Erbschaft

Erbschaft -

oder wie man plötzlich und unerwartet zum “Großgrundbesitzer” wird.

Vor wenigen Monaten traf ein Einschreibebrief von einem Notar aus Karlsruhe hier ein. Wir wunderten uns schon, denn wozu soll man gerade uns solch ein vermutlich wichtiges Schreiben zusenden, welches per Einschreiben kommt? Schon beim Lesen des Kopfes des Schreibens waren wir verwirrt, weil dort was von Erblaßangelegenheit usw. stand. Kayla und ich wir schauten uns nur mit fragendem Blick an. Ob etwa ein Verwandter von Kayla aus Thailand das Zeitliche gesegnet hat und Kayla nun im übertragenen Sinne einen Apfel und ein Ei vermacht hat? Aus meiner Verwandtschaft konnte es nämlich niemand sein, der uns beerbt, weil es schon seit Jahrzehnten keine Verwandten mehr gibt. Kayla, die mit ihrer thailändischen Vergangenheit und ebenso mit allen Verwandten aus ihrer Frühzeit schon seit Ewigkeiten wegen unschöner Erlebnisse gebrochen hat, konnte sich auch nicht so recht vorstellen, beerbt zu werden, zumal ihr engerer Verwandtenkreis von dort ohnehin bitterarm war. Sie meinte, da wäre das Porto für solch einen Brief wahrscheinlich schon teurer, als die zu vererbenden Gegenstände von denen.

Die Verwirrung fand schnell ein Ende, denn aus keinerlei Verwandtschaft wurde uns etwas vererbt. Bereits an anderer Stelle erwähnte ich desöfteren einen Rentner hier aus der benachbarten Siedlung, zu dem wir ein recht gutes Verhältnis pflegten. Wir waren im Prinzip die Einzigen aus dem Umfeld hier, die überhaupt Kontakt zu dem hatten. Von ihm hatten wir auch, wie an anderer Stelle beschrieben, vor einigen Jahren dessen alten Mercedes übernommen, als man unseren damaligen Wagen geschrottet hatte. Doch das nur am Rande. Dieser Renter lebte inzwischen schon seit über einem Jahr nicht mehr in seinem großen Haus hier in der Siedlung, sondern war aus Gesundheitsgründen in ein modernes Altenpflegeheim weit weg ins Bodenseeumfeld gezogen. Nun war es wohl geschehen, dass er vor etwas über einem halben Jahr in dem Pflegeheim verstorben war, was wir bis dato noch gar nicht wussten, weil durch die große Entfernung zu seinem Altenheimdomizil der Kontakt leider abgebrochen war. Immerhin hat er das doch schon ansehnliche Alter von 91 Jahren erreicht, ich war immer im Glauben, dass der erst 80 Jahre alt ist, weil er zumindest bis damals so aussah. In dem Schreiben war zwar angedeutet worden, dass wir in seiner Erbmasse wohl bedacht worden wären, aber es stand da nicht genau, um was es dabei wohl gehen sollte. Es wurde um eine Terminvereinbarung mit dem Notar gebeten, wo wir dann genaueres erfahren sollten. So rätselten wir anfangs schon ziemlich, was sollte der alte Mann, ich meine ich bin selbst schon recht alt, man sagt das so, also was soll der uns schon vermachen? Wir zählten doch gar nicht zur Verwandtschaft, noch nicht mal um 300 Ecken. Kayla meinte schon, vielleicht erben wir irgendwelchen alten Plunder, der sich noch in dem Haus befindet, damit das auf diese Weise entrümpelt wird, bevor es die echten Verwandten dann verkaufen können. Nein, das mochte ich dem Verblichenen keinesfalls zutrauen, dass er auf so eine schon etwas vermessene Idee gekommen wäre, weils nicht zu ihm gepasst hätte. So gab es einen Notartermin in Karlsruhe. Notare stellt man sich meist irgendwie immer mit Schlips und Kragen vor, bei unserem damaligen Hauskauf hier vor über 10 Jahren war das auch so, aber hier der Notar erfüllte dieses Klischee überhaupt nicht. Ein etwas zerzaust und leicht unkonzentriert wirkender Mann, vielleicht um die 45 - 50 Jahre alt, entpuppte sich als Notar. Nachdem zuerst eine ellenlange Belehrung über diverse Rechtsvorschriften und Möglichkeiten der Ausschlagung des Erbes von dem Mann mit sehr monotoner, langsam sprechender Stimme vorgetragen wurde, kam es zum eigentlich interessanten Teil, nämlich der Aufklärung darüber, was wir denn da schönes geerbt hatten, sofern wir das Erbe antreten. Als der Notar vorlas, dass wir ein Grundstück erben sollten, quiekte Kayla schon freudig, weil sie im ersten Moment glauben wollte, dass wir das Haus des Rentners hier in der Siedlung oder zumindest einen Teil des Grundstückes davon, welches sehr groß ist, erben sollten. Das entpuppte sich aber schnell als ein großer Irrglaube. Stutzig wurde ich gleich, als der Notar immer die Parzellen - Nummern vorlas, wobei immer was mit Grundbuch von Karslruhe, Malsch und einem Ort Schluttenbach oder sowas vorgetragen wurde. Mit anderen Worten, es stellte sich heraus, dass die zu erbenden Grundstücksflächen gar nicht hier bei uns in der näheren Umgebung liegen, sondern im Raum Malsch, einem Städtchen, welches ungefähr 12- 15 km südlich von Karlsruhe liegt, man könnte sagen, praktisch schon am Eingangstor zum Schwarzwald. Von uns aus ist dieser Bereich grob gerechnet etwa 30 - 40 km entfernt, je nachdem wie man fährt. Bis zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht einmal, dass der gute Mann dort (und wie sich herausstellen sollte noch anderswo) Grundstücke besitzt. Der Notar las dann eine Liste von zig Parzellennummern vor, die dort alle zu dem Erbe, was an uns übergehen soll zählen. Trotz seiner langsamen Sprechweise musste der Notar ein paar mal absetzen, um Luft zu holen. Ich dachte schon, hört das denn gar nicht mehr auf, erben wir da vielleicht den ganzen Zwischenraum zwischen Malsch und Karlsruhe. Ganz so arg war es dann aber doch nicht, denn wie sich herausstellte, waren viele der Parzellen durch frühere seltsame Erb-Teilungsgewohnheiten sehr klein, aber jede hatte halt ihre eigene Nummer und wollte so vorgelesen werden. Der Notar hob hervor, dass wir damit noch ein riesiges Glück hätten, weil alle genannten Parzellen nebeneinander lägen, was bei solchen Vorgängen keineswegs immer so wäre. Immerhin, rechnete man alle Parzellen zusammen, kam man auf die doch schon stolze Grundstücks - Gesamtfläche von rund 6.400 m². Als ich diese Zahl hörte wurde mir tatsächlich erst mal kurz schwindelig vor Augen, während Kayla freudig auf ihrem Stuhl herum hopste. War da etwa noch eine Bebauung auf den Grundstücken, wie und wo liegen die genau, im Ort, am Ortsrand, irgendwo draussen? Das waren alles Fragen, die einem sogleich durch den Kopf schossen. So bombadierte ich den Notar gleich mit entsprechenden Fragen. Der meinte nur träge mit sanft abwinkenden Händen: “Langsam, langsam, erst muss ich ihnen vorlesen, welche Flächen sie alles erben, bevor wir ins Detail gehen.” Wie, was? Der hatte doch schon mindestens 15 Minuten nur Parzellennummern vorgelesen, war das noch nicht alles? Richtig. Es war noch nicht alles. Nachdem er in einem anderen Ordner herumblätterte, eröffnete er uns, dass wir zwei weitere Flur - Parzellen im Raum Pirmasens erben, die ebenfalls zu dieser Erblassung zählen. Obwohl das nur zwei Parzellen sind, haben die zusammengerechnet aber auch schon über 3.500 m² Grundfläche. Wir waren total geplättet und zugegeben völlig verunsichert und wussten gar nicht so recht, wie wir mit dieser Situation umgehen sollten. Nun liegt Pirmasens von hier aus ja schon ganz schön weit weg und in völlig anderer Richtung, nämlich geschätzt 70 km nordwestlich von hier. Wir waren schon regelrecht erleichtert, als der Notar uns eröffnete, dass das “alles” sei, was der Erblasser uns vermacht habe. Klingt lustig, zusammen rund 9.900 m², also fast 10.000 m² - und das ist schon alles, mehr gabs leider nicht. Dann folgten endlich die ersehnten genaueren Aufschlüsselungen über die Art der Flächen. Wie sich heraus stellte, handelt es sich bei allen Flächen um Forstflächen oder landwirtschaftliche Flächen, die nicht bebaut sind, aber teils eben mit Wald bewachsen sind oder teils an örtliche Landwirte verpachtet sind. Für Grundstücke muss man ja auch Grundsteuer bezahlen, da befürchteten wir bei diesen Größenverhältnissen schon das Schlimmste, aber Flächen mit einer derartigen Nutzung werden nur gering besteuert und die Pachgebühren, die künftig wir von den Landwirten erhalten, liegen eindeutig wesentlich höher, als die Grundsteuerbeträge, die wir dafür ab Erbübernahme jährlich zu zahlen haben. Natürlich waren wir auch neugierig und wollten unsere neuen “Ländereien” mal vor Ort sehen und in Augenschein nehmen. Nach genauer Information, wo was genau liegt, fuhren wir wenige Tage später zuerst mal

eine der geerbten Flächen bei Malsch

in den Raum zwischen Malsch und Karlsruhe, wo wir diese vielen kleinteiligen, aber zum Glück nebeneinander liegenden Parzellen geerbt haben. Einen kleinen Ausschnitt davon sieht man auf nebenstehendem Foto, alles was man sieht gehört uns! Und noch viel mehr. Nein, keine Zeit für Großkotzigkeit, wir haben ja im Prinzip nichts dafür getan, aber Spaß macht es irgendwie schon. Die Wiesen liegen alle in einer sehr steilen Schräglage mit wechselnden Senkungen, auch der danach beginnende Waldbereich gehört zu einem ansehnlichen Teil dazu. Nun wurde aber für beide Erbflächen, also diese im Raum Malsch, als wie auch für diese im entfernten Raum Primasens ein sogenanntes Wertermittlungsverfahren eingeleitet, danach richtet sich am Ende, was wir an Erbschaftssteuer dafür zahlen müssen. Der Notar beruhigte uns in dieser Hinsicht, weil er meinte, dass solche land- und forstwirtschaftlichen Flächen da erstens relativ gering bewertet würden und zweitens noch geringer besteuert würden, als normale Flächen. Er sagte, dass er davon ausgehen würde, dass wir einmalig einen Pauschalbetrag von etwa 1.500 bis 2.000 Euro ans Finanzamt abführen müssten. Was natürlich für uns auch schon viel Geld wäre. Die zweite Frage, die es zu klären galt war, wieviel Grundsteuern man pro Jahr für

all diese Grundstücke bezahlen muss. Aber genau diese Frage ließ sich nicht in einer kurzen Zeit klären. Wir mussten jedoch relativ kurzfristig eine Entscheidung darüber fällen, ob wir das Erbe antreten oder nicht. Man will sich natürlich kein Kostenfaß ohne Boden an den Hals hängen. Hier schaffte es der erfahrene Notar uns zu beruhigen. Wie schon oben erwähnt, kassieren wir ja sofort die Pachtgebühren von den Landwirten für die landwirtschaftlich genutzten Flächen, das sind zwar keine Reichtümer, aber es ist mehr, als die Steuer kosten dürfte. Die Forstflächen, die ungefähr ein knappes Viertel der Gesamtflächen ausmachen, bringen vermutlich weniger Ertrag, sie werden sozusagen in einem Konvolut von einer Forstgemeinschaft bewirtschaftet, die ebenfalls an uns eine geringe Pacht zahlt. Diese Pacht ist jedoch nicht konstant, wenn z.B. Holzanteile aus dem Bestand, der auf unserem Grundstücksbereich steht, verkauft werden, dann steigt für uns in dem Jahr die Pacht entsprechend. In Jahren ohne verkauftes Holz ist sie unterdessen sehr gering, weil dafür diese Forst - Bewirtschaftungsgemeinschaft ja auch in den Waldbereichen arbeitet, was einen gewissen Aufwand bedeutet. Wir haben uns dann dafür entschieden, das Erbe anzutreten. Das brauchte alles etwas Zeit, bis das bei den Behörden, den Katasterämtern usw. alles korrekt eingetragen ist. Bislang ist von den zuständigen Finanzämtern noch kein Steuerbescheid für die Grundstücke gekommen, ebenso nicht für die anteilsmässige Erbschaftssteuer. Der Notar meinte, das daure manchmal lange, manchmal ginge es auch ratzfatz, aber es käme so sicher wie das Amen in der Kirche. Sollte sich dabei heraus stellen, dass die anfallenden Gebühren und laufenden Unkosten uns doch zu hoch sind, dann können wir die Grundstücke ja immer noch ganz oder teilweise verkaufen. Für eine der größeren landwirtschaftlich nutzbaren Flächen in der Nähe von Malsch gibt es sogar schon einen Interessenten, nämlich der Bauer, der diese auch gepachtet hat.

Teilbereiche unseres neuen “Herrschaftsgebietes” sind allerdings nur sehr schwer begehbar. Recht gut sieht man das auf dem kleinen Foto einer der Waldparzellen bei Malsch, die rechts neben einer winzigen Nebenstraße gleich steil bergauf führt. Da hofft man schon, dass im Winter keine Bäume auf die Straße stürzen, denn ich weiss nicht, wer dann für mögliche Schäden und die Beseitigung der Bäume von der Straße aufkommen muss. So etwas zu erben hat also nicht nur schöne Seiten, sondern auch Momente, die einen etwas beunruhigen können. Es gibt weiter oben einen kleinen Trampelpfad in diesen Waldbereich, aber selbst auf diesem holt man sich abgeknickte Winkelfüsse, wenn man an das Begehen solcher Steillagen nicht gewohnt ist. Ich hatte schon mit dem zuständigen Revierförster gesprochen, der meinte, dass es aus seiner Sicht sinnvoller sei, diese Waldbereiche an die dort tätige Forstgemeinschaft zu verkaufen. Dann wären wir alle Sorgen auf immer und ewig

schwer begehbare Waldparzelle bei Malsch
Waldwiese bei Pirmasens

los. Jemand, der sich mit Forstbetrieb so rein gar nicht auskennt, kann da durchaus mit bösen Überraschungen rechnen. Eben bei eventuellen Waldschäden durch Sturm, Eisbruch, aber auch durch harmlose Sachen, wie Bereinigungen,  Aufforstungsarbeiten usw., an denen man sich unter Umständen als Eigner finanziell beteiligen muß. Da wären dann mal schnell ein paar tausend Euro weg. Andererseits können beim Holzeinschlag zur Holzernte auch schon mal etliche Tausender heraus springen, das kommt aber relativ selten vor. Im Forst rechnet man, bezogen auf den Ertrag, nicht, wie in der Landwirtschaft in Jahresschritten, sondern in  100 - Jahres - Schritten, sagte der Förster. Auf dem linken Foto sieht man unterdessen den

wesentlichsten Teil der von uns geerbten Fläche bei Pirmasens. Die Wiese liegt genauer gesagt etwa 10 km von Pirmasens entfernt. “Unser Gelände” ist das, was man auf dem Bild im Vordergrund sieht, ein rund 3.500 m² große Gelände, welches wir dort erbten. Die erste Baumreihe links am sichtbaren Ende der Wiese, die ziemlich mittig endet, gehört auch noch dazu, die durchgehende Baumreihe dahinter schon nicht mehr, ebenso natürlich nicht der dichte Waldbereich im aufsteigenden Gelände dahinter. Eigentlich sind wir darüber schon ganz froh, dass der Waldbereich sich hier in unproblematischen Grenzen hält. Fragen nach der Standsicherheit von Bäumen braucht man sich hier nicht zu stellen, da keine öffentlichen Straßen und Wege an den insgesamt 11 Bäumen hinten vorbei führen. Sollten davon welche aus Wettergründen oä. umfallen, dann liegen sie halt da, was aber keinen stören oder beeinträchtigen würde. Falls doch Personen davon betroffen wären, wäre es ihre eigene Schuld, denn sie hatten da nichts zu suchen. Seitlich ist die Wiese sowohl rechts wie auch links noch etwas größer, das passte aber von dem Standort aus nicht mehr aufs Foto. Auch diese Wiese ist an einen Landwirt verpachtet, dessen Hof rund 3 km entfernt liegt. Er nutzt sie im Wesentlichen nur zum Abmähen des Grases, welches dann zu Futter für Rinder verwertet wird. Ab und zu treibt er im Sommer aber auch eine Herde Kühe darauf, wofür dann vorher der entsprechende Bereich mit einem stabilen Steckzaun abgesichert werden muss. Kayla hatte schon den romantischen Vorschlag gemacht, dass man einen kleinen Teil der Wiesen für sich selbst abtrennen sollte und sich einen preiswerten, gebrauchten Wohnwagen anschaffen solle, den man dort platzieren würde, um zumindest im Sommer dort Urlaub zu machen, weil die landschaftliche Lage so wunderschön und absolut ruhig ist. Man hat dort ein wenig den Eindruck, in eine völlig andere Welt abzutauchen, die vom ganzen Streß und Gewusel der heutigen Zeit völlig abgekoppelt ist. Eine Idee, die was hat, wir werden uns das jedenfalls mal genauer überlegen, ob und wenn ja, wie wir das machen würden.

So kann es gehen, so schnell kann man zum “Großgrundbesitzer” werden. Aber Spaß beiseite, solche Flächen gelten bei normalem Bauland oder ähnlichem natürlich als sehr groß, wenn man aber in den Kategorien der Land- und Forstwirtschaft denkt, sind das bestenfalls kleine Schläge und genau in der kleinen Kategorie muss man hier wohl denken. Also viel ist nicht immer auch viel wert. Es ist auch nicht zu erwarten, dass diese Grundstücke oder auch nur Teile davon in absehbarer Zeit Bauland werden, weil sie dafür einfach viel zu weit weg von jeder Ortschaft liegen. Eine Umstellung auf Bauland, mit den entsprechenden Erschließungs-, Bebauungs- und damit auch Verkaufsmöglichkeiten, würde den Wert dieser Grundstücke natürlich schnell mehr als verzehnfachen, was aber extrem unwahrscheinlich ist. Aus Erfahrung meinte der Notar, dass alle Grundstücke zusammen, also die bei Malsch und die bei Pirmasens, heute einen aktuellen Verkaufserlös von vielleicht irgendwas zwischen 10.000 und 40.000 Euro im Höchstfall erzielen könnten. Ganz genau könne man das so pauschal nicht sagen, es hängt vor allem davon ab, wie die Böden und Bewirtschaftungsfähigkeiten eingestuft sind. Das kann man mit den Werten im Baulandbereich nicht vergleichen. Aber trotzdem, wenn man plötzlich 10.000 Euro quasi geschenkt bekommt, würde wohl kaum einer nein sagen. Kayla meinte schon, dass wir uns nun sicher einen Geländewagen oder einen Traktor kaufen müssten, um all unsere Ländereien überhaupt befahren zu können .

Durch diese Erbschaft macht man sich natürlich so seine Gedanken, warum der alte Herr hier überhaupt auf die Idee kam, uns ausgerechnet diese Grundflächen zu vermachen, von denen wir bis zu dem Zeitpunkt gar nichts wussten und die doch relativ weit von hier weg liegen. Hinzu kommt, dass die Verbindung zwischen uns und ihm zwar gut, aber keineswegs so besonders eng war, dass man damit auch nur im entferntesten rechnen konnte. Sein ehemaliges Wohnhaus mit Grundstück hier in der Siedlung, 300 m von unserem Haus entfernt, hat er vermutlich seinen Kindern oder echten Verwandten vermacht, es steht allerdings seit seinem Wegzug ins Seniorenheim am Bodensee, also über ein Jahr, schon leer. Ich weiss jetzt gar nicht, wieviele Kinder er überhaupt hatte, meine aber, dass er vor etlichen Jahren ganz nebenbei mal von zwei Söhnen und auch einer Tochter gesprochen hatte, bei letzterer bin ich mir aber nicht mehr so ganz sicher. Ich glaube, die Söhne sollen sehr weit weg wohnen, einer sogar in den USA und der andere in Hamburg. Vielleicht hat er sich gedacht, dass die aufgrund der Entfernung erst recht überhaupt keine Lust dazu hätten, sich mit den land- und forstwirtschaftlichen Flächen zu befassen.

 

Nachtrag Nr 1

Diese Tage traf vom Finanzamt ein Bescheid über die zu entrichtende Erbschaftssteuer ein. Das war dann doch zuerst ein kleiner bis mittlerer Schock. Die wollen also doch immerhin fette 4.763 Euro an Erbschaftssteuer haben. Bislang haben wir an den Grundstücken ja keinen Cent verdient, aber danach fragen die ja nicht. Es ist so, daran hatte der Notar vermutlich auch nicht gedacht, dass in unserem Fall die Erbschaftssteuer relativ hoch ist, eben weil wir keine direkten Verwandten von dem guten Mann waren. Je weiter der Verwandtschaftsgrad entfernt liegt (Verwandtsschaft in diesem Fall = 0), umso mehr Erbschaftssteuer muss man zahlen. Dabei hatten wir auf der anderen Seite noch Glück, weil die sich für die Wertermittlung nicht auf Grundstückswerte von heute beziehen, sondern auf irgend einen Stichtag vor zig Jahren, ich weiss nicht genau, ich glaube vor ungefähr 30 Jahren und da sahen die Werte noch deutlich niedriger aus, als heute. Trotzdem sind 4.763 Euro, also fast 5.000 Euro kein Pappenstiel. Kayla meinte schon, dass wir vielleicht die Forst - Parzellen bei Malsch, die ohnehin so schwer begehbar sind und die insgesamt im Verhältnis zum Rest nur etwas um die 1.200 m² von den dortigen 6.400 m² ausmachen, an diese Forstgemeinschaft verkaufen sollten. Derzeit nicht verkaufen wollen wir die Wiesenflächen bei Malsch und Primasens und auch nicht die Mischflächen bei Malsch, die aus Wiesen mit etwas Forstbestand bestehen. Falls wir Teile davon verkaufen würden, beträfe das aus heutiger Sicht also nur die Flächen, die pur aus Wald bestehen. Dann käme ein bischen Geld rein, mit dem man die Erbschaftssteuer begleichen könnte und zugleich wäre man die Sorge los, ob da irgendwann mal Bäume umkrachen und Schäden verursachen. Sicher ist Wald sehr schön, aber so in der Form haben wir selbst ja nicht wirklich was davon, denn ich habe nicht die geringste Lust dazu, dort irgendwie mit 70 Jahren noch im Wald selbst tätig zu werden, außer zu spazieren und im Wald spazieren gehen kann ich auch ohne diesen selbst zu besitzen. Bei den Wiesenflächen ist das etwas anders, da brauchen wir durch die Verpachtung an Landwirte nichts zu machen und kriegen noch eine, wenn auch kleine Pachtgebühr pro Jahr rein und man könnte kleine Teilbereiche selbst noch nutzen, siehe oben Kaylas Ideen.

Wie sich weiterhin einen Tag später herausstellte, liegt die jährliche Grundsteuer für die vorwiegend als Wiese zu bezeichnende Grundfläche bei Pirmasens bei rund 95 Euro. Das ist ja gut zu verkraften und da hätte ich bei 3.500 m² mit wesentlich mehr gerechnet. Es liegt daran, dass es eben nur als Weideland oder so ähnlich eingestuft ist. Hier waren die Leute in Pirmasens also schneller bei der Berechnung der Grundsteuer, denn von den Flächen bei Malsch, kam bislang kein Bescheid für die Grundsteuer.

Nachtrag Nr. 2

Nun traf auch der Abgabenbescheid für die Grundsteuer der Forst- und Landwirtschaftsflächen bei Malsch ein. Die Berechnung scheint ein hochkompliziertes Gebilde zu sein, erstens, weil das Gesamtareal sich aus einem schier unüberschaubaren Wust an winzigen und winzigsten Einzelparzellen zusammensetzt (wie schon weiter oben erwähnt) und zweitens, weil noch Teilbereiche der vielen einzelnen Parzellen unterschiedlich im Besteuerungswert eingestuft sind. Da sind Einzelparzellen bei, die vielleicht gerade mal 70 m² groß sind, die aber zum Teil als Forstfläche, zu einem anderen Teil als Landwirtschaftsfläche einer bestimmten Güte, zu einem weiteren Teil als sogenannte Freizeit - Fläche und letztlich noch in einem Eckchen als Brachland eingestuft sind. Aber die Leute auf dem Finazamt dort waren wacker und haben das trotzdem alles piksauber verhackstückt und in mehreren Listen als Ausdruck dem Bescheid beigefügt, so dass man genau sehen kann, welche Teilflächen wie besteuert werden. Letztendlich für uns wichtig ist, dass dabei für die hier ja größere Gesamtfläche von rund 6.400 m² jährlich eine Grundsteuer von 129 Euro zu entrichten ist. Wir hatten da fast mit dem doppelten Wert wie in Pirmasens gerechnet, weil die Gesamtfläche fast doppelt so groß ist, aber durch die erwähnten vielen Unterschiede in der Bewertung, drücken die vielen Flächenanteile mit niedriger Bewertung den Gesamtpreis natürlich entsprechend nach unten. So werden zB. insgesamt aus allen Parzellen Flächenanteile von 1.300 m² als Brachland eingestuft, dieses Brachland wird so gut wie gar nicht besteuert. Da zahlen wir für diese 1.300 m² Brachlandsanteil pro Jahr 17 Euro an Grundsteuern. Die restlichen 112 Euro teilen sich dann in die oben genannten anderen Einstufungen auf. Alles sehr kompliziert, aber am Ende zählt ja nur der Gesamtwert, den man entrichten muss. Somit zahlen wir jährlich Gesamtsteuern von 224 Euro für beide geerbten Grundstückskonvolute in Pirmasens und bei Malsch zusammen. Ich habe gestern mal die Einnahmen aller Grundstücke durch Verpachtung an die Bauern und den Forstverband zusammengerechnet, da komme ich dann pro Jahr auf rund 430 Euro, also in Pirmasens und Malsch zusammen, womit die Steuerkosten voll abgedeckt sind und noch ein kleiner Gewinn von rund 200 Euro pro Jahr am Ende dabei heraus schaut. Einen dicken Mercedes oder Porsche können wir uns davon gewiss nicht kaufen, aber besser so, als müsste man am Ende drauf zahlen.

Fazit der gesamten, unerwarteten Erbangelegenheit: wir wurden damit etwas bereichert, keine Frage, aber eine größere Auswirkung auf unseren Alltag hat sie nicht wirklich. So gesehen bereichert uns das im realen Leben um etwa 200 Euro pro Jahr und natürlich die Möglichkeit, dort auf eigenen Flächen Urlaub zu machen, etwa mit einem noch zu beschaffenden Wohnwagen oder einem Zelt. Erfreulich finden wir in jedem Fall, dass beide geerbten Grundstücksbereiche in landschaftlich derart reizvoller Lage sind. Dadurch haben wir diese schönen und etwas versteckten  Ecken überhaupt erst kennengelernt. Das liegt ja alles in Bereichen, die kaum einer kennt und die weitab von den üblichen Touristenströmen sind, trotz ihrer landschaftlichen Schönheit. Ob wir diese Flächen am Ende tatsächlich langfristig behalten oder lieber doch verkaufen werden, das können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Falls wir mal größere Anschaffungen oder Änderungen hier im Bereich unseres Wohnhauses planen, könnte es vielleicht sein, dass wir die Grundstücke zumindest teilweise verkaufen, um mit dem Erlös dann diese Sachen mit zu finanzieren.

Nachtrag Nr. 3

Von einer spontanen eigenen Entscheidung sind wir fast selbst ein wenig überrascht. Wie oben geschildert, erbten wir u.a. eine landschaftlich schöne Fläche im Umkreis von Pirmasens, was von hier aus ja schon recht weit entfernt liegt. Es gab mal Überlegungen, dort einen alten gebrauchten Wohnwagen aufzustellen, um ab und zu auf dem eigenen Wiesenbereich ein paar Tage Urlaub zu machen. Erkundigungen ergaben jedoch, dass das in dem Gebiet absolut verboten sei, weil es als Landschaftsschutzgebiet eingestuft ist. Egal ob das Land im eigenen Eigentum steht oder nicht, man darf da noch lange nicht machen, was man will. So ist halt die Gesetzeslage. Zumindest momentan möchten wir das Grundstück auch noch nicht verkaufen, eben weil uns die landschaftliche Lage davon so gut gefällt. Bei der Fahrt mit dem Auto durch einige Dörfer in der direkten Umgebung stießen wir zufällig auf ein etwas seltsames Anwesen, welches für einen Spottpreis zum Verkauf angeboten wurde. Es war kein Wohnhaus, sondern so ein kleines Konvolut von mehreren zusammengewürfelten Kleinbauten nebst Grundstück. Auf dem Plakat stand eine Kaufpreisvorstellung von 22.000 Euro. Dafür kriegt man heute ja fast kein Auto mehr. So wurden wir neugierig und kamen auf die Idee, dass man vielleicht dort eine Art Urlaubs- oder Freizeitdomizil einrichtet, von wo aus wir dann Wanderungen über unsere schönen Wiesen starten, die sich von dieser Stelle in knapp 2 km Entfernung befinden. So griffen wir zum Telefon und riefen die auf dem Plakat angegebene Nummer an. Es meldete sich eine ältere Dame, die nur 400 m weiter in dem gleichen Ort wohnt. Sie nannte uns ihre Adresse und wir trafen uns. Es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Ensemble aus Kleinbauten um eine ehemalige Schnapsbrennerei handelt, die aber bereits 1967 geschlossen wurde. Ihr Mann habe die Gebäude einerseits als Garage für seine beiden Autos genutzt und den anderen Teil als Hobbywerkstatt, für diverse Holzbasteleien, er sei so eine Art Hobby - Möbelbauer und Restaurator gewesen. Die Betonung liegt auf “gewesen”, denn der gute Gatte ist vor rund 2 Jahren verstorben und seit dem wären diese Bauten ungenutzt. Da man derzeit auf den Sparkassen für sein Geld ohnehin keine Zinsen bekommt, war bei uns auch ein wenig der Hintergedanke, dass man mit diesem sicher nicht sonderlich wertvollen Objekt, aber doch immerhin den Kapitalwert als solchen erhalten kann und somit zugleich eine Art Ausweichquartier hätte, falls man mal von unserem Wohngebiet etwas Abstand braucht. Die Lage dort ist nämlich wirklich zum Entspannen ideal, weil es so abgelegen liegt, da gibt es quasi keinen Autoverkehr, keine Industrie, nur etwas Forst- und Landwirtchaft sowie ein paar Geschäfte und Kleinbetriebe von Handwerkern. Die alte Dame, ich schätze sie auf rund 85 - 90 Jahre, bot uns an, dass wir uns das alles mal genauer ansehen könnten, wenn ihr Sohn vor Ort wäre, da sie nicht mehr gut zufuss sei und auch keine genaue Ahnung von dem Kram da hätte. So vereinbarten wir einen Besichtigungstermin, der am darauf folgenden Samstag war. Ich muss sagen, wir waren begeistert. Die Gebäude, insgesamt sind es vier separate Gebäude, erschienen äusserlich in einem guten Zustand. Die beiden Hauptgebäude (siehe Foto) sind ein

sogar zweigeschossiges Häuslein, worin früher mal der Kern der Schnapsbrennerei drin untergebracht war, unten gibt es einen großen Raum mit 28 m² Nutzfläche sowie einen kleinen Raum in den später mal ein WC und eine Duschkabine eingebaut wurden. Im Obergeschoß befindet sich unter Dachschrägen ein etwa 15 m² großer Lagerraum. In dem flachen Nebenbau befindet sich ein küchenartiger Raum sowie ein großer Werkstattraum, in dem auch heute noch einige Schreinereimaschinen stehen. Insgesamt gibts in dem Gebäude etwa 25 m² Nutzfläche. Weiter davor sind dann noch 2 garagenartige Gebäude, die aber auch massiv gemauert sind, wie alle anderen Gebäude. Dazu gehören noch rund 800 m² Grundstück, wovon etwa die Hälfte asphaltiert ist. Im Hintergrund grenzt das Gelände direkt an den Wald. Es wäre übertrieben, wenn man den Gesamtzustand als gut bezeichnen

Teilansicht Gebäude einer ehemaligen Schnapsbrennerei

würde, aber an den Außenanlagen und Wänden braucht man eigentlich aus unserer Sicht gar nichts zu machen, die Dächer sind auch alle dicht, natürlich nicht gedämmt. Innen gibt es schon Handlungsbedarf, jenachdem, wofür man das verwenden möchte. Der Sohn der Dame, der einen sehr kantigen Dialekt sprach, den wir kaum verstehen konnten, zeigte uns freundlich alles, selbst die Kellerräume wurden genaustens inspiziert. Nach kurzer Beratung stand für uns fest, dass wir das kleine Anwesen kaufen werden, sofern man preislich zueinander findet. 22.000 Euro wurden gefordert, was zweifellos schon preiswert ist, aber keiner zahlt bei Immobilien den geforderten Preis und das Geld, das wir beim Kaufpreis sparen, kann man später für Baumaterialien für die fällige Umgestaltung gut brauchen. So wurde einige Zeit im Haus der alten Dame zwischen dieser, ihrem Sohn und uns hin und her verhandelt. Es endete damit, dass wir für 17.500 Euro stolzer Besitzer der ehemaligen Mini - Schnapsbrennerei wurden. Später kamen noch Umschreibungs- und Notar- Gebühren sowie die übliche Grunderwerbssteuer hinzu, so dass man in der Gesamtsumme in etwa irgendwo bei 25.000 Euro landete. Natürlich werden wir vorwiegend weiter in unserem Haus bei Karlsruhe leben, aber so, wie uns die Lust eben überfällt, fahren wir dorthin und bleiben meistens dann 2 Tage dort, werkeln und wandern etwas, dann gehts wieder für ein oder zwei Wochen zurück nachhause. Inzwischen haben wir in dem zweigeschossigen Hauptgebäude in Eigenleistung durch Einziehen von Leichtbau - Trennwänden und Einbau einer Raumspar - Wendeltreppe nach oben, ein kleines, gemütliches Wochenend - Domizil mit Wohnküche und Schlafzimmer und einem weiteren Zimmer sowie dem schon vorhandenen WC - Duschbad gemacht. Da lässt es sich aushalten und es ist noch ruhiger dort, als an unserem schon recht ruhigen Hauptwohnsitz. Da hört man abends überhaupt nichts, außer einigen Waldkäuzen, die ihren leicht schaurigen Gesang ab und zu zum Besten geben. Man hat den Eindruck, dass spätestens ab 19 Uhr dort Autofahren verboten ist, weil man hört und sieht ab dann niemanden mehr auf der Straße, weder mit Fahrzeug noch zufuss. Natürlich haben wir auch schon ein wenig in der Geschichte der früheren Brennerei geforscht, die dort bis 1967 ihren Dienst tat. Da wurden vor allem halt saisonal für die Region typische Obstsorten zu Obstbränden verarbeitet, die von dort aus unter verschiedenen Handelsnamen immerhin in Geschäften im Raum Stuttgart, Karlsruhe, Saarbrücken, Zweibrücken, Pirmasens sowieso und sogar rauf bis nach Koblenz und Mainz verkauft wurden. Von den früheren Brenneinrichtungen ist heute nichts mehr vorhanden, wohl aber von den Schreinereisachen, die der Mann der alten Dame nutzte. Ich weiss noch nicht, was wir damit machen sollen, ob man sie noch für einen akzeptablen Preis verkaufen kann oder sie irgendwie mal selbst nutzen kann, was aber eher unwahrscheinlich ist. Es scheinen jedenfalls Profigeräte zu sein, die eigentlich nicht für Hobbyhandwerker gedacht sind, sondern für professionelle Schreinereibetriebe.

Warnung vor dem Waldkäufer

Eine recht seltsame Geschichte machte neulich hier die Runde, die in gewisser Weise unsere Erbschaft der beiden Waldbereiche bei Malsch und Pirmasens betrifft. Im Umkreis von 30 km taucht ein Herr Sottke bei Waldbesitzern auf, mit dem Anliegen deren Waldparzellen zu erwerben. Nun mag man sich fragen, wozu will dieser Herr Sottke soviel Wald in der ganzen Gegend zusammen kaufen? Natürlich vermutet man dahinter ein größeres Konzept, welches sich der Herr Sottke da zurecht gelegt hat. Nun besitzen wir seit kurzem durch die Erbschaft ja auch einige Waldparzellen. Diese liegen allerdings nicht in der näheren Umgebung des Wohnortes. Die

eine im Bereich Malsch ist dabei noch relativ nah mit etwa 20 - 30 km Entfernung, je nachdem welche Fahrtroute man wählt, während die zweite Waldgeschichte bei Pirmasens gute 70 km entfernt liegt. Wegen der weiten Entfernungen rechneten wir nicht damit, von diesem Herrn Sottke darauf angesprochen zu werden. Doch irgendwie hatte dieser Sottke zumindest von unserem Waldgrundstück bei Malsch erfahren und meldete sich mit einem intensiven Kaufinteresse bei uns. Als wir dann nachhakten, wofür er denn die

Waldaufkäufer Herr Sottke

ganzen Waldbereiche benötigen würde, schaltete er direkt auf Themenwechsel und tat so, als hätte er diese Frage gar nicht gehört. So wiederholte Kayla diese Frage recht energisch, damit er nicht wieder so tun konnte, als sei sie im allgemeinen Geplauder untergegangen. Nach einigen Umschweifungen sagte er dann, dass er sich die Aufgabe gesetzt habe, endlich ein Ende mit der kleinteiligen Waldwirtschaft in diesem Bereich zu machen, die das große Ganze, nämlich eine zukunftsweisende Forstwirtschaft aus einer Hand seit Jahrzehnten verhindern würde. Nun muss man sagen, ganz unrecht hat der Mann damit nicht. Die Zersplitterung der Waldgebiete in viele kleinteilige Parzellen ist durch jahrhundertelange Erbteilungen entstanden, wo ehemals große Waldgebiete im Todesfall des Erstbesitzers an dessen Kinder übergingen. Damit kein Kind benachteiligt wurde, war es üblich, die Flächen dabei entsprechend der Zahl der Kinder in genau soviele, gleich große Parzellen zu zerteilen. Nur eine Generation weiter entstand dann bei jedem dieser Kinder das gleiche Problem, wo dann die schon aufgeteilten Parzellen noch weiter nach dem gleichen Muster unter allen Kindern dieser früheren Erben aufgeteilt wurden. Wieder eine Generation später waren dann, bei der früher hohen Anzahl von Kindern in einer Familie, die ursprünglichen Flächen schon wie ein Kuchen in 50 oder 100 kleinste Teile zerrupft worden und diese Zerbröselung in immer kleiner werdende Waldhäppchen mit eigenständigen Besitzern ging von Generation zu Generation immer weiter. Irgendwann ist dann der Zeitpunkt erreicht, wo jeder nur noch soviel Grundfläche erhält, dass man bestenfalls eine Fahnenstange darauf platzieren könnte. Das ist aber für eine einheitliche Bewirtschaftung sehr hinderlich bzw. es macht fast jede Bewirtschaftung unmöglich, sofern man den Interessen der einzelnen Besitzer folgen will. Genau diesem Phänomen hat der Herr Sottke den Kampf angesagt. Jedenfalls angeblich. Wie genaue Erkundungen ergaben, macht der Herr Sottke das natürlich nicht uneigennützig. Er ist im Prinzip nur ein Profi - Aufkäufer, der im Hintergrund von einer österreichischen Großsägerei oder einem dort ansässigen Sägewerksverband beauftragt wurde, in ganz Europa entweder riesige Holzbestände aufzukaufen oder am besten gleich die zugehörigen Forstflächen mit zu erwerben, sofern diese einen guten Holzertrag abwerfen. Solche Leute wie der Herr Sottke argumentieren gegenüber dem Verkäufer dann so, dass sie diese Flächen am Ende für einen Spottpreis einheimsen, indem sie diesen angebliche Vergleichspreise von anderen Waldverkäufen präsentieren, die noch wesentlich geringer ausfallen, als die von ihm gebotenen Preise. So versucht man, über eine künstlich erzeugte Gier nach einem vermeintlich besseren Preis, auch wenn dieser in Wahrheit unverschämt gering ist, die Leute zum Verkaufsabschluß zu bewegen. Ich will jetzt keine Zahlen nennen, aber als der Sottke sein erstes Preisangebot für unsere Waldparzellen bei Malsch äusserte, haben wir nur laut gelacht. Wir sind zwar keine Forst - Spezialisten, weil wir uns erst seit einigen Monaten mit dem Thema befassen, aber so doof, dass wir dem das für solche Taschengelder verkaufen, sind wir mit Sicherheit nicht. So entstand zwischen dem Sottke und uns eine längere Diskussion, die über 3 Stunden andauerte, wobei Kayla es perfekt verstand, den Sottke ordentlich unter Druck zu setzen, so dass ihm zuweilen die eingeübten Argumente ausgingen. Es endete ohne echtes Ergebnis. Unsere Preisvorstellungen waren für ihn absolut uninteressant, seine Preisangebote waren für uns noch uninteressanter. Er gab uns noch seine Visitenkarte, damit wir uns das nochmal überlegen sollen und ihn dann anrufen sollten. Ich habe die Visitenkarte dann vor seinen Augen zerrissen und in den Müll geworfen und ihm gesagt, dass es bei solchen Preisangeboten rein gar nichts zu überlegen gäbe, selbst dann nicht, wenn er sein Angebot auf das Fünffache anheben würde, womit sicher nicht zu rechnen ist. Von anderen Waldbesitzern hörte ich inzwischen, dass der Sottke dort ähnlich vorgegangen ist, aber auch, dass er in der Umgebung immerhin zwei Dumme gefunden hat, die für solche Schleuderpreise verkauft haben.

Fortsetzung folgt.........

 

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