Heizen

Heizen mit Holz - Eine Sache für Holzköpfe ?           Stand: 05/2010

Die Diskussionen um die Umweltbelastung verschiedener Heizarten verhelfen in letzter Zeit dem althergebrachten Heizmittel Holz zu einer neuen Blüte, zumal der Brennstoff Holz erheblich billiger ist, als Erdgas, Heizöl, Kohle oder Strom. Bei der Betrachtung des Umweltaspektes schneidet Holz aber nur deshalb gut ab, weil man sich in den letzten Jahren angewöhnt hat, dabei nur noch den CO² - Ausstoß zu betrachten. Der Hintergrund für diese “engstirnige” Betrachtungsweise dürfte darin liegen, dass man sich vorgenommen hat, das Ozonloch und die Erderwärmung durch drastische Reduktion des CO² - Ausstoßes zu bremsen oder gar zu minimieren. Dabei lässt man aber leider völlig ausser acht, dass neben der CO² - Bilanz beim Verbrennen aller Brennstoffe vor allem auch noch viele andere Schadstoffe und Feinstäube freigesetzt werden, die zwar die Erderwärmung nicht oder nicht nennenswert beeinflussen, die aber dafür ganz erhebliche Gesundheitsschäden beim Menschen auslösen können. Diese möglichen Gesundheitsschäden wiegen dabei um den Faktor 10 bis 15 mal schlimmer, als es die Gefahren der Erderwärmung tun würden.

Man merkt es sehr gut, wenn man an kühlen Tagen in unsere Städte und Dörfer geht, man hat dort fast schon wieder die Zustände, wie sie Mitte der 60iger Jahre üblich waren, alles stinkt nach verbranntem Holz und oftmals auch nach verbranntem Kunststoff u.ä. Dingen, weil sehr viele Haushalte die Heizstellen auch als willkommene Gelegenheit zur Müllbeseitigung nutzen. Das heisst, die Luft in unseren Städten ist vor allem bei kaltem Wetter schon wieder drastisch schlechter und gesundheitsschädlicher geworden, als sie beispielsweise in der Zeit zwischen etwa 1980 und 1995 einmal war.

Anhand von einigen Diagrammen sei hier einmal ein Vergleich aufgeführt, wie sich in etwa die Schadstoffanteile der wichtigsten Brennstoffe sowie außer Konkurrenz die des Buhmanns Auto im Vergleich untereinander verhalten. Dabei erkennt man schnell, dass das Holz nur in der Umweltbilanz in Sachen CO² auftrumpfen kann, in den anderen Werten liegt es aber meist extrem schlecht.

Für alle Diagramme gilt: blau = CO² - Ausstoß / rot = Feinstaub - Ausstoß / gelb = Schwefelausstoß / grün = sonstige (chemische) Anteile im Ausstoß

Schadstoffdiagramm Holz

oben: Holz, wie man sehr gut erkennt: der CO² - Anteil ist gering, weil er mit dem Anteil nachwachsender Holzsorten gegengerechnet wird. Besonders gravierend ist aber der Anteil des Feinstaubs. Nähere Erläuterungen folgen weiter unten.

oben: Erdgas, der CO² - Anteil ist deutlich größer als bei Holz, aber alle anderen Schadstoffe betragen nur einen winzigen Bruchteil von denen des Holzes.

oben: Heizöl, insgesamt höhere Schadstoffanteile als bei Erdgas, aber in Sachen Feinstaub und auch noch bei sonstigen Schadstoffen immer noch deutlich “sauberer” als Holz. Nur der Schwefelausstoß ist hier größer als bei Holz.

oben: Braunkohlenbriketts, insgesamt wesentlich höhere Schadstoffe als bei Erdgas, auch noch höher als bei Heizöl, aber in Sachen Feinstaub immer noch besser als Holz.

oben: Steinkohle, besser als ihr Ruf, deutlich sauberer als Braunkohle, weil geringere Feinstaubwerte und deutlich geringere Schwefelwerte und auch die sonstigen Werte sind geringer. In der Gesamtsumme also erheblich niedrigere Schadstoffbelastung, als mit Holz.

oben: Holzpellets, ein moderner Brennstoff, der in seinen vorzüglichen CO² - Werten dem echten Holz fast ebenbürtig ist, liegt in den Feinstaubwerten sogar merklich besser als pures Holz, die sonstigen Schadstoffwerte liegen etwas höher als beim Naturholz. Letzteres wohl bedingt durch die Bindemittel.

oben: zwar keine Heizart, aber nur zum Vergleich, weil der Vergleich mit dem Auto bei Umweltfragen hierzulande immer wieder automatisch aufkommt. Hierbei sieht man eindeutig, dass die Feinstaubbelastung die vom Auto selbst erzeugt wird, deutlich geringer ist, als die von Holzöfen, sie liegt bei ungefähr einem fünftel. Auch die Belastung durch andere Ausgangsstoffe ist deutlich geringer, als bei Holzfeuerung. Es muss wohl angemerkt werden, dass hier in dem Feinstaubwert nur die Feinstäube angegeben sind, die vom Auto selbst erzeugt werden und nicht auch die, die zB. durch Fahrtwind von der Straße aufgewirbelt werden, wie es bei den Messungen in den Innenstädten geschieht. Dazu folgen später weiter unten noch nähere Erläuterungen.

So wird schnell klar, dass die einzigen wirklichen Vorteile beim Heizmittel Holz einerseits der billige Preis und andererseits die günstige CO² - Bilanz sind. Die günstige CO² - Bilanz ist allerdings bei genauer Betrachtungsweise auch nur ein Rechenmodell dem wiederum ein Denkmodell zugrunde liegt, welches mehr als fragwürdig ist. Dieses Modell geht davon aus, dass der verheizte Baum, also das Holz davon, bei seinem Wachstum genau so viel CO² aus der Luft gebunden hat, wie er beim Verheizen wieder frei setzt, bzw. wie viel beim Nachwachsen eines gleichwertigen Baumes wieder frei gesetzt würde. Diese Rechnung geht aber nicht wirklich auf, sonst wäre der CO² - Wert bei 0, in Wahrheit liegt er aber bei ungefähr 13 %. Das hat mehrere Gründe, u.a. dass beim Verbrennen durch Inhaltsstoffe in der Verbrennungsluft, im Ofen, Anhaftungen am Holz, sonstige Inhaltsstoffe des Holzes usw. ein zusätzlicher CO² - Anteil erzeugt wird, der beim Wachstum des Baumes nicht aus der Atmosphäre aufgenommen wurde. Jetzt muss man aber weitere Dinge an diesem Denkmodell hinterfragen, z.B. bei der Theorie, dass das ersatzweise später nachwachsende Holz wieder die gleiche Menge CO² binden wird, wie beim Verheizen frei gesetzt wurde. Wer will denn allen Ernstes darüber Buch führen, ob wirklich genau diese Menge und Sorte nachwächst? Das wäre ein schier unmögliches Unterfangen. Dann spielt der Faktor Zeit eine erhebliche Rolle, denn das beim Wachstum gebundene CO² wird, nicht wie bei der Verbrennung, in einem kurzen Moment von wenigen Minuten, gebunden, sondern in einem Zeitverlauf von mehreren Jahren oder sogar Jahrzehnten. Die Auswirkungen solcher Mengen verstreut auf einen so langen Zeitraum sind mehr als fraglich, zumindest werden sie nicht so sein, dass im gleichen Zeitabschnitt die gleiche Menge CO² gebunden wird, wie sie an anderer Stelle in diesem Zeitabschnitt beim Heizen frei gesetzt wird. Vor allem scheinen mir diese Denkmodelle von Wunschdenken geprägt zu sein, bei dem das Ergebnis zugunsten des Holzheizens vorher schon fest stand.

Eine weitere Frage, die man sich in diesem Zusammenhang eigentlich stellen müsste ist die: Was wäre denn, wenn man das nachwachsende Holz nicht verheizen würde? Nach beiden Theorien müsste dann mehr CO² gebunden als erzeugt werden, weil das durchs Nachwachsen gebundene CO² nicht mehr auf der anderen Seite durch Verheizen von Holz in die Atmosphäre abgegeben wird. Demnach würde dann gerade das Nichtverheizen von Holz langfristig den Klimawandel rückgänig machen können. Eine Theorie die genau so viele Fehler enthält, wie die Theorie von einer völlig ausgeglichenen CO² - Bilanz.

Keine Frage ist hingegen, dass viele Menschen das positive Bild vom Holzheizen gerne und willig annehmen, in Zeiten teurer Energieträger, eben weil der finanzielle Spareffekt zweifellos da ist. Wollte man hingegen, was heute eigentlich zwingend erforderlich wäre, wirklich alle Schadstoffe einigermaßen ausfiltern, insbesondere die aggressiven, schädlichen Feinstäube, dann müsste jede Heizstelle, die mit Holz betrieben wird, per Gesetz dazu verpflichtet werden, einen Rußpartikelfilter und einen Katalysator, ähnlich wie beim Auto, in den Abgastrakt einbauen zu lassen. Dessen Funktion müsste dann auch, ähnlich wie bei jeder anderen Heizung oder dem Auto, in regelmässigen Abständen überprüft werden. Das wiederum würde die Anschaffung so teuer machen, dass sich das Heizen mit Holz nicht mehr lohnen würde.

Ein ganz wesentlicher Negativaspekt beim Heizen mit Holz, wie auch mit anderen Festbrennstoffen, die man in Einzelöfen verbrennt, wurde bislang aber noch gar nicht angesprochen, nämlich der, dass sehr viele Leute den nun einmal vorhandenen Ofen auch dazu benutzen, um Abfälle darin zu verbrennen. Es wäre völlig kindisch und mehr als blauäugig zu behaupten, dass dies nur Einzelfälle wären und dass sich die Mehrzahl der Feuerstellenbetreiber an geltende Regeln halten würden. Dass diese theoretische Annahme falsch ist, beweist jeden Tag aufs Neue die Atemluft in unseren Städten. Während der Heizperioden wabert inzwischen fast überall mehrmals täglich der Gestank von verbranntem Kunststoff und ähnlichen Dingen. Ich denke, man muss davon ausgehen, dass mindestens 60 % aller Öfen zumindest zeitweise zum Entsorgen von brennbaren Abfällen verwendet werden. Wie gesagt, der “Duft” in der Luft verrät da mehr, als blauäugige Beteuerungen es uns glauben machen wollen. Besonders in der Dunkelheit tritt dieser Gestank von verbranntem Kunststoff, Altpapier, lackierten Hölzern, Pressspanplatten usw. bevorzugt auf, wenn sich die Ofenbetreiber sicher sind, dass die Qualmwolken aus ihrem Kamin nicht gesehen werden.  Man kann diesen Punkt in gewisser Weise mit der Hundehaltung in Deutschland vergleichen. Nahezu alle Hundehalter beteuern, ihren Vierbeiner niemals auf Gehwegen oder in anderleuts Vorgärten kacken zu lassen oder diesen Kot “seeeeelbstverständlich” zu entfernen, falls es doch mal passiert, die Wahrheit sieht aber ganz anders aus, wie wir ebenfalls von den Gehwegen und Vorgärten unserer Städte wissen. Man weiss, dass eine wirkliche Kontrolle schwierig ist und salopp gesagt ist der Anteil in der Bevölkerung, der solche Dinge recht schluderig sieht, sehr hoch und so darf man sich nicht wundern, wenn die Möglichkeiten, die damit gegeben sind auch dreist ausgenutzt werden. In Sachen Heizen ist das jedoch mehrfach ungerecht, denn die Unmengen an Schadstoffen, die damit zusätzlich unerlaubt erzeugt werden, die lastet man in der allgemeinen Berechnung der Industrie und vor allem dem Autoverkehr mit an, obwohl sie gar nicht in diesem Ausmaße daher stammen. Weiterhin verlangt man von jedem Autobesitzer in Deutschland, dass er regelmässig Abgasuntersuchungen mit einem gewissen Kostenaufwand erfolgreich absolviert und man verbietet Fahrzeugen, die gewisse Mindestgrenzen überschreiten, sogar in die Innenstädte zu fahren, aber zugleich öffnet man mit der freien Wahl der Heizmöglichkeit “Ofen” unkontrolliert alle Türen, um hier eine Heizpolitik voran zu treiben, die umweltpolitisch dem Stand von vor 100 Jahren entspricht. Wäre man bei den Fahrzeugen genau so großzügig, dann würde das bedeuten, dass wir ab sofort wieder mit benzinschluckenden Spritmonstern ohne Kat, ohne jede Filtertechnik, ohne saubere Motoren, wohlmöglich sogar noch mit ölverbrennenden Zweitakt - Stinkern mit langer blauer Rauchfahne am Auspuff durch unsere Innenstädte fahren dürften. Eine solche Politik ist einfach nur völlig ungerecht und widersinnig.

Eine Schlussfolgerung daraus könnte nur lauten: entweder wird jede einzelne Ofenheizstelle mit entsprechenden Filtern und Katalysatoren nachweislich nachgerüstet und auch regelmässig in seiner Funktion überprüft oder das Heizen mit “normalen” Öfen und Feuerstellen für Festbrennstoffe wird generell verboten. Man darf nicht hingehen und Millionen von Autofahrern, Millionen von Betreibern von Gas- und Ölheizungen immer drastischere Auflagen in Sachen Grenzwerten auferlegen, während man auf der anderen Seite Millionen von “Ferkeln”  unkontrolliert die Verpestung der Luft in einem Ausmaße zubilligt, welches den Zuständen von 1950 oder noch früher entspricht und sich dabei dann nur auf die günstige CO² - Bilanz vom Holzheizen beruft und, welch ein Hohn, damit dann noch Umweltaspekte für das Holzheizen anführt. In diesem Zusammenhang darf es dann auch kein Gegenargument gegen solche Forderungen nach Filtertechnik sein, wenn man sagt, dass von solchen Filtermaßnahmen die Ofenheizung derart drastisch verteuert würde, dass sie in ihren Gesamtkosten nicht mehr günstiger als das Heizen mit Gas oder Öl wäre. Gleiches Recht für alle ! Die Öl- oder Gasheizungsbesitzer hat man auch nie nach den damit verbundenen Kosten gefragt. Entweder müssen alle Schadstoff - Grenzwerte kontrolliert einhalten oder keiner ! Nach dem heutigen System jedenfalls ist die Gruppe der “Ofenheizer” die Einzige, die ausser dem normalen Schornsteinfegen keiner Beschränkung und Kontrolle unterliegt, die aber im Wesentlichen dazu beiträgt, dass wir in Zeiten der Heizperioden im Winter in unseren Städten heute schon wieder derart miese Luftzustände haben, wie vor 50 Jahren. In bestimmten Gegenden bekommt man im Winter ja draußen kaum noch Luft und ein Lüften der Wohnungen ist dort im Winter völlig unmöglich, weil alles nach Ofenheizung und unsachgemässer Ofenheizung stinkt. Vor über 20 Jahren war das noch anders, als das Heizen mit Holz noch nicht so “in” war, war auch im Winter die Luft in unseren Städten deutlich besser. Die Politik, die man in den letzten Jahren mit dem Propagieren von Holzheizungen betreibt, ist ein riesiger Schritt nach hinten und es ist nicht zu verstehen, wieso man damit jetzt wieder die Dinosaurier des Heizens aus dem Müllkorb der Geschichte kramt und dann noch als umweltfreundliche Heizart vortäuscht, nur weil man alleine auf die CO² - Werte schielt, obwohl man doch wissen müsste, welche anderen, für die Gesundheit wesentlich gefährlicheren Schadstoffe man sich damit verstärkt in die Luft zurück holt..

Heizen mit Holz ist zugleich Betrug und Verrat an all denjenigen, die mit anderen Heizungsarten heizen und dafür kostspielige Umweltauflagen erfüllen müssen sowie regelmässigen Kontrollen und Einmessungen ihrer Heizstellen unterliegen, obwohl deren Heizungen wesentlich sauberer sind (ausgenommen von der angeblich besseren CO² - Bilanz, die jedoch nur auf einem Denkfehler beruht), während man den Holzheizern Tür und Tor für die größte Umweltverschmutzung öffnet und das noch unter dem geradezu aberwitzigen und volksverdummenden Aspekt des Umweltschutzes. Auch bei den Autofahrern  läßt man keine Möglichkeit aus, sie aus umweltpolitischen Gründen zu drangsalieren, während man den Dinosaurier unter den Heizarten, nämlich die Holzheizung, völlig unkontrolliert “herumsauen” lässt.

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