Reichtum

Reichtum als gesellschaftspolitisches Ziel ?         Ein Beitrag aus dem Jahr 2008

Reichtum, Reichtum, überall hört man nur noch von Reichtum. Lottogewinne werden als Maßstab des einfachen Einkommens vorgegaukelt, die Gesellschaft hebt sich im Alltagsgefühl selbst auf ein Einkommensniveau, welches sie bei weitem nicht hat, einmal abgesehen von einer kleinen Minderheit der Bevölkerung. Schauen Sie sich doch nur einmal Fernsehserien an, ich tue dies selten, am liebsten gar nicht, aber zuweilen bekommt man so ein paar Happen davon mit. Dort fährt fast jeder mindestens einen 40.000 - Euro BMW, wenn nicht gleich einen 60.000 - Euro - Mercedes. Haben Sie in einer der Fernsehhandlungen der letzten 10 Jahre schon mal einen der Haupt - Agitatoren mit einem Suzuki - Alto oder auch nur einem Ford - Fiesta, VW-Polo, Opel-Corsa oder gar einem kleinen Fiat oder Renault fahren gesehen? Mit Sicherheit nicht. Jeder fährt eine Protzkiste, jeder wohnt in einem mindestens 1 Million Euro teuren Luxusbungalow oder gleich in einer Villa. Das erzeugt ein ganz falsches Bild von den Durchschnittsdeutschen bei den echten  Durchschnittsdeutschen selbst und vor allem auch im Ausland. Vielleicht hat auch dieses falsche Bild durch zu viel Westfernsehen damals die Bürger im Osten glauben gemacht, dass hier jeder mindestens das Geld für eine Luxuskarosse jeden Monat nach Hause bringt ohne viel dafür zu tun. Wäre dieses falsche Bild bei denen nicht im Kopf herumgegeistert, wer weiß, ob es dann jemals eine Wiedervereinigung gegeben hätte. Doch darüber möchte ich jetzt gar nicht spekulieren. Ich verstehe diesen ständigen Drang nach Reichtum nur nicht. Früher hatte ich zugegebenermaßen zwar auch diesen Drang, zumindest in einer gewissen Stärke, aber seit meiner Krankheit hat sich soviel für mich verändert, dass vor allem dieser ständige Drang nach mehr Einkommen mir weitgehend abhanden gekommen ist. Gewiss will ich meinen jetzigen Standard halten, das ist gar keine Frage, aber wenn ich diesen Standard halten kann, dann bin ich schon restlos zufrieden und jeder Hang nach mehr Einkommen, nach dickerem Auto, nach einer Luxuswohnung, nach einem eigenen Schwimmbad oder einem eigenem Boot oder gar einem eigenen Flugzeug, existiert für mich nicht. Solche Dinge bedeuten mir nahezu nichts. Ich sehe kein erstrebenswertes Ziel darin, im nächsten Monat Millionär zu werden, das kratzt mich gar nicht, vielleicht auch nur, weil ich weiß, dass daraus nichts wird. Weshalb soll ich dann mein Gedankenwerk mit solchen Traumvorstellungen voll stopfen? Damit will ich nicht behaupten, dass ich überhaupt keine Wünsche hätte, aber sie spielen sich in einer Kategorie ab, die für mich in einer gewissen greifbaren Nähe liegen könnten. Da bescheide ich mich lieber mit dem Wunsch, ab nächstem Monat 100 oder vielleicht auch wenigstens nur 20 Euro mehr an Einnahmen oder Rücklagen zu haben. Das wäre so ein Wunsch, der in einer halbwegs greifbaren Entfernung läge und der wenigstens eine gewisse Chance auf Erfüllung hat. Ein Bekannter von mir bessert seine Haushaltslage damit auf, dass er an Wochenenden häufig Flohmärkte mit Gebrauchtwaren beschickt. Das kann ich nicht, weil ich nichts derartiges anzubieten habe. Er sagt, er verdient in guten Monaten damit schon mal bis zu 500 Euro hinzu und in schlechten sind es auch schon mal nur 50 Euro. Wenn jemand das regelmäßig macht, müsste er eigentlich sogar ein Gewerbe anmelden, aber das macht er nicht. Er beschickt so auch nicht kurz hintereinander Flohmärkte im gleichen Gebiet, wenn er diese Woche in Stuttgart-Vaihingen den Flohmarkt beschickt, dann ist er nächste Woche vielleicht auf einem Flohmarkt in Heidenheim oder in Dinkelsbühl. Dann fällt das nicht auf, weil mögliche Kontrolleure immer nur in einer Region verbleiben und die Kontrollettis aus Dinkelsbühl sind völlig andere, als die in Stuttgart. Man kann die Gefahr damit aufzufallen sicherlich als beinahe 0 bezeichnen. So habe ich ihn einmal gefragt, woher er denn seine Waren bekommt. Das ist so simpel, dass man sich fast schon schämt, es zu sagen. Er sammelt 95 % seiner Waren auf den Sperrmüllabfuhren im Umkreis von 250 Kilometern ein. Die restlichen 5 % kauft er von Gelegenheitsposten hinzu. Uninteressant finde ich das nicht, weil es in einem realisierbaren Bereich ist und nicht, wie ein imaginärer Lottogewinn, einem ständig vor die Nase gehalten wird, obwohl die Wahrscheinlichkeit weit unter 0,001 % liegt, diesen fetten Gewinn zu machen.
In diesem Gesamtzusammenhang muss man sicher auch erwähnen, dass nach meinen Beobachtungen sicherlich heute 60 bis 70 % aller Leute, die ihrem Umfeld vorgaukeln reich zu sein, in Wahrheit alles nur auf Pump, sprich Kredite aufbauen. Für mich sind auf Kredit gekaufte Sachen kein Eigentum, das ist absolut das Gleiche, wie sich mit fremden Federn zu schmücken. Hohle Luftnummern, nicht mehr. Sie kennen vielleicht meine Einstellung dazu schon aus anderen Beiträgen von mir. Wohin am Ende ein auf Kredite aufgebautes System führt, das sieht man ja jetzt sehr schön an der Finanzkrise. Noch absurder finde ich die jetzt aufkommenden Vorschläge, zu versuchen sich mit noch mehr Krediten sozusagen am eigenen Schopf aus dem Schlamasel zu ziehen. Die Art und Weise, wie angebliche Wirtschaftsfachleute einem vorgaukeln wollen, wieder einmal alles nur auf Krediten aufbauend dauerhaft ans Laufen zu bringen, vergleiche ich ein wenig mit einem Perpetuum Mobile, was auch ein schöner Gedanke ist, der aber leider nie funktioniert. So wie ich bei einer Maschine irgendwann und irgendwie immer wieder echte Energie zuführen muss, weil sie sonst über kurz oder lang doch stehen bleibt, so ähnlich können Wirtschaftsgebilde langfristig nur dann funktionieren, wenn den Luftnummern von Krediten irgendwann einmal auch ein realer Wert gegenüber steht, ist das nicht der Fall, dann bricht die Sache zusammen. Das Problem dabei ist nur, dass es die Ganoven, die alles auf Kredite aufbauen, und für mich sind das Ganoven, es später nur allzuoft schaffen, dass andere dann ihre realen Werte verlieren, weil die zum Ausbügeln der Fehler der hohlen Systeme von diesen Erzganoven verheizt werden und das, ohne selbst einen Einfluß darauf zu haben. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, eine Wirtschaft, die alles auf Kredite aufbaut, kann auf lange Sicht nicht funktionieren, weil irgendwann die realen Werte abgefordert werden und die sind dann in der Summe nicht da. Das gilt im Kleinen genauso wie im Großen.

Doch dazu später noch mehr.

 

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