch verschiedene
widrige Umstände, zu denen ich durchaus auch die Ehe mit meiner ersten Frau
zähle, ging das aber schon nach relativ kurzer Zeit alles den Bach runter. Ich
wechselte dann recht oft die Arbeitgeber. Gut bezahlte Arbeitsstellen waren
selten darunter und wenn mir einer für wenig Geld auch noch blöd kam, dann
habe ich meistens sofort wieder gekündigt. Wissen Sie, es gibt Chefs, die
glauben, wenn sie dir ein Ei geben, könnten sie dafür als Gegenleistung die
halbe Welt verlangen, aber nicht mit mir. Die wissen ja, aus Angst, dass sie raus
geworfen werden, lassen viele Leute das mit sich machen, ich niemals! Es ist
mir klar, dass ich dem Chef nicht auf der Nase herumtanzen kann, das habe ich
auch nie gemacht, aber es ist mir auch klar, dass der Chef von mir für ein
Almosen nicht die Leistung eines hochdotierten Facharbeiters verlangen kann.
Durch diese innere Einstellung, die ich auch immer konsequent durchgehalten
habe, gab es oft Zoff mit Chefs und Vorgesetzten in der Betriebshierarchie,
zumal ich immer jemand war, der keine Dummköpfe über sich dulden kann. Es
mag hochnäsig klingen, ist aber nicht so gemeint, meine damaligen Erfahrungen
waren, dass mindestens 70 % aller Chefs oder Vorgesetzten Dummköpfe waren.
Leute ohne hinreichende Bildung oder noch öfters mit einer nur sehr einseitigen,
berufsbezogenen Bildung; Leute ohne Charakter; Leute mit einem hohen
Standesdünkel oder meistens sogar eine Mischung aus allen 3 dieser
Negativeigenschaften. Auch in behördlichen Stellen scheint das Vorkommen
von Vorgesetzten, die besonders heftig diesen Eigenschaften fröhnen sehr hoch
zu sein. In meinem Berufsleben hatte ich ja auch einige Male in Behörden oder
ähnlichen Einrichtungen gearbeitet. Es ist schon witzig, wie selbst kleinste
Vorgesetzte, die zum Beispiel in einem Bauhof gerade mal 3 Leute unter sich
haben, zu einem wahren König aufblühen und den Obermenschen raushängen
lassen. Unter dieser Sorte von Vorgesetzten waren teils Typen, da bezweifle ich
stark, dass die jemals eine Schule von innen gesehen habe, so grenzenlos dumm
wie die waren. Oder andere waren morgens um 9 Uhr im Dienstbüro schon so
sternhagelvoll mit Schnaps oder Bier abgefüllt, das die Raumluft sicherlich
explodiert wäre, wenn man dort einen Funken entzündet hätte, so
alkoholgeschwängert war die. Solche Suffköppe sollen dann andere überwachen
und reglementieren, sehr schön. Ich entsinne mich an einen Vorgesetzten im
Bauhofdienst, den wollte ich wegen einer Sache gegen Mittag im Büro etwas
fragen. Ich kam ins Büro und sah weit und breit niemanden, bin also wieder raus
gegangen. Auf dem Flur lief ich genau dem Vor - Vorgesetzten von diesem
Vorgesetzten in die Arme, also einer der 2 Stufen in der Diensthierarchie über
dem stand. Der fragte mich dann, ob ich den Herrn S (den vollständigen Namen
lasse ich mal weg, weil ich ja hier keinen persönlich durch den Kakao ziehen
will) gesprochen hätte? Ich meinte nein, der sei wohl nicht da. Darauf wurde der
hellhörig und sagte, dass könne nicht sein, er habe den selbst vor 10 Minuten in
sein Büro gehen sehen. Zuerst glaubte dieser Vor- Vorgesetzte, dass ich ihn
verarschen wolle und ihm vielleicht nur nicht sagen wollte, was ich mit dem
Herrn S zu bereden hatte. Er befahl mir gewissermaßen, mit ihm zusammen
sofort nochmal in das Büro zu gehen. Da konnte ich ja nicht gut nein sagen. Wir
also wieder in das Büro, wie ich schon gesagt hatte, weit und breit war kein Herr
S zu sehen. Der Vor- Vorgesetzte wurde wütend und rief lautstark mehrmals
nach dem Herrn S, worauf ich meinte, das das wohl nichts bringen würde, da er
ja offensichtlich nicht im Raum sei. Trotzem hörte man plötzlich ein grunzen
von der anderen Schreibtischseite und ein sichtlich sternhagelvoller,
hoffnungslos besoffener Herr S krabbelte mit Mühe und Not vom Boden hinter
seinem Schreibtisch hervor. Im Suff war er wohl mitsamt seinem Bürostuhl
hinter - oder mehr unter seinen Schreibtisch gefallen, wo ich ihn beim normalen
Betreten des Raumes nicht gesehen hatte. Er war so betrunken, dass er dort
unten eingedöst und liegen geblieben war. Er konnte auch gar nicht mehr richtig
sprechen. Sein Vor- Vorgesetzter war dann ebenfalls sprachlos, allerdings vor
Wut, brauchte eine Weile Bedenkzeit, brach dann in einen wahren
Tobsuchtsanfall aus und lief wütend, lauthals schimpfend durch den Flur, wo er
mit knallenden Türen in seinem Büro verschwand. Einige Tage später wurde der
Suff - Vorgesetze, Herr S in eine andere, weit außen liegende Dienststelle
versetzt. Ehrlich gesagt weiss ich nicht, ob man dem Saufkopf damit nich sogar
noch einen Gefallen tat, denn dort konnte er sich sicher noch ungestörter voll
laufen lassen.
Meine Arbeiten in dem Bauhof waren zwar eigentlich ungewollte Hilfsarbeiten,
die ich mir nicht freiwillig ausgesucht hatte, man hatte mir das unter Androhung
gewisser Zwangsmaßnahmen in Form von Geldkürzungen „schmackhaft"
gemacht, obwohl das eigentlich unzulässig war, wegen meiner Vorerkrankung,
wie sich viel später erst heraus stellte; aber insgesamt betrachtet, fand ich auch
diese Zeit gar nicht so schlecht. Ich hatte dort ein wenig das Glück, mit einem
gewissen Mindestmaß an Kooperationsbereitschaft mir eigentlich den besten Job
heraus zu fischen, der für unsereins dort möglich war. Es ist klar, wenn man
vom Arbeitsamt, heute Arge genannt, dazu verdonnert wird, dort für einige
Monate Dienst zu tun, dann kommt man schon mit einer unschönen, geladenen
und widerspenstigen Grundeinstellung dort hin. Ich war ja nicht der Einzige
dort, der auf diese Art und Weise dort landete. Am ersten Tag waren mehrere
Aspiranten dort, die zu Arbeiten eingeteilt wurden. Ein Vorgesetzter kam und
fragte alle, wer denn einen gültigen Führerschein habe und wer sich in der Lage
fühle, nach etwas Übung einen 2,5 - Tonner - Kleintransporter - Pritschenwagen
zu fahren. Alleine schon aus Widerspenstigkeit meldete sich darauf keiner. Dann
kam mir aber die Idee, dass die dort verteilten Jobs sicher nicht gerade
besonders schön sind und da wäre der Job als Fahrer eines Kleintransporters
sicher noch der angenehmste aller Jobs. Also hob ich bei der Frage nach dem
Führerschein die Hand und bekam dann tatsächlich nach einigen Übungsstunden
einen alten, schon leicht ramponierten, aber noch gut fahrenden Mercedes 205 D
- Pritschenwagen - Kleintransporter in Bauhof - Orange zugeteilt, mit dem ich
dann mit noch einem Mitarbeiter verschiedene Aufträge innerhalb Stuttgarts
zugeteilt bekam. Meistens waren wir beide für allgemeine Anstreicherarbeiten
zuständig. Mit diversen Farbtöpfen und Entrostungswerkzeugen auf der
Ladefläche haben wir z.B. oft solche Metallgeländer an Brücken, an Schulhöfen
oder Haltestellen partitiell nach Rostschäden abgesucht, entrostet und von Hand
gemütlich neu lackiert. Die anderen, die sich anfangs quer stellten und auf alle
Fragen keine Antwort gaben, die haben später fast alle wirklich richtig blöde
Jobs zugeteilt bekommen, wie stundenlang Straße fegen, Scheisse wegschaffen
von blöden Kötern, die irgendwohin geschissen hatten, öffentliche Toiletten
putzen und ähnlich schöne Sachen. Da erwies sich meine Idee der sparsamen
Kooperation als goldrichtig, um so wenigstens den besten von den schlechten
Jobs an Land zu ziehen. Und sind wir mal ehrlich, den halben Tag im
Kleintransporter durch die Gegend zuckeln oder darin gemütlich die Zeitung zu
lesen und zwischendurch ab und zu mal ein Geländer neu anstreichen, das war
im großen Ganzen kein wirklich unangenehmer Job, damit konnte man sich
arrangieren. Das Unangenehmste daran war vielleicht das Entrosten, wobei dann
schon ziemlich der Dreck flog. Genau deshalb haben wir später auch auf das
Entrosten weitestgehend verzichtet und den Lack einfach dick über alles drüber
gepappt, wie man so sagt, weil wir ja wussten, in ein paar Monaten ist unser Job
dort wieder vorbei und bis der Rost dann wieder durch kommt, sind längst
andere dafür zuständig.

Hier geht es in einiger Zeit noch weiter, dieser Bericht ist damit noch nicht zu
ende.

Vorläufig abschließend könnte man sagen, dass ich vielleicht im Mittelwert ein
etwas mißratener Pechvogel bin, der als Pechvogel vom Dienst doch eher etwas
aus der Art geschlagen ist. Viel Pech ja, aber mit einem Hang zum Happy - End.